Der Ox-und-Esel-Boykott
Der „Sittenwächter“ Hans Lunger ruft zum Boykott des Kindertheaterstücks „Ox & Esel“ im Brunecker Stadttheater auf. Die Hintergründe.
von Artur Oberhofer
Das Schreiben von Hans Lunger geht an Kindergarten- und Schuldirektoren, an Politiker, insgesamt an 4.000 Personen.
Der „Sittenwächter“:aus Vahrn ruft darin zum Boykott eines Kindertheaterstücks auf, das vom Stadttheater Bruneck aufgeführt wird.
Hans Lunger schreibt in seiner Funktion als Vorsitzender des (erzkonservativen) Vereins für christliche Erziehung ganz alarmiert:
„Das Stadttheater Bruneck beabsichtigt, im Dezember 2017 – also während der Adventszeit – l0 Mal das Kindertheaterstück ,Ox & Esel’ für Kinder ab 4 Jahren aufzuführen.
Es geht dabei um ein Stück über die Geburt des Sohnes Gottes, Jesus Christus. Dabei wird nicht nur die Gotteskindschaft des Jesu Kindes offensichtlich geleugnet, sondern die ganze heilige Familie, vor allem aber auch Maria und Josef, werden in ungeheuerlicher Weise beschimpft, verleumdet und lächerlich gemacht.
Dies geht eindeutig aus der Homepage des Stadttheaters Bruneck auf deren Internetseite hervor, auf welcher folgendes steht:
,Ox kommt nach Hause in seinen Stall – und da liegt doch tatsächlich ein kleines Häufchen Mensch in seiner Krippe. Das ist ja wohl die Höhe. Esel muss her, aber der ist eh nie da, wenn man ihn braucht. Und als er endlich kommt, wissen beide nicht, was und wohin mit dem kleinen ,Matthias’, der draußen von Soldaten und drei komischen Männern gesucht wird. Ein Soldat wird in die Flucht geschlagen, und die beiden liebenswerten Tiere übernehmen die Elternschaft, bis die wahren Eltern, Josef und Mechthild – oder so – vom Shoppen zurück sind.
Mit ungestümer Freude genießen die Zuschauer ihren Heidenspaß an dieser Version der christlichen Geschichte, ohne die Figuren lächerlich zu machen. Und wenn Ox und Esel am Ende das Kleine im Heu adoptieren, lieben nicht nur Kinder diese hinreißenden, großherzigen Tiere. Das Stück ist so gut, dass es Weihnachten überdauert.‘“
Hans Lunger spricht von einem „gotteslästerlichen Weihnachtstheater“ und ruft nicht nur zum Boykott des Stücks aus, sondern fordert die Landesregierung auf, dem Stadttheater Bruneck die Beiträge zu streichen.
Die Reaktion der Theatermacher aus Bruneck kommt prompt.
Klaus Gasperi sagt gegenüber der TAGESZEITUNG:
„Wieder einmal schießt sich Dr. Lunger auf das Stadttheater Bruneck ein und versucht, LehrerInnen und Eltern vom ‚sündigen‘ Stadttheater fernzuhalten. In einem Rundschreiben verdammt er ein Theaterstück für Kinder, das erst ab 10. Dezember (!) aufgeführt wird und das er deshalb gar nicht gesehen haben kann!“
Warum ignorieren die Rienzstädter Theatermacher diesen Boykottaufruf nicht einfach?
„Wir haben beschlossen zu reagieren“, erklärt Klaus Gasperi, „da wir befürchten, dass einige – und Gott sei Dank ganz wenige – LehrerInnen und DirektorInnen auf diese Hetzkampagne reinfallen könnten und sich nicht mehr trauen, die Schülervorstellungen mit ihren Klassen zu besuchen.“
Um was geht es in dem Theaterstück wirklich?
Ox und Esel werden in ihrem Stall von einem schreienden Menschenkind überrascht, das ausgerechnet in ihrer Krippe liegt – und von den Eltern ist weit und breit nichts zu sehen.
Könnte das nicht ein ganz besonderes Kind sein?
In dieser merkwürdigen Nacht wachsen Ox und Esel zu einem fürsorglichen Adoptivgespann zusammen – bis die wahren Eltern zurückkommen.
„Ox & Esel“ erzählt mit viel Humor über Verantwortung, Mut, Eltern- und Nächstenliebe, und dabei werden weder die Geschichte noch ihre Protagonisten lächerlich gemacht. „Im Gegenteil“, so Klaus Gasperi, „liebevoll wird die Großherzigkeit der tierischen Adoptiveltern geschildert.“
Dieses „pädagogisch wertvolle Kinderstück“, so Gasperi, werde von Stadt-, Staats- und Landestheatern in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich, Dänemark, Norwegen, Polen, Brasilien usw. seit Jahren mit größtem Erfolg aufgeführt und überall von Kindern, Eltern, Pädagogen und Medien begeistert aufgenommen.
So schreibt beispielsweise die „Neue Rhein Zeitung“ über die Protagonisten Ox und Esel:
„Ein feines Duo. Ein komisches sowieso. Mit ungestümer Freude genießen sie ihren Heidenspaß an dieser Version der christlichen Geschichte, ohne die Figuren lächerlich zu machen. Das Stück ist so gut, dass es Weihnachten überdauert.“
Ein weiteres Zitat aus der „Westdeutsche Zeitung“:
„Ein urkomischer und bisweilen rührender Spaß und eine gar nicht respektlose Clowneske der Weihnachtsgeschichte.“
Klaus Gasperi glaubt (und hofft), dass die „an den Haaren herbeigezogenen Zwischenrufe des Hans Lunger, der das Stück weder kennt, noch gesehen hat, dadurch ad Absurdum geführt werden“.
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Kommentare (14)
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pingoballino1955
Herr Lunger,behalten sie Ihre Meinung für sich,sie ist nämlich weltfremd und in meinen Augen nicht würdig über die Medien zu verbreiten,einfach nur erzkonservativ und von vorgestern.Welche Meinungen die Demokratie nicht alles aushalten muss,schrecklich!!!!
robby
Eine bessere Werbung kann das Theaterstück ja gar nicht bekommen als von diesem verkorksten Lunger angefeindet zu werden. Sie sollten ihm dankbar sein.
Was allerdings „watschi“ hineininterpretiert ist mindestens genauso abstrus wie die Aussage des Herrn Lunger.