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„Ideologische Anamnese“

Ein Brixner Arzt hat in der Anamnese eines verunfallten und nicht gegen Tetanus geimpften Kindes den Zusatz „Impfgegner“ vermerkt. Darf er das?

Andreas Pöder von der BürgerUnion ist fuchsteufelswild: „Ich fordere von der Ärztekammer den Entzug der Zulassung für Ärzte und Disziplinarmaßnahmen durch die Landesregierung.“

Was ist geschehen?

Vor wenigen Wochen ist ein Kleinkind nach einem Unfall im Brixner Spital behandelt worden. Neben den relevanten Angaben zum Patienten steht im Befund des Krankenhausarztes, dass das Kind nicht gegen Tetanus geimpft sei. „So weit, so gut“, so Andreas Pöder. „Völlig inakzeptabel“, so der Abgeordnete der BürgerUnion sei allerdings der in der Anamnese vermerkte Zusatz: „Impfgegner.“

Andreas Pöder spricht von eine „ideologischen Anamnese durch Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern“, die „skandalös“ sei und Konsequenzen nach sich ziehen müsse.

Es stehe einem Arzt weder zu, die politische oder ethische oder ideologische Einstellung von Patienten oder der Eltern von Patienten zu beurteilen, noch diese zu erfassen, so Pöder. Sofern die Eltern besagten Kindes überhaupt Impfgegner sind, was eine fehlende Impfung nicht unbedingt voraussetzt, habe dieser Vermerk rein gar nichts in einem medizinischen Befund verloren.

Pöder hat nun eine Landtagsanfrage gestellt und fordert ein Einschreiten der Landesregierung.

Der Wortlaut der Anfrage:

In Brixen musste im November dieses Jahres ein ungeimpftes Kleinkind nach einem Unfall behandelt werden. Neben den relevanten Angaben zum Patienten steht in der Anamnese, das Kind sei nicht gegen Tetanus geimpft, was ja ebenfalls von Relevanz ist. Unverständlich allerdings der darauffolgende Vermerk „Impfgegner“. Es steht einem Arzt weder zu, die politische oder ethische Richtung von Patienten zu beurteilen, noch diese zu erfassen. Sofern die Eltern besagten Kindes überhaupt Impfgegner sind, was eine fehlende Impfung nicht unbedingt voraussetzt, hat dieser Vermerk rein gar nichts auf einem medizinischen Befund verloren.

Dies vorausgeschickt, bitte ich die Landesregierung um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Ist die Landesregierung der Meinung, dass „Impfgegner“ Teil einer Anamnese zu sein hat?
  2. Welche weiteren weltanschaulichen, politischen oder ethischen Positionen von Patienten werden von der Sanitätseinheit erfasst?
  3. Wird die Landesregierung Hinweise auf weltanschauliche, politische oder ethische Positionen auf Anamnese weiterhin befürworten?
  4. Falls die Landesregierung dies nicht billigt, welche Maßnahmen gedenkt sie zu ergreifen, um diese Vorgehensweise zu verhindern?

 

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Kommentare (16)

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  • paul1

    Jeder Impfgegner soll auch öffentlich zu seiner Entscheidung stehen, warum nicht….? aber anschließend bei einem Rückfall oder bei einer Komplikation den Arzt verklangen, soweit sind wir schon.

  • guyfawkes

    Wenn der Arzt vermerkt hätte „Impfung verweigert“ dann wäre wohl alles OK gewesen, oder Herr Pöder?
    Den Entzug der Zulassung zu fordern ist mehr als lächerlich, passt aber zu den sonstigen „Aktionen“ von Herrn Pöder.

    Offensichtlich ist die Bezeichnung „Impfgegner“ in den Augen des Herrn Pöder negativ behaftet – sonst müsste er sich ja nicht so aufregen. Dies ist insofern amüsant, dass die „Impfgegner“ sich selbst ja als die „Aufgeklärten“, „Informierten“, „Wissenden“ betrachten, die die Weisheit gepachtet haben und Alles besser wissen als Ärzte und Wissenschaftler (welche ja bekanntlich mit den Regierungen und der bösen Pharmaindustrie unter einer Decke stecken).

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