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(Un)geimpfte Kirche

Posse um die Unterschriftensammlung zum Impf-Volksbegehren in Pfunders: Weil der Pfarrer in der Kirche die Aktion ankündigte, musste er viel Kritik einstecken.

von Silke Hinterwaldner

Erna Marsoner Huber ist stolz.

An den vergangenen zwei Wochenenden hat sie in ihrer Heimatgemeinde Vintl mit dem Sammeln von Unterschriften für ein Volksbegehren zur Impffreiheit begonnen.

Nach der Heiligen Messe in Pfunders vor zehn Tagen hat sie gemeinsam mit ihren Mitstreitern 28 Unterschriften gesammelt, am Sonntag darauf waren es in Weitental 24. In den nächsten Tagen und Wochen werden auch die anderen Ortschaften in Vintl folgen. „Wenn alle Gemeinden in Südtirol so fleißig sind wie wir“, sagt Erna Marsoner Huber, „schaffen wir die notwendigen 8.000 Unterschriften bis Februar locker.“

Die Initiative für dieses Volksbegehren geht vom Landtagsabgeordneten Andreas Pöder aus, mittlerweile wird es auch von weiten Teilen der Opposition für gut befunden. Aber mit der SVP wehrt sich die Regierungspartei gegen eine solche Vorgehensweise, auch weil der Schutz der Gesundheit nicht im Kompetenzbereich des Landes liege.

Erna Marsoner Huber war früher bei den Freiheitlichen, ist aber mittlerweile Mitglied bei Pöders Bürgerunion, weil sie sich dort am besten aufgehoben fühle. In der Diskussion um die Pflichtimpfungen, betont sie mit Nachdruck, gehe es ihr aber nicht um Parteipolitik, „sondern darum, dass die Eltern entscheiden können, was für ihre Kinder das Beste sei. Schließlich tragen sie die Verantwortung“.

So weit, so klar: Das Thema beherrscht seit Wochen und Monaten die öffentliche Debatte in Südtirol. Die Fronten zwischen Impfgegnern und Befürwortern sind verhärtet. Das hat sich auch bei der Unterschriftensammlung in Pfunders in aller Deutlichkeit gezeigt. Was dort vorgefallen ist, amüsiert die einen und ärgert die anderen.

Sonntag, 12. November vormittags in Pfunders: Bevor Pfarrer Albin Peskoller den Segen erteilt, macht er noch eine Ankündigung, die Folgen haben würde. Ohne weiter auszuholen erklärt er, dass im Anschluss an die Heilige Messe vor dem Schulhaus in Pfunders Unterschriften für die Abhaltung genannten Volksbegehrens gesammelt würden. Es war wohl mehr die Ankündigung einer Initiative als ein gesundheitspolitisches Statement.

Und trotzdem. Im Anschluss daran musste sich der Pfarrer einiges an Kritik gefallen lassen. Zum Beispiel: „Pfarrer Albin, das gehört hier nicht her!“ Oder: „Die Unterschriftensammlung geht nur vom Pöder aus und man unterstützt damit nur ihn.“ Das ließ den Pfarrer kurz zweifeln, ob er das Richtige getan hatte. Und trotzdem ließ er sich nicht vom Weg abbringen und kündigte am Sonntag vor vier Tagen bei der Messe in Weitental die Unterschriftenaktion noch einmal an – wohl wissend, dass dies manchen gar nicht gefällt. Dabei muss man bedenken: Sowohl in Pfunders als auch in Weitental ist es durchaus üblich, dass der Pfarrer während der Heiligen Messe so etwas wie einen Veranstaltungskalender verliest. Dabei informiert er seine Schäfchen darüber, was im Dorf so los ist. Ihm erschien es wohl angemessen, die Unterschriftensammlung dabei nicht auszuklammern.

Erna Marsoner Huber spricht Pfarrer Albin Peskoller dafür ihre Hochachtung aus. „Er musste zu Unrecht viel Kritik einstecken“, sagt sie – und wird auf jeden Fall ihren eigenen Weg weitergehen, unabhängig davon, was die Leute reden.

 

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