„Vielzahl an Gefahren“
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werde laufend reduziert, aber ganz darauf verzichten könne die Landwirtschaft auch in Zukunft nicht, hieß es auf einer Tagung.
Schädlinge und Krankheiten stellen die Landwirtschaft regelmäßig vor große Herausforderungen. Wie den Obst- und Weinbauern der Schutz ihrer Ernte gelingt und welche Rolle dabei der Pflanzenschutz spielt, erörterten Fachleute am Samstagvormittag auf der Bauernbund-Aktionsbühne der Agrialp.
Das Fazit: Dank Forschung und Sortenzucht wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln laufend reduziert, aber ganz darauf verzichten kann die Landwirtschaft auch in Zukunft nicht.
Eingeladen zur Podiumsdiskussion hatte der Bauernbund den Leiter des Institutes für Pflanzengesundheit an der Laimburg, Klaus Marschall, den Koordinator des Beratungsringes für Obst und Weinbau Robert Wiedmer sowie Manfred Pechlaner vom Hagelschutzkonsortium Südtirol.
„Der Pflanzenschutz ist ein notwendiger und essenzieller Bestandteil der Pflanzenproduktion“, unterstrich Marschall. „Die landwirtschaftliche Produktion ist bis zur Ernte einer Vielzahl an Gefahren ausgesetzt“, erklärte er.
Die meisten Schädlinge und Krankheitserreger könne die Pflanze selber abwehren, andere jedoch nicht. „Durch den globalen Handel gelangen neue Schädlingsarten nach Südtirol, die hierzulande keine natürlichen Gegenspieler haben“, so Marschall. Er nannte die Kirschessigfliege und die marmorierte Baumwanze als Beispiele. Das Phänomen importierter Schädlinge sei zwar kein neues, so Marschall: „Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass die Klimaerwärmung die Ausbreitung neuer Schädlinge und Krankheitserreger in Südtirol begünstigt.“
Bevor Schädlinge mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden, stehe laut Marschall jahrelange Forschungsarbeit. „Wir arbeiten mit Instituten in ganz Europa zusammen und schauen, wie sich Schädlinge im Einzelfall verhalten und wie sie in Schach zu halten sind. Erst, wenn eine Schädlingsart eine Bedrohung für die Pflanzkulturen darstellt und sie nicht anders abzuwehren ist, empfehlen wir Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln“, so der Experte.
Beratungsring-Koordinator Wiedmer unterstrich, dass der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur ein Faktor von mehreren ist. Neben der Forschung gewinne die Sortenzucht eine immer größere Bedeutung in der Schädlingsabwehr. „Bislang seien resistente Apfelsorten am Markt gescheitert, aber neue Sorten sind von Aussehen, Geschmack und Lagerfähigkeit her vielversprechend“, kündigte Wiedmer an. Marschall betonte, dass resistente Sorten aber nicht gegen alle Schädlinge immun seien. „Durch resistente Sorten können die Bauern die Anzahl der Behandlungen stark reduzieren, aber nicht völlig auf Pflanzenschutzmittel verzichten“, so der Laimburg-Experte.
Neben Krankheiten und Schädlingen stellen Unwetter wie Hagelschläge, strenge Fröste und wochenlange Trockenheit eine Gefahr für die Landwirtschaft dar. Wegen des Klimawandels würden derartige Wetterereignisse in Südtirol häufiger auftreten. Besonders schlimm war das heurige Jahr, stellte Manfred Pechlaner vom Hagelschutzkonsortium fest: „Nie zuvor verzeichneten wir so große Schäden, wobei es die Bauern im Unterland und Eisacktal besonders hart traf.“ Die Bauern reagieren, indem sie ihre Ernte mit Hagelnetzen schützen oder eine Versicherung abschließen.
Dass eine Versicherung aber nicht sämtliche Ausfälle absichert, stellte Pechlaner klar: „Die Versicherung ist kein Ersatz für entgangenen Verkaufserlös, sondern hat den Zweck, die Produktionskosten des Bauern zu decken.“
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