The Square
Der mit der Cannes-Palme ausgezeichnete Film erzählt Skurriles rund um den modernen Kunstbetrieb.
von Renate Mumelter
Im Mittelpunkt von „The Square“ steht der smarte Museumskurator Christian. Von ihm erfährt man im Lauf der 142 Filmminuten ziemlich viel, von allen anderen, denen er begegnet, so gut wie nichts. Während Östlund in „Höhere Gewalt“ subtil Charaktere zeichnete, verzichtet er diesmal weitgehend darauf. Die 142 Spielminuten schildern eine allgemeine Verfasstheit, die Verfasstheit des aufgeschlossenen Bildungsbürgertums, das an sich selbst glaubt, mit dem Rest der Welt aber nicht unbedingt produktiv umgehen kann. Da findet dann alles Platz, von den gnadenlosen Büffetstürmern über hilflose Opfer von Performancekunst bis zu Kunstwerken, die dem Reinigungspersonal zum Opfer fallen. Das alles selbstredend in gestylten Wohnungen und noblen Kulturräumen. „The Square“ erzählt aber auch von Marketingstrategien, die sich gezwungen sehen, gnadenlos alles zu nutzen, was Aufmerksamkeit im Netz garantiert, und er erzählt von einem Quadrat, einem Platz, dem Square eben, dem Kunstwerk als „Zufluchtsort, an dem Vertrauen und Fürsorge herrschen. Hier haben alle die gleichen Rechte und Pflichten.“ Abgerundet wird durch Obdachlose am Straßenrand, Bettelnde im Bahnhofsviertel, weniger Glückliche in Siedlungen am Stadtrand.
Östlund kann erzählen, er kann ins Bild setzen, er kann Soundtrack und Schnitt, er startet schwungvoll und witzig und wird auch später nicht fad, nur dass er erzählt, was man eh schon weiß.„The Square“ zeichnet Kälte, die aus Angst so tut als nähme sie Anteil an der Welt. Und eine Frage bleibt: Sind überlange Filme selbstverliebt oder besonders großzügig?
The Square (SE/DK/USA/FR 2017), 142 Min., Regie: Ruben Östlund mit Claes Bang. Bewertung: Selbstverliebt
Was es sonst noch gibt: „Weit“ (Publikumsliebling seit 5 Wochen), „Victoria&Abdul“, „17 ragazze“ (MI 20h), „The English Patient“ (FR 18.30 CinèMuseum)
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