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Risikoarme Geburten

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Der neue Betreuungspfad „Rund um die Geburt“ geht in die Umsetzungsphase. Die Projektgruppe hat das Konzept für die Betreuung risikoarmer Geburten vorgestellt.

Bei einer Erhebung im Jahr 2015 wurde festgestellt, dass die Betreuung rund um die Geburt in Südtirol ganz unterschiedlich organisiert wird.

Daraufhin hat Gesundheitslandesrätin Martha Stocker eine Arbeitsgruppe aus Gynäkologen, Hebammen, Kinderärzten, Anästhesisten, Krankenpflegern, Kinderkrankenpflegern und Sanitätsassistenten beauftragt, einheitliche Richtlinien auszuarbeiten, welche Untersuchungen in welchem Stadium der Schwangerschaft durchgeführt werden sollen und wie die Betreuung vor, während und nach der Geburt bis zum ersten Lebensjahr des Kindes in Südtirol sein soll.

Auftakt dazu war eine Tagung im Februar 2016, an der 133 Fachkräfte gemeinsam die Arbeiten dazu aufgenommen haben. „Ein einheitlicher Pfad für die Betreuung von Frauen vor, während und nach der Geburt ist wichtig für die Gewährleistung unseres hohen Qualitätsstandards landesweit und die Sicherheit und respektiert die individuellen Bedürfnisse der Frau und des Neugeborenen“, sagte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker bei einer Tagung in Bozen und betonte, wie ambitioniert das Projekt sei. Gute Nachrichten kamen dabei aus Rom:

Der Vertreter des Gesundheitsministeriums, Gianfranco Iorizzo, bestätigte, dass die geplanten Maßnahmen – sie betreffen vorerst risikoarme Geburten – den staatlichen Vorgaben entsprechen, einen innovativen und respektvollen Ansatz mit Vorbildcharakter verfolgen und somit umgesetzt werden können.

Eines der zentralen Ergebnisse der Arbeitsgruppe: Was nötig ist, soll natürlich weiterhin im Krankenhaus gemacht werden, was möglich ist, jedoch in den Sprengeln vor Ort und zuhause. Für Geburten mit niedrigem Risiko sollen auch hebammengeführte Kreissäle in den Krankenhäusern mit Geburtenstationen eingeführt werden.

Alle weiteren vorgeschriebenen Fachkräfte, sprich Gynäkologen, Kinderärzte und Anästhesisten, sind zwar anwesend, schreiten aber nur im Notfall ein. Ganz wesentlich bei der Entscheidung darüber, wie eine Frau in der Schwangerschaft, während und nach der Geburt betreut werden soll, ist also die Einschätzung des Risikos, das mit der Schwangerschaft verbunden ist. „Die meisten Frauen würden in die Gruppe des niedrigen Risikos fallen“, sagte der Bozner Primar Sergio Messini. Auf diese Weise würden auch ärztliche Kapazitäten für Frauen frei, die in der Schwangerschaft eine engmaschige Betreuung brauchen.

„Bei einer Geburt mit niedrigem Risiko kann die Verantwortung in unserem System also verstärkt bei den Hebammen liegen“, hielt Marianne Siller, Pflegedirektorin des Sanitätsbetriebs fest. Schon im August waren in Hinblick auf die Umsetzung dieses Betreuungspfades zusätzliche Stellen für Hebammen genehmigt worden. Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler ging auf die nächsten Schritte zur Umsetzung des Plans nach Genehmigung durch die Landesregierung ein:

Wichtig sei zum Beispiel, wie der Übergang von der Betreuung zu Hause zur Geburt im Krankenhaus und vom Krankenhaus wieder zurück in die wohnortnahe Versorgung gestaltet wird. Um diese Übergänge gut gestalten zu können, brauche es neben einheitlichen Vorgaben für Behandlungen und Protokolle auch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten in den einzelnen Bereichen, etwa durch gemeinsame Schulungen. Zudem seien beispielsweise auch Kriterien für die geburtshilfliche Schmerztherapie auszuarbeiten.

In sieben moderierten Gruppen diskutierten die Teilnehmer über den vorgelegten neuen Betreuungspfad und darüber, wie man ihn am besten umsetzen kann. „Der Prozess hat jetzt begonnen, er ist noch nicht abgeschlossen“, sagte der Brunecker Primar Martin Steinkasserer. Er und Sandra Girardi, Hebamme und Mitarbeiterin der Dienststelle für Qualität des Sanitätsbetriebes, wurden mit der Umsetzung des Plans beauftragt.

In vier Arbeitsgruppen, die auf Bezirksebene angesiedelt werden sollen, werden Fachleute aus allen betroffenen Bereichen die Maßnahmen, die zur Erreichung des neuen landesweiten Betreuungsstandards umzusetzen sind, in Angriff nehmen, sagte Girardi. Die Gruppen sollen bis Mitte Dezember gebildet werden und mit Jänner 2018 ihre Arbeit aufnehmen.

Fachlich und methodisch haben Pflegedienstleiter Harald Frena und Qualitätsreferentin Marina Cattoi – beide vom Gesundheitsbezirk Brixen – den gesamten Prozess begleitet.

Veronika Rabensteiner, Direktorin des Amtes für Gesundheitsordnung, kündigte an, dass die Arbeitsgruppe nun auch einen Betreuungspfad für Geburten mit mittlerem und höherem Risiko, einheitliche Richtlinien für Geburtsvorbereitungskurse und Maßnahmen für den Umgang mit Frauen aus anderen Kulturkreisen ausarbeiten wird.

 

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