Retter in Not
Von wegen egoistische Volkspartei: Wie SVP-Fraktionsvize Oswald Schiefer den Grünen eine einstimmige Mehrheit im Regionalrat gesichert hat.
Von Matthias Kofler
Für die Grünen war es einer der größten Erfolge der Legislaturperiode: Einstimmig hat der Regionalrat in seiner letzten Sitzung einen Beschlussantrag der Abgeordneten Brigitte Foppa zur alten Fleimstalbahn gutgeheißen. Sage und schreibe 50 Volksvertreter stimmten mit Ja. Dabei ist ein Votum ohne Gegenstimme bzw. Enthaltung eine absolute Seltenheit im Hohen Haus.
In Zukunft werden an den wichtigsten Stellen der Bahnstrecke Informationstafeln daran erinnern, dass anlässlich ihres Bau vor einem Jahrhundert tausende Menschen gezwungen waren, in fieberhaftem Tempo und in unmenschlicher Weise an seiner Fertigstellung zu arbeiten. Viele der 1500 Kriegsgefangenen, die als Zwangsarbeiter eingesetzt waren, starben während dieses Unterfangens an Krankheit und Entbehrung. Am Bau der Fleimstalbahn waren 6.000 Arbeiter, davon 3.900 Zivilisten, 600 Militärpersonen und 1500 Kriegsgefangene, vor allem Serben, Russen und Montenegriner, beteiligt. Viele dieser Gefangenen starben durch Krankheit und Entbehrung. Auch viele Frauen, vor allem im letzten Teil der Strecke, leisteten ihren Beitrag. Heute ist die alte Bahntrasse des Fleimstals mit ihren Tunnels, Viadukten und Brücken ein beliebter Rad- und Wanderweg, aber nur wenige kennen die Geschichte und das traurige Schicksal tausender Menschen, die gezwungen wurden, in fieberhaftem Tempo und in unmenschlicher Weise an diesem Bau zu arbeiten.
Brigitte Foppa freute sich tierisch über ihren Triumph im Regionalrat: „Der historischen Korrektheit halber und aus Respekt vor so vielen Menschen, die in diesem Fall wider Willen ihr Leben dafür gaben, halten wir es für unsere Pflicht, offiziell ein sichtbares Zeichen der Anerkennung zu setzen, damit die historische Wahrheit über diese Zeit in der kollektiven Erinnerung weiterleben kann“, sagt die Grünen-Politikerin.
Was viele nicht wissen: Der Antrag hätte nie und nimmer eine Mehrheit gefunden, wenn nicht SVP-Fraktionsvize Oswald Schiefer im Vorfeld der Abstimmung interveniert hätte.
Der Unterlandler Bezirksobmann gab den Abgeordneten der Ökopartei den entscheidenden Tipp: Der Text des Beschlussantrags sollte so umformuliert werden, dass jegliche rechtliche Zweifel an der Umsetzbarkeit des Beschlussantrags beseitigt werden konnten. Schiefer schlug vor, dass die betroffenen Bezirke Unterland, Fleimstal und Fassa bei der Region um entsprechende Mittel ansuchen sollen. Dafür hätte es aber keine rechtliche Grundlage gegeben, weil der Regionalrat hierfür keine Zuständigkeit hat. Es seien nämlich keine direkten Beiträge für solche Investitionen vorgesehen. Bezirksgemeinschaften oder Gemeinden könnten allerdings darum ansuchen, sagte Schiefer und erreichte auf diese Weise, dass Brigitte Foppa ihren Antrag umschrieb.
Auch die Kollegen aus der Opposition unterstützten den umformulierten Beschlussantrag. Alessandro Urzì bemerkte, dass auch die österreichisch-ungarische Monarchie zu unmenschlicher Gewalt fähig gewesen sei. Wie man es beim Faschismus tue, wie jüngst am Gerichtsplatz, so sollte auch hier an staatliche Gewalt erinnert werden. Bernhard Zimmerhofer (Süd-Tiroler Freiheit) unterstützte den Antrag, warnte aber vor Instrumentalisierung. Bei einem Projekt mit Friaul etwa sei der österreichische Teil ausgeblendet worden.
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Kommentare (2)
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andreas
Ist den Damen und Herren eigentlich nicht langsam klar, dass sie nur noch peinlich sind?
3 Tafeln aufstellen ist üblicherweise kein Problem, doch wenn sich Politiker damit beschäftigen, wird es langwierig, teuer und kompliziert, wohl deshalb, weil sie eine Daseinsberechtigung brauchen.
Urzi freut sich, Österreich anzuklagen, Foppa will die Welt belehren und Zimmerhofer schadet sich am wenigsten, wenn er schweigt.
Dass Foppa von Schiefer über die rechtliche Lage belehrt wurde, ist bezeichnend.