„Ich geh deutsche Schule“
Wurden ausländische Kinder früher großteils in italienische Bildungseinrichtungen geschickt, gibt es heute einen großen Andrang auf die deutschen Kindergärten und Schulen.
von Heinrich Schwarz
Inzwischen sind 14 Prozent der Kindergartenkinder in Südtirol ausländischer Herkunft. Jedes siebte Kind hat also keine italienische Staatsbürgerschaft. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren traf dies nur auf jedes hundertste Kindergartenkind zu, vor zehn Jahren auf jedes elfte.
Der Ausländeranteil in Südtirol liegt allgemein eigentlich nur bei neun Prozent. Der höhere Anteil im Kindergarten ist durch die höhere Geburtenrate bei ausländischen Frauen zu erklären.
Auf die Verteilung der Sprachgruppen in Südtirol können die Zuwanderung und die höhere Geburtenrate große Auswirkungen haben. Entsprechend groß war stets die Kritik – hauptsächlich von den deutschen Rechtsparteien –, dass die ausländischen Kinder mehrheitlich in italienische Bildungseinrichtungen geschickt werden und somit keinen Bezug zur deutschen Sprachgruppe und Kultur haben.
Seit einigen Jahren gibt es allerdings eine Trendumkehr. Konkret sind seit dem Jahr 2009 in den deutschen Kindergärten mehr ausländische Kinder untergebracht als in den italienischen – Tendenz steigend. In vergangenen Kindergartenjahr, so geht aus einer neuen Datensammlung des Statistikinstitutes ASTAT hervor, besuchten 1.369 Kinder mit ausländischer Staatsbürgerschaft einen deutschen Kindergarten und 879 einen italienischen (siehe auch Grafik).
Weil nun jedes Jahr entsprechend mehr „deutsche“ Ausländer in die Grundschule wechseln, verändern sich die Zahlen auch dort deutlich: Vor vier Jahren waren ausländische Kinder erstmals mehrheitlich in die deutschen Grundschulen eingeschrieben. Der Unterschied ist inzwischen beträchtlich. 1.755 ausländischen Kindern in den deutschsprachigen Grundschulen standen im letzten Schuljahr 1.574 in den italienischen gegenüber.
In den Mittelschulen gab es zuletzt schon fast einen „Gleichstand“. Gut möglich, dass bereits im laufenden Schuljahr – es gibt noch keine offiziellen Zahlen – die Mehrheit der ausländischen Mittelschüler in den deutschen Bildungseinrichtungen anzutreffen ist.
In der Oberschule hingegen sind die ausländischen Schüler noch mit großer Mehrheit in den italienischen Institutionen zu finden. Konkret waren es dort in den letzten Jahren stets fast doppelt so viele. Die Trendumkehr hat aber bereits begonnen. Im vergangenen Schuljahr besuchten fast 600 ausländische Jugendliche eine deutsche Oberschule, etwas mehr als 1.000 eine italienische.
Auch wenn die Mehrheit der ausländischen Kinder heute in die deutschsprachigen Bildungsanstalten eingeschrieben wird – aktuell zumindest in Kindergarten und Grundschule –, so gibt es im Verhältnis zur jeweiligen Gesamtschülerzahl dennoch große Unterschiede, da die italienische Sprachgruppe in Südtirol nun einmal viel kleiner ist. In den deutschen Kindergärten etwa liegt der Ausländeranteil „nur“ bei elf Prozent, in den italienischen hingegen bei über 24 Prozent. In den Grundschulen sind es neun gegenüber fast 25 Prozent. In den Mittelschulen sieben gegenüber 23 Prozent. Und in den Oberschulen fast fünf gegenüber 17 Prozent.
Natürlich gibt es auch in den einzelnen Landesteilen ganz unterschiedliche Situationen.
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Kommentare (4)
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andreas
Super, Kinder welche die Sprache nicht sprechen, steigern gewiss die Qualität des Unterrichts…