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Südtiroler Erfolgsrezept

Norbert Niederkofler ist Südtirols erster Drei-Sterne-Koch. Reinhard Steger, Präsident des Südtiroler Köcheverbands, über die Bedeutung dieser Auszeichnung und neidische Blicke aus dem Ausland. 

Tageszeitung: Herr Steger, Norbert Niederkofler wurde als erster Koch Südtirols mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Was bedeutet diese Auszeichnung für die Südtiroler Küche?

Reinhard Steger: Das ist einfach phänomenal: Vor 20 Jahren hätten wir es uns nie erträumt, dass drei Sterne in Südtirol überhaupt möglich sind. In erster Linie ist diese Auszeichnung ein riesiges Kompliment an die Entwicklung der Südtiroler Gastronomie und selbstverständlich wird die Person Norbert Niederkofler in ein ganz besonderes Licht gerückt. Sein jahrzehntelanger Einsatz auf höchstem Niveau wird geehrt.

Wird Südtirol nun auch im internationalen Licht neue Bedeutung bekommen?

Dieser dritte Stern rückt Südtirol definitiv in internationales Licht. Natürlich werden sich jetzt auch neue Märkte öffnen. In Südtirol haben wir mittlerweile eine extrem hohe Dichte an Sternen und Hauben und ich glaube, dass dies eine Bestätigung dafür ist, dass sich die Südtiroler Gastronomie in die richtige Richtung entwickelt. Jetzt wird die Welt mit Sicherheit noch stärker auf Südtirol blicken – in Italien gibt es immerhin nur neun Drei-Sterne-Restaurants. 

Erst vor knapp einem Monat hagelte es Kritik vom Schweizer Gault-Millau-Chef Urs Heller, der meinte: „Mit gutem Marketing kann man viel erreichen – denken Sie an Regionen mit schlechteren Köchen wie etwas Südtirol.“ Wie muss man diese Aussage nun betrachten?

Wir sind ein verdammt kleines Land, wir sind nur ein Bruchteil der Schweiz und von Außen sieht man die Dinge gerne etwas anders. Man darf aber nicht vergessen, dass die Schweiz im punkto Gastronomie eine komplett andere Geschichte hat: Die Schweiz hatte nie einen Weltkrieg, die Hotelbetriebe konnten sich dadurch entsprechend weiterentwickeln, während bei uns zwischen Krieg und Nachkriegszeit viel zusammengebrochen ist. Selbstverständlich sieht man jetzt, wo wir eine entsprechende Entwicklung durchgemacht haben, auch mit anderen Augen auf uns. Entscheidend ist, dass wir derartige Auszeichnungen positiv kommunizieren und jungen Köchen zeigen müssen, welche Dimension die Gastronomie für Südtirol hat. 

Kann man jetzt aber vielleicht auch sagen, dass aus dem Schweizer Chef der Neid gesprochen hat, da man eine Entwicklung wie jene in Südtirol in der Schweiz vermisst?

Die Schweizer haben die Aufgabe ihre Küche und ihre Spitzenköche zu verteidigen. Unsere Aufgabe ist es die Südtiroler Küche entsprechend zu positionieren. Dass das Ausland nach unserer rasanten Entwicklung mit Argusaugen zu uns schaut ist klar. Vielleicht ist diese Aussage aber auch aus dem Frust heraus entstanden, dass man in der Schweiz nicht so hinter dem Tourismus steht wie in Südtirol.

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