Loch im Herbst
Im Frühjahr und im Herbst bleiben Geschäfte, Bars und Hotels geschlossen: Warum vor allem im Gadertal die Gemeinden für eine Verlängerung der touristischen Saisonen kämpfen müssen.
von Silke Hinterwaldner
Außerhalb der Saison ist nichts los, Geschäfte, Bars und Restaurants bleiben geschlossen. Wer nach der Sonntagsmesse noch einen Kaffee trinken möchte, sucht vergeblich nach einem Lokal. Aber wenn zu Weihnachten und im Hochsommer die Touristen kommen, brummt das Geschäft. Dann wiederum ist so viel los, dass die vielen Touristen den Dorfbewohnern manchmal schon lästig sind.
„Das ist nicht gut für die Entwicklung in den Dörfern und Gemeinden“, sagt Philipp Moser, Präsident der Kaufleute im Bezirk Gadertal und Pustertal, „so etwas wird schnell zum sozialen Problem.“ Wenn das Wohnen in der Folge zu teuer wird und im Gegenzug aber Geschäfte und Bars nicht ganzjährig geöffnet haben, dann entscheiden sich junge Familien oft gegen einen solchen Wohnort. Betroffene Gemeinden versuchen hier gegenzusteuern, aber das ist ein schwieriges Unterfangen. Ziel muss es sein, nicht die Hochsaison noch weiter auszureizen, sondern vielmehr die Wertschöpfung besser auf das gesamte Jahr zu verteilen.
Besonders betroffen sind die Tourismusgemeinden im Gadertal, allen voran Corvara und Abtei. Obwohl Gemeindepolitikern und Verbandsfunktionären längst bewusst ist, dass es eine Trendwende geben sollte, hat heuer im Sommer das erste Hotel mit 31. August ganz offiziell die Saison für beendet erklärt und geschlossen. Mit der Eröffnung für die Wintersaison ist wohl erst wieder zu Weihnachten zu rechnen. Nach dem Winter wird es ähnlich weitergehen: Die ersten Hotels schließen bereits, sobald sogar die Lifte noch offen haben, in den ersten Apriltagen. Beginn der Sommersaison ist entsprechend spät, nach Schulende geht es langsam los.
Ganz besonders im Gadertal ist die Wirtschaft stark vom Tourismus geprägt. Um trotzdem als Wohnort attraktiv zu bleiben, haben sich letzthin des Öfteren Vertreter von Gemeinden, Wirtschaft und Tourismusorganisationen getroffen. Aber auch wenn sich alle einig sind, dass etwas getan werden muss, um die Nebensaison aufzupeppen, ist noch keine Lösung in Sicht. Im Gadertal denkt man darüber nach, den Mountainbike-Tourismus zu forcieren, das Wegenetz zu verbessern und die Lifte länger offenzuhalten.
Aber wer kann die großen Hotels zwingen früher aufzusperren oder später zuzusperren? Sobald die Auslastung in den großen Häusern nicht mehr gegeben ist, lohnt es sich für die Betreiber schlichtweg nicht mehr.
„Das Gadertal“, sagt Augusto Manco ohne Umschweife, „ist nicht das Meraner Land. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier auf 1.600 Metern sind und es im Herbst schnell kalt ist.“ Tiefe Temperaturen, aber kein Schnee – das lockt nicht besonders viele Touristen in das Gadertal. Umgekehrt aber arbeiten die Betriebe in der Hochsaison so gut, dass viele es sich leisten können, in den Nebensaisonen drei Monate zu schließen.
Auch Manco, Präsident des Tourismusvereines Abtei fordert: „Es muss Initiativen geben, um die Saisonen zu verlängern. Wer große Investitionen tätigt, braucht lange Saisonen, sonst geht die Rechnung irgendwann nicht mehr auf.“
Auch wenn die Hochsaison in anderen Gemeinden im Pustertal genauso kurz erscheint, so hat man im Gadertal doch die größten Probleme. Trotzdem: Vorgestern bei einer Sitzung des hds in Innichen wurde ganz klar gesagt, dass es auch im Handel immer mehr Saisonbetriebe gebe – Geschäfte, die nur im Sommer und im Winter offenhalten. Wenn im Frühjahr und im Herbst die Touristen ausbleiben, dann bleiben hier die Rollläden zu.
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Kommentare (3)
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brutus
…im Zeichen des Klimawandels wird sich der Tourismus unter 2000 Höhenmetern in den kommenden Jahrzehnten komplett auf dem Sommertourismus ausrichten müssen, oder man baut Schihallen.
guyfawkes
Super Ansatz.
Wenn der Tourismus das ganze Jahr über brummt, werden die genannten Gemeinden für Einheimisch ganz sicher attraktiver. Wohnen und Einkaufen wird ganz sicher günstiger. Ironie OFF.