Weg mit den Geschlechtern?
Weder Mann noch Frau: Das Deutsche Bundesverfassungsgericht fordert die Einführung einer dritten Geschlechtsoption. Florian Kronbichler würde noch einen Schritt weiter gehen.
Von Matthias Kofler
Das Bundesverfassungsgericht in Deutschland hat am Dienstag ein bahnbrechendes Urteil gefällt – und ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenregister gefordert. Intersexuellen Menschen, die weder männlich noch weiblich sind, solle damit ermöglicht werden, ihre geschlechtliche Identität „positiv“ eintragen zu lassen, entschieden die Karlsruher Richter. Zur Begründung verwies das Gericht auf das im Grundgesetz geschützte Persönlichkeitsrecht.
Erfreut über das Urteil zeigt sich der Grüne Kammerabgeordnete Florian Kronbichler: „Dieses Urteil ist wichtig, weil es die Vervielfältigung von menschlichen Wirklichkeiten widerspiegelt. Ich glaube aber nicht, dass es beim dritten Geschlecht bleiben wird, sondern dass die Gier des Staates und der Statistiker, die Menschen in Raster und Tabellen einzuteilen, insgesamt in Frage gestellt wird. Das Leben ist vielfältiger als die Norm – und jeder Mensch hat das Recht, so zu sein, wie er will, ohne vom Staat wegen bestimmter Merkmale registriert zu werden.“ Auch die geschlechtergerechte Sprache sei nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern führe in eine Sackgasse.
Die Präsidentin der Abgeordnetenkammer und Vorkämpferin für Frauenrechte, Laura Boldrini, sei mittlerweile mit Vorwürfen seitens von weiblichen Parlamentsangestellten konfrontiert, weil diese die Bezeichnung „segretaria“ bereits als Anschlag auf die eigene Privatsphäre sehen würden, zieht der Kammerabgeordnete der Südtiroler Grünen in „Art.1-MDP den Bogen von Karlsruhe nach Rom.
Florian Kronbichler bringt in dem Zusammenhang die Südtiroler Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung ins Spiel: Auch diese müsse dringendst reformiert und den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst werden. „Die Politik muss der Tatsache Rechnung tragen, dass die Menschen anderes und mehr sind, als Deutsche, Italiener und Ladiner“, erklärt der Kammerabgeordnete. Die Abschaffung der Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung wäre im Vergleich zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts zwar nur ein „Südtiroler Revolutiönchen“. Die Autonome Provinz stelle damit aber sicher, sich nicht irgendwann vor dem Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte zu blamieren, so Kronbichler.
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Kommentare (7)
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robby
Ist es ( Florian Kronbichler) wirklich so unterbeschäftigt dass es sich auf solche Themen stürzen muß?
george
Seid endlich das, was ihr wirklich seid und redet nicht scheinheilig über den Brei herum. Wer ist denn schon normal und was heißt das? Ist für euch nur normal, wer sich der Mehrheitsmeinung anschließt oder die Mehrheitsfigur hat? genetisch sind dann doch wiederum alle verschieden, außer eineiige Zwillinge.