Der Tarif-Check
Die Verbraucherzentrale hat die Entwicklung der Gemeindetarife in den letzten Jahren untersucht – und große Unterschiede zwischen den Gemeinden festgestellt.
von Heinrich Schwarz
Trinkwasser, Abwasser, Hausmüll, Kindergarten und Irpef-Zuschlag: Südtirols Gemeinden haben bei der Festlegung der Tarife bestimmte Spielräume. Entsprechend groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden. Die einen haben hohe Kosten und müssen das Geld zwingend über die Tarife wieder hereinholen, andere müssen aufgrund der Abwanderungsgefahr möglichst günstig bleiben.
Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) hat nun die aktuellen Gemeindetarife von 2017 mit denen von 2010 verglichen. Die Daten bezog sie von der offiziellen Sammlung des Landes. Mit einberechnet wurden der Irpef-Zuschlag, Trinkwasser, Abwasser, Hausmüll und Kindergarten (ein Kind) bei einer Beispielfamilie mit vier Mitgliedern, einem jährlichen Bruttoeinkommen von 50.000 Euro, einer 100-Quadratmeter-Erstwohnung im Eigentum, einem Wasserverbrauch von 200 Kubikmetern und einer Müllproduktion von 1.200 Litern.
„Durchschnittlich ist eine Erhöhung der Tarife von 53,57 Euro zu verzeichnen, was einem Prozentwert von 11,7 Prozent entspricht. Während die Durchschnittskosten 2010 noch bei 459,33 Euro lagen, liegen sie jetzt bei 512,90 Euro“, so das zentrale Ergebnis der VZS.
Die Inflation stieg im Zeitraum vom Jänner 2011 bis September 2017 um 11,3 Prozent. Somit liegt die durchschnittliche Steigerung im Rahmen der Inflation.
Die Einzelergebnisse:
Zu den teuersten Gemeinden gehören aktuell Waidbruck (807,80 Euro), Salurn (785,31), Brixen (739,10), Pfatten (725,47) und Tramin (716,17). Zu den günstigsten Gemeinden gehören St. Felix (312,20 Euro), Prad (319,64), St. Martin in Passeier (344,49), Tisens (348,42) und Schenna (349,48).
„Die höchste Verteuerung“, so die Verbraucherschützer, „ist in Schnals (100,31 Prozent), Waidbruck (64,52), Stilfs (63,25), Prags (59,95) und Gais (58,68) zu finden.“ Den größten Rückgang der Kosten gibt es im Vergleich zu 2010 in Tisens (-29,72 Prozent), Montan (-23,56), Bozen (-21,11), St. Martin in Passeier (-17,52) und Villanders (-14,58).
Eine weitere Auffälligkeit: Der Kostenunterschied zwischen der teuersten Gemeinde Waidbruck (807,80 Euro) und der günstigsten (St. Felix mit 312,20 Euro) beträgt 495,60 Euro, was einer Differenz von 159 Prozent entspricht.
„Interessant ist, dass die Tarife im Vergleich von 2017 zu 2015 im Durchschnitt weniger als die Inflation gestiegen sind. Nämlich um 0,67 Prozent gegenüber einer Inflation von 2,4 Prozent“, erklärt die VZS weiters.
Sehr ähnlich verhalte es sich insgesamt mit einer anderen Beispielfamilie – mit zwei Mitgliedern, davon ein Pensionist und eine Hausfrau, einem jährlichen Bruttoeinkommen von 20.000 Euro, einer 70-Quadratmeter-Erstwohnung, einem Wasserverbrauch von 100 Kubikmetern und einer Müllproduktion von 600 Litern: „Durchschnittlich ist eine Erhöhung der Tarife von 23,29 Euro zu verzeichnen, was einem Prozentwert von 11,4 Prozent entspricht. Während die Durchschnittskosten 2010 noch bei 204,28 Euro lagen, liegen sie jetzt bei 227,57 Euro.“
Das Fazit von VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus: „Die Gemeinden sind insgesamt gesehen auf einem guten Weg. Mit zurückhaltender Tarifanpassung und effizienter Dienstleistung können Gemeinden zur Kaufkrafterhaltung der Bürger beitragen.“
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