„Nie mehr SAD“
Doch keine Partnerschaft? Der österreichische Postbus erwägt eine Klage gegen die SAD. Ingemar Gatterer macht sich nichts draus – und gibt spannende Hintergründe preis: Die SAD will Postbus mit 2.400 Bussen kaufen und hat derweil einen Manager abgeworben.
von Heinrich Schwarz
Wo Ingemar Gatterer ist, ist Streit offenbar vorprogrammiert. Nicht nur in Südtirol hat der SAD-Chef mehrere Fronten aufgetan, sondern er gerät jetzt auch in Österreich in die Schlagzeilen. Die geplante Expansion im deutschsprachigen Raum, die in Kooperation mit der österreichischen Postbus GmbH erfolgen hätte sollen, scheint einen Dämpfer erlitten zu haben. Mehr noch: Postbus – eine Gesellschaft der staatlichen ÖBB – will rechtlich gegen Ingemar Gatterer vorgehen.
„Das ist eine Sauerei. Gatterer bekommt von der Postbus nicht einmal mehr einen Fahrschein“, polterte der Zentralbetriebsrat-Vorsitzende Robert Wurm in einem Gespräch mit der „Kleine Zeitung“. Die Osttiroler Redaktion der Zeitung hatte in Erfahrung gebracht, dass die SAD den Firmensitz der Österreich-Tochter „SAD Austria“ in einer Dienststelle der Postbus GmbH in Lienz angemeldet hat. Und zwar, so Wurm, ohne Absprache mit Postbus.
Doch der Reihe nach:
Auf der Pressekonferenz der SAD Mitte Oktober, als die Umfrage zur Kundenzufriedenheit vorgestellt wurde, berichtete die SAD-Führung nebenbei, dass man eine Expansion ins Ausland anstrebe und bereits erste Schritte gesetzt habe.
Gegenüber der TAGESZEITUNG erklärte Ingemar Gatterer wenige Tage später die spannenden Details: Die SAD habe gemeinsam mit Postbus das Ausschreibungsgebiet „Osttirol“ gewonnen. Die Abwicklung der Aufträge solle über die neu gegründete SAD Austria erfolgen – und die ersten bestellten Busse seien bis Mitte November da.
Weiters habe Postbus vor einem Jahr bei der SAD angeklopft, um eine gemeinsame Vorgehensweise im Hinblick auf den Ausschreibungswettbewerb in Mitteleuropa zu prüfen. Zusammen nehme man derzeit an einigen Vergabeverfahren in Vorarlberg teil – nächstes Jahr seien Nordtirol und München dran.
Der TAGESZEITUNG-Artikel hat weite Kreise bis nach Wien gezogen. Die Aussagen von Ingemar Gatterer haben bei der Postbus-Führung offenbar für große Verwunderung und Ärger gesorgt. „Das ist mir neu, dass die Postbus gemeinsam mit der SAD das Gebiet Osttirol bekommen hat“, wird Robert Wurm in einem Artikel der „Kleine Zeitung“ zitiert.
Und jetzt die Sache mit dem SAD-Firmensitz in der Postbus-Dienststelle.
Robert Wurm sagte diese Woche gegenüber der österreichischen Zeitung: „Gatterer bekommt von uns ein Rechtsanwaltsschreiben. Darin wird er aufgefordert, den eingetragenen Sitz löschen zu lassen. Das ist eine Sauerei. Passiert die Löschung nicht, gehen wir zu Gericht. Es wäre geplant gewesen, mit ihm zu kooperieren, ihn in Osttirol fahren zu lassen, wir hätten ihn einbinden können, wenn wir zu wenig Lenker bekommen. Das ist jetzt aber vom Tisch.“
Und Wurm lässt wissen: Die SAD habe sich durch das Verhalten Ingemar Gatterers für immer und ewig aus der Kooperationsliste von Postbus hinausgeschossen.
Doch Ingemar Gatterer wäre nicht Ingemar Gatterer, wenn er keinen Gegenangriff parat hätte. Gegenüber der TAGESZEITUNG schildert er – angesprochen auf die Postbus-Affäre – seine Sicht der Dinge und gibt interessante Hintergründe preis:
„Die Beziehung zu Postbus hat sich letzthin etwas eingetrübt, da ich zum einen mit österreichischen Partnern daran arbeite, den gesamten Postbus mit insgesamt 2.400 Bussen zu kaufen – und zum zweiten deshalb, da wir einen der besten Manager von Postbus abgeworben haben. Joachim Toppler, bisheriger Bereichsleiter des Postbus in Zell am See, wird ab 6. November Direktor der SAD Austria und unterstützt SAD Italien bei der Erreichung weiterer Effizienzsteigerung.
Was der Betriebsrat Wurm in Osttirol öffentlich anmerkt, ist nicht von Belang, da dies für mich keine Verhandlungsebene ist. Ob SAD künftig mit Postbus kooperiert oder auf Konfrontation geht, wird sich meiner Meinung nach in einem zeitnahen Gespräch mit CEO Thomas Duschek in Wien klären.“
Die SAD will sich also keinesfalls damit zufrieden geben, im Rahmen der Expansion der kleine Partner eines Konzerns zu sein. Ingemar Gatterer verfolgt seit jeher das Ziel, bei großen Projekten den Ton anzugeben.
Interessantes Detail am Rande: Auch das Kastelruther Busunternehmen Silbernagl hatte sich an der Ausschreibung in Osttirol beteiligt. Gegen Postbus konnte sich Geschäftsführer Markus Silbernagl nicht durchsetzen, doch er hat umgehend Rekurs eingereicht, wie die „Kleine Zeitung“ berichtet. Seit September sei das Verfahren beim Landesverwaltungsgericht anhängig.
Silbernagl hatte in Österreich schon Anfang des Jahres für Schlagzeilen gesorgt, als er die Ausschreibung der Buslinie zwischen Landeck und Nauders gewann und damit den bisherigen Platzhirsch Postbus verdrängte.
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Kommentare (11)
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andreas
Die NASA soll sich schon mal warm anziehen, wenn Gatterer mit seinem Angebot kommt.
So nach dem Motto, heute Pfalzen und morgen das ganze Universum. 🙂
guyfawkes
Es ist schon sehr fraglich ob der Zentralbetriebsrat-Vorsitzende Robert Wurm wirklich im Namen der Postbus GmbH sprechen kann. Der „hemdsärmeligen“ Ausdrucksweise nach zu urteilen scheint es sich ja nicht um einen Pressesprecher zu handeln.
andreas
Ich gehe mal davon aus, dass er im Vorstand ist und mitentscheidet, sonst hätte er sich etwas weit aus dem Fenster gelehnt.
george
Und wer steckt hinter Gatterer? Wer ist sein Berater? Alle wissen es und schweigen dazu.
prof
Herr Gatterer will es Benko nachmachen und auch dort weis man nicht wer dahintersteckt.