Gatterers Expansion
Die SAD will jetzt im ausländischen Busverkehr kräftig mitmischen. Sie hat die Ausschreibung in Osttirol gewonnen, der Firma Silbernagl den Auftrag in Landeck abgekauft und könnte nun in Vorarlberg, Nordtirol und München zuschlagen.
von Heinrich Schwarz
Während die SAD in Südtirol derzeit mit allen Mitteln darum kämpft, die Aufträge im öffentlichen Nahverkehr im Hinblick auf die anstehende Neuausschreibung zu halten oder gar zu steigern, baut sie sich im Ausland ein zweites Standbein auf. Als der Pfalzner Ingemar Gatterer vor bald zwei Jahren die Mehrheit am größten Busunternehmen des Landes übernahm, gab er dies als Ziel aus.
„Im Rahmen der europaweiten Liberalisierung entwickelt sich ein enormer Markt und ein Zugang zu Milliarden Euro an Auftragsvolumen entsteht. Die SAD hat hier beste Voraussetzungen, um große Marktanteile übernehmen zu können“, sagt der resolute Unternehmer heute. Zur Erreichung dieses Ziels investiere die SAD maßgeblich in eine kontinuierliche Optimierung von Qualität und Kosteneffizienz.
Er erklärt weiters: „Nahverkehr wurde bisher vielerorts von öffentlichen oder halböffentlichen Unternehmen betrieben, die ihre Leistungen über Jahrzehnte hinweg unwirtschaftlich betrieben haben. Hier ist es zum Teil sehr leicht, in den Markt einzutreten und die Vergaben mit einer effizienten Organisation zu gewinnen.“
Das derzeitige Wachstumsziel der SAD für die nächsten Jahre liege bei 1.000 Bussen, sagt Ingemar Gatterer.
Um einen Vergleich zu haben: In Südtirol verfügt Gatterer derzeit über die Unternehmen, an denen er maßgeblich beteiligt ist – neben SAD etwa Gatterer, Volgger, Kofler und Klöcker –, laut eigenen Angaben über rund 450 Busse.
Den ersten Meilenstein der Expansion hat die SAD in der östlichen Nachbarschaft gesetzt: Gemeinsam mit dem größten Busunternehmen Österreichs, dem Postbus der ÖBB, hat die SAD das Ausschreibungsgebiet „Osttirol“ gewonnen.
Allerdings ist dieses Gebiet nicht sonderlich groß. „Osttirol hat eine geringe Nahverkehrsdichte. Insgesamt besteht das Los daher nur aus 27 Bussen, wobei der Anteil der SAD in den kommenden Wochen – nach abschließender Definition der Umläufe – festgelegt wird“, erklärt Ingemar Gatterer.
Zur Abwicklung der Aufträge hat er in Österreich bereits eine Tochtergesellschaft gegründet: SAD Austria. Das Unternehmen soll in wenigen Wochen aktiv werden. Die ersten Busse, die für Österreich bestimmt werden, sollen Ende Oktober oder Anfang November eintreffen.
Auch in Nordtirol hat Gatterer bereits zugeschlagen: Er hat der Kastelruther Firma Silbernagl den Auftrag zwischen Landeck und Nauders, der eine grenzüberschreitende Buslinie über Martina in der Schweiz vorsieht, abgekauft. Silbernagl hatte die EU-weite Ausschreibung überraschend gewonnen, was in Österreich Anfang des Jahres zu heftiger Kritik durch den Postbus, den bisherigen Platzhirsch, sorgte. „Italienische Busse versorgen künftig Tiroler Tal“, titelte der „Standard“.
Jetzt hat der Postbus die ausländische Konkurrenz offensichtlich akzeptiert und versucht, daraus einen Nutzen zu ziehen. „Postbus ist bereits vor einem Jahr an uns herangetreten, um eine gemeinsame Vorgehensweise in Hinblick auf den Ausschreibungswettbewerb in Mitteleuropa zu prüfen“, sagt Ingemar Gatterer.
Und dies sei nicht das einzige Angebot gewesen: „Strategische Partnerschaften sind uns auch von anderen Großunternehmen angeboten worden, zumal sich die SAD über die Südtiroler Grenzen hinaus bereits als potentieller Player im künftigen Ausschreibungswettbewerb geschickt positioniert hat. Die Vorteile von SAD, nämlich hohes Qualitätsmanagement bei gleichzeitiger Kostenführerschaft kombiniert mit neuen, innovativen Elementen im technologischen Bereich, führen dazu, dass uns Kooperationen immer wieder angetragen werden. Ich habe mich vorerst jedoch für Postbus entschieden, da ich in dieser Zusammenarbeit die besten Wachstumsmöglichkeiten sehe.“
Der Vorteil für Postbus liege im Gegenzug darin, so Gatterer, „dass wir gezielt Teile der Wertschöpfungskette übernehmen, die von unserer Seite aus verschiedensten Gründen einfacher, schneller und flexibler abgewickelt werden können, als im komplex organisierten Großunternehmen. Beide Partner konzentrieren sich demnach darauf, was sie am besten können und beide Exzellenzen werden schließlich in der Partnerschaft zum Zweck der gemeinsamen Mehrwertbeschaffung zusammengefügt.“
Die weiteren Schritte der SAD-Expansion sind bereits festgelegt. Derzeit nimmt das Unternehmen laut Ingemar Gatterer gemeinsam mit dem Postbus an einigen Vergabeverfahren in Vorarlberg teil. Überdies bereite sich das Gespann auf Ausschreibungen in Nordtirol und München vor, die im nächsten Jahr starten. Es gehe sowohl um Stadtbusse, als auch um Überlandbusse.
„Darüber hinaus bin ich mit zwei größeren Busunternehmen in Österreich in Kaufverhandlung“, verrät SAD-Chef Gatterer. Bei diesen möglichen Käufen gehe es über die Einzugsgebiete Vorarlberg und Tirol hinaus.
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Kommentare (3)
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schwarzesschaf
jaja DAS MONOPOL wird ausgebaut armes Südtirol armer Busbenützer. Die Ticket werden kräftig steigen, sodass es sich lohnt mit dem Auto selbst zu fahren.
andreas
Die Ticketpreise bestimmt nicht die Sad, die bestimmt das Land, da der öffentliche Verkehr sehr hoch subventioniert ist. Laut EU dürfen es nur mehr 65% sein, wir waren bei ca. 76% Subvention.