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Intervention beim Botschafter

Posse in Wien: Kurz vor den Nationalratswahlen sorgt ein Plakat der Splitterpartei FLÖ, auf dem die Wiedervereinigung Tirols propagiert wird, für Aufregung. Greift nun der italienische Botschafter ein?

Von Matthias Kofler

Sieben Innsbrucker haben sich mit einem Schreiben an den italienischen Botschafter in Wien, Giorgio Marrapodi, gewandt. Darin warnen sie vor einem „Angriff auf die Einheit und die staatliche Integrität“ Italiens.

Der Auslöser der Aufregung sind die Wahlplakate der österreichischen Splitterpartei Freie Liste Österreich, die wenige Tage vor den bundesweiten Nationalratswahlen die Innsbrucker Innenstadt zieren. Auf den Plakaten ist eine Karte der Alpenrepublik zu sehen. Doch neben den neun bekannten Bundesländern gehören laut dem FLÖ-Plakat nun auch die beiden Autonomen Provinzen Bozen und Trient der österreichischen Bundesrepublik an. „Südtirol ist ein Teil Österreichs“, heißt es auf den Wahlwerbeplakaten. Und: „99 Jahre italienische Fremdherrschaft und Faschismus sind genug.“ Sollte die FLÖ den Sprung in den Nationalrat schaffen (was so gut wie ausgeschlossen ist), dann wolle sich die Partei für die Wiedervereinigung und die Tiroler Landeseinheit einsetzen.

Sieben Innsbrucker Bürgern geht die Botschaft auf den Plakaten eindeutig zu weit, vor allem angesichts der gegenwärtigen Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien. Hilferufend wenden sich die Tiroler deshalb an den diplomatischen Vertreter des Stiefelstaates in Wien, Giorgio Marrapodi.

In dem Schreiben, das der TAGESZEITUNG vorliegt, heißt es:

 

„Sehr geehrter Herr Botschafter,

 

wir  fragen uns, warum Italien bzw. die Italienische Botschaft zusieht, wie im Nationalratswahlkampf die staatliche Einheit Italiens in Frage gestellt wird.

Im Bundesland Tirol sind Hunderte Plakate (siehe Bilder im Anhang) affichiert, auf denen Italien die Besetzung Südtirols sowie der andauernde Faschismus unterstellt wird.

Eine Partei fordert die Wiedervereinigung Südtirols und sogar des Trentino mit Österreich!

Offenbar gibt es seitens der österreichischen und Tiroler Behörden für diese Forderung Verständnis, denn selbst am Landhausplatz, also am Sitz der Tiroler Landesregierung, sind solche Plakate affichiert.

Gerade in Zeiten wie diesen, wo in Katalonien und Schottland Sezessionsbewegungen erstarken, sollte Italien handelt! Wir verstehen nicht, dass Sie Herr Botschafter dem Treiben in Tirol zusehen.

 

Bislang liegt kein Antwortschreiben des Herrn Botschafters vor. Dass die italienische Staatsgewalt in Wien auf eine Entfernung der Plakate drängen wird, ist äußerst unwahrscheinlich, zumal am Sonntagabend ohnehin der ganze Wahl-Spuk vorbei sein wird. So lange müssen die sieben Bürger das unerträgliche Wiedervereinigungs-Plakat also noch aushalten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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