„Performative Wirkung“
Die Landesräte Philipp Achammer und Beate Palfrader haben der Tiroler Medienkünstlerin Annja Krautgasser den Paul-Flora-Preis überreicht.
Annja Krautgasser ist die Trägerin des Paul-Flora-Preises 2017. Kulturlandesrat Philipp Achammer und seine Nordtiroler Amtskollegin Beate Palfrader haben am Donnerstag im Rathaus von Glurns der aus Tirol stammenden Künstlerin den mit 10.000 Euro dotierten Kunstpreis überreicht.
„Annja Krautgasser ist eine außergewöhnliche Künstlerin, die in ihrem Werk verschiedene Medien zu einer neuen Ausdrucksform vereint“, beglückwünscht Landesrat Achammer die Preisträgerin. „Ihre künstlerische Arbeit besitzt eine performative Wirkung, die dazu animiert, genau hinzuschauen und das vermeintliche Geschehen hinter den Kulissen zu erahnen und zu erkunden. Objekte und Personen, graphische Elemente und Videoinstallationen treten in eine spannungsgeladene Beziehung zueinander und ziehen den Betrachter in ihren Bann“, stellt Achammer fest.
„Annja Krautgasser ist durch ihre ganz eigenständige Position in der Bildenden Kunst Tirols äußerst präsent, für ihr Schaffen aber auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt“, gratuliert Landesrätin Palfrader zur Verleihung der Auszeichnung, „Vernetzung, Auflösung und Transformation kennzeichnen Krautgassers Schaffen, bei dem sie unterschiedliche Medien zu einer Komposition vereint und durch das Spiel mit verschiedenen Formaten den Puls der Zeit trifft.“
Annja Krautgasser ist 1971 in Hall in Tirol geboren und lebt derzeit in Wien. Sie hat in Innsbruck und Wien Architektur sowie Visuelle Mediengestaltung studiert. Abgesehen vom filmischen Schwerpunkt arbeitet Krautgasser auch mit Zeichnung, Collage, Print, Rauminstallation, Performance und Fotografie. Sie ist in der Bildenden Kunst Tirols sehr präsent, z.B. durch Ankäufe des Landes und als Präsidentin der Tiroler Künstlerschaft.
Neben zahlreichen Festivalbeteiligungen waren ihre Werke unter anderem bei Ausstellungen in Innsbruck, Wien, Salzburger und Krems zu sehen. Ebenso hat sie an Artist-in-Residence-Programmen in London (Großbritannien), Los Angeles (USA), Paliano (Italien), Amsterdam (Niederlande) und Krumau (Tschechien) teilgenommen. Preise, die sie bisher erhalten hat, sind das Staatsstipendium für bildende Kunst (2009), der Würlingerpreis und der RLB Kunstpreis (2010), der Hildegard Goldschmidt Preis (2011), der Preis der Stadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen (2012) und der Paul-Flora-Preis (2017).
Aus der Begründung der Jury
„Annja Krautgasser arbeitet mit zahlreichen Medien, vornehmlich mit Video und Performance. Ihre heterogenen Arbeiten vereint, dass sie durch Präzision, Vielschichtigkeit und Relevanz bestechen: Es werden Fragen nach Verantwortung, Migration, zeiträumlicher Situiertheit und Autorschaft aufgeworfen und auf multiplen Ebenen reflektiert. Filmhistorische Referenzen und Zitate werden in die Gegenwart und andere Medien übertragen – die Brüche, die dabei entstehen, sind vieldeutig und vermögen es, eingeschliffene Wahrnehmungsmuster unserer Zeit einerseits zu reinszenieren und zugleich zur Disposition zu stellen. Krautgassers Arbeiten sind zudem pointierte Auseinandersetzungen mit Problematiken des Partizipativen: das Verhältnis zwischen Kunstrezipient_innen und Kunstproduzent_innen wird stets neu verhandelt und verschoben. Die künstlerischen Strategien scheinen sich aus den Sujets zu ergeben und umgekehrt. Krautgasser nimmt sich jedes Details mit größter Aufmerksamkeit an und vermag so, auch unsere Aufmerksamkeit auf das Übersehene zu lenken.“
Grenzüberschreitende Förderung junger Künstlerinnen und Künstler
Der Paul-Flora-Preis wird seit 2010 in Erinnerung an den 2009 verstorbenen Künstler Paul Flora abwechselnd in Tirol und Südtirol vergeben. Mit der Auszeichnung würdigen die beiden Länder hervorragende Leistungen von jungen Tiroler und Südtiroler Künstlern in der zeitgenössischen bildenden Kunst. Über die Vergabe befindet eine Fachjury. Im Vorjahr ging der Preis an den Tiroler Künstler Christoph Raitmayr.
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