Irrfahrt mit Müll
Weil sich bei den Wertstoffcontainern in Welsberg der Müll stapelte, ließ die Gemeindeverwaltung sie einfach entfernen. Sehr zum Leidwesen vieler Bürger, die jetzt nicht mehr wissen wohin mit altem Papier, Flaschen und Dosen.
von Silke Hinterwaldner
Eine ältere Dame ohne Auto – bis vor zwei Wochen hat sie ihren Müll bequem an der Wertstoffinsel unweit ihrer Wohnung in Welsberg schön säuberlich getrennt entsorgen können. Ein oder zwei Mal in der Woche hat sie den Papiermüll, die alten Glasflaschen oder die leeren Konservendosen in eine Tasche gepackt und sie in die vorgesehenen Tonnen gesteckt.
Aber jetzt ist alles anders. Vor rund zwei Wochen ließ die Gemeindeverwaltung von Welsberg Taisten sämtliche Wertstoffinseln in den Ortschaften entfernen. Seitdem stapelt sich zwar immer noch Papiermüll an den Plätzen, wo früher die Container standen, aber es jetzt Pflicht, die Wertstoffe auf den Recyclinghof zu bringen. Nur: Wie soll die Dame ohne Auto das bewerkstelligen? Der Recyclinghof liegt außerhalb von Welsberg in Richtung Olang und ist zudem nur an zwei Tagen in der Woche für wenige Stunden geöffnet.
„Diese Situation ist untragbar“, sagt ein Welsberger, der nicht mit Namen genannt werden möchte. Er glaubt für viele Bürger der Gemeinde zu sprechen, wenn er jetzt seinem Ärger über die getroffenen Maßnahmen der Gemeinde Luft macht. „Wir“, sagt er, „haben sogar schon daran gedacht, eine Unterschriftenaktion zu starten, um die Rückkehr der Wertstoffcontainer zu fordern. Schließlich haben sehr viele nicht die Möglichkeit, am Dienstagnachmittag oder am Samstagvormittag einen Ausflug zum Recyclinghof zu machen.“
Welsberg ist nicht die einzige Ortschaft, die nicht weiß wie sie am besten dem Müll Herr werden kann. In vielen Gemeinden hat man in den vergangenen Jahren versucht, die Wertstoffsammlung an den Dorfrand zu verschieben, um so die oft unschönen Müllsammelstellen innerhalb des Wohngebietes zu vermeiden. Das Problem ist fast überall dasselbe: Wenn an der Wertstoffinsel ordentlich getrennt wird, regt sich kaum jemand darüber auf. Aber sobald dort einfach Müllsäcke abgeladen werden oder Berge mit Kartonage daneben gestapelt werden, stört das.
So auch in Welsberg, wo der Gemeindeausschuss im September beschlossen hat, die Wertstoffinsel im Ort abbauen zu lassen. Dort, direkt neben einem Geschäft, haben sich vor allem in den Sommermonaten oft unschöne Müllberge gezeigt. „Das hat einfach nicht mehr funktioniert“, sagt Georg Ploner, als Referent zuständig unter anderem für Müll und Recyclinghof, „beim Bürgermeister sind sehr viele Beschwerden darüber eingegangen, dass es oft furchtbar ausschaut.“
Vor allem Touristen würden ihren Müll gern einfach irgendwo abstellen, aber sicherlich haben sich auch die Welsberger selbst nicht immer vorbildlich verhalten. Und das nicht zum ersten Mal: Schon einmal hatte die Gemeindeverwaltung die Tonnen entfernen lassen, sie dann aber wieder aufgestellt. Jetzt aber hat man in Welsberg wieder einen Punkt erreicht, wo hart durchgegriffen wird – sehr zum Leidwesen der älteren Dame ohne eigenes Auto.
Ob die Wertstoffinseln in Dorf für immer entfernt wurden oder nicht, wird der Gemeindeausschuss in den nächsten Wochen sicherlich noch einmal besprechen müssen.
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