Gefirmt
„Die Aussetzung der Firmung ist wohl Zeichen der Krise der Kirche“, schreibt TAGESZEITUNG-Herausgeber Arnold Tribus in seinem Leitartikel.
von Arnold Tribus
S.E. der Herr Bischof hat mit seiner Entscheidung aufhorchen lassen, die Spendung des Sakramentes der Firmung bis auf weiteres auzusetzen. Er will da neue Wege gehen, die Firmung soll eine bewusste Entscheidung werden. Nun gibt es ja in allen Staaten ein unterschiedliches Firmalter, es scheint ein Trend zu sein, Jugendliche erst später zu firmen. Die Zeiten, wo Kinder in der zweiten Klasse Volksschule gefirmt wurden, scheinen endgültig vorbei.
Es gab ja auch in Südtirol vor vielen Jahren eine innerkirchliche Bewegung, das Sakrament der Firmung erst mit Erreichung der Volljährigkeit zu spenden. Der Naturnser Dekan Georg Peer war ihr Wortführer, der auch Zeuge beim Prozess wegen der Ermordung einer Widumshäuserin war. Ich bin natürlich gefirmt und zwar wurden wir ein Jahr nach dem Empfang der ersten heiligen Kommunion gleich gefirmt, so war das erledigt, wir hatten alle drei Sakramente der christlichen Initiation. Die Hand aufgelegt und mit Chrisam gesalbt hat mich Weihbischof Heinrich-Enrico Forer, der eigentlich für die italienische Reichshälfte und die Ladiner zuständig war. Forer war eine wunderbare Person, leutselig und sehr bescheiden, er wohnte in der Mendelstraße, fuhr Vespa und war auch ein bisschen esoterisch; er hat auch mein Schlafzimmer ausgependelt und nach Wasseradern gesucht.
Was mit uns ganz genau geschah, das wussten wir nicht, aber da gibt es auch wenig zu verstehen. Dass wir Vollbürger im Reiche Christi wurden, das hat man uns gesagt und auch dass der Heilige Geist mit ihm Spiel war, dass er über uns kommen werde, auch das ließen wir über uns ergehen und waren ein bisschen stolz. Es war ein schönes Fest, wir waren wie bei der Erstkommunion schön angezogen und es gab auch ein besonders gutes Essen mit einer Torte mit weißer Glasur, zu Hause natürlich, heute sind am Tag der Erstkommunion und der Firmung alle Gasthäuser ausgebucht, und die Paten müssen auch was Reiches schenken.
Das war gut so und ich verstehe nicht, warum man plötzlich den Kindern nicht mehr zutraut, das Geheimnis der Firmung irgendwie zu verstehen. Man gibt sich der Illusion hin, das postpubertäre Mädchen und Buben tiefer in das Geheimnis der Firmung eindringen werden und deshalb bei vollem Verstande als Soldaten der Kirche Gottes aus der Kirche gehen, nach dem sie mit dem magischen Chrisam gesalbt wurde.
Eintreten wird genau das Gegenteil, man lässt zu, dass 80 und mehr Prozent der jungen Christen keine Firmung mehr erhalten, man wird de facto ein Sakrament abschaffen. Wenn die Kirche schon Wert darauf legt, dass alle Kinder nach der Geburt getauft werden, wenn sie Kindern im Volksschulalter das Sakrament der Eucharistie zutraut, dann besteht wirklich kein Grund, ihnen die Firmung vorzuenthalten, mit der Begründung, sie seien noch nicht reif dazu. Ja dann müsste man, wenn schon, auch die Taufe erst dann spenden, sobald sich ein Mensch frei und bewusst dafür entscheiden kann. Mit der Verschiebung die Firmung nach oben, setzt man auf eine bewusste, militante Entscheidung für die Kirche und lässt alle anderen links liegen. Die Gefühlsgläubigen gehen verloren. Alle Pfarrer sagen, dass dann die jungen Leute nach der Mittelschule gar kein Interesse mehr haben werden, gefirmt zu werden. Entweder man glaubt an die Wirkung der Sakramente, oder man findet sie ein Optional. Man tut sich schwer eine Person zu finden, die die sieben Sakramente aufsagen kann.
Das Sakrament der Buße ist schon ein Auslaufmodell geworden, beichten gehen heute wenige oder niemand, sagte mir ein hochwürdiger Herr, die Ehe ist vorwiegend eine Angelegenheit des Staates geworden, von der Eucharistie wird ausgeschlossen, wer getrennt ist und auf Priesterweihen warten wir seit Jahren auch umsonst.
Die Aussetzung der Firmung ist wohl Zeichen der Krise der Kirche. Von der Massenkirche, die wir waren, bleibt nur noch ein Fähnlein der Sieben Aufrechten übrig.
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Kommentare (5)
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florianegger
Firmung in einem Alter, wo Führerschein, Matura, Beziehung und Berufsentscheidung anstehen wird sich eher nicht mehr ausgehen. Hat man sich da genug ins Leben unserer Jugend hineinversetzt?
brutus
Gespräch zwischen Pfarrer und Jugendlichen (so um die 13 Jahre), zufällig mitbekommen:
Seelsorger: „Na, lässt du dich auch eimal firmen!“ Jugendlicher: „Naa, zuerst mache ich mal meinen Führerschein!“
sepp
hells bells hosch mir van leib gsprochen voll deiner Meinung und so a Bischof treibt mi mehr va do kirche weck obwohl i gläubiger Christ bin fuiss Volk isch überhaupt nett mein foll