Der 92-Millionen-Deal
Nach dem Absprache-Vorwurf durch die Börsenaufsicht hat das Bozner Unternehmen Fri-El jetzt ein Angebot für alle Aktien des Windpark-Betreibers Alerion lanciert. Der Machtkampf um das börsennotierte Unternehmen bleibt weiter spannend.
von Heinrich Schwarz
Die Nachricht sorgte nationalweit für Schlagzeilen – schließlich geht es um ein Millionengeschäft und um den Kampf um die Krone in der italienischen Windenergie-Branche: Die Börsenaufsichtsbehörde Consob kam letzte Woche nach langen Ermittlungen zum Ergebnis, dass es zwischen den Südtiroler Unternehmen Fri-El und Stafil Absprachen gegeben hat, um die Übernahme des börsennotierten Windpark-Betreibers Alerion zu erleichtern.
Wie mehrfach berichtet, duellierte sich das Energieunternehmen Fri-El der Gostner-Brüder mit der Seilschaft von Edison und F2i um Alerion. Nach und nach wurden Aktienpakete gekauft – und vor der Alerion-Vollversammlung stand Fri-El mit 29,36 Prozent und Edison/F2i mit 38,93 Prozent der Aktienanteile da. Fri-El konnte bei der Neuwahl des Verwaltungsrates im Januar 2017 allerdings die Kleinaktionäre auf seine Seite holen und stellt seither die Alerion-Führung. Josef Gostner ist Präsident.
Nun hat aber die Börsenaufsicht festgestellt, dass sich Fri-El und das Großhandelsunternehmen Stafil (Peter Stadler) im Übernahmekampf zusammengetan haben. Es gebe zwischen den beiden eine enge unternehmerische Partnerschaft. Konkret hat auch Stafil Ende des letzten Jahres jede Menge Alerion-Aktien gekauft. Zusammen haben die beiden Unternehmen deshalb die 30-Prozent-Marke geknackt. Damit wären sie laut Consob verpflichtet gewesen, ein öffentliches Kaufangebot für sämtliche Alerion-Aktien zu lancieren. Das wurde nicht getan.
Fri-El und Stafil wurden von der Börsenaufsicht nun angewiesen, ein solches Kaufangebot zum Preis von 2,90 Euro pro Aktie zu starten.
Eine weitere Folge der Consob-Ermittlungen: Alerion wurde zu einer Gerichtsverhandlung im März 2017 vorgeladen. Die Börsenaufsicht will erwirken, dass die Ernennung des Alerion-Verwaltungsrates annulliert wird. Das hieße, dass die Gostner-Brüder ihre Kontrolle über Alerion wieder verlieren könnten.
Am Dienstag wurde der erste Schritt gesetzt – allerdings nur teilweise: Der Verwaltungsrat von Fri-El hat beschlossen, das öffentliche Kaufangebot für alle Alerion-Aktien zu lancieren – jedoch alleine und nicht zusammen mit Stafil. Es habe nämlich keinen gesellschaftlichen Pakt oder irgendeine sonstige Absprache mit Stafil gegeben, so die Erklärung.
Die Höhe des Angebotes hat Fri-El hingegen mehr als erfüllt: Anstelle von 2,90 Euro pro Aktie bieten die Bozner drei Euro. Das Angebot bezieht sich auf 70,64 Prozent der Alerion-Aktien mit einem Gegenwert von 92,3 Millionen Euro. Der Börsenwert der Alerion-Aktien stieg gestern umgehend auf drei Euro.
Rund um den Absprache-Vorwurf durch die Börsenaufsicht wird es jetzt wohl zu einem gerichtlichen Streit kommen. In einer offiziellen Erklärung schreibt Fri-El, dass man stets korrekt gehandelt habe und deshalb keine Gesetzesverletzung vorliege. Man behalte sich vor, rechtliche Schritte zu setzen, um sich zu verteidigen.
Indes ist noch nicht fix, ob Fri-El die Kontrolle über Alerion halten kann. Da die Gerichtsverhandlung zur Annullierung der Verwaltungsrat-Ernennung erst in einem halben Jahr stattfindet, kann sich Fri-El aber berechtigte Hoffnungen machen, dass sie ihre Macht unabhängig von einer Entscheidung des Gerichts behält. Denn bis dahin könnten die Gostner-Brüder über das neue Kaufangebot auf eine Beteiligung von über 50 Prozent kommen.
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