Rabiate Klauberin
Drei Äpfelklauberinnen geraten in Kaltern einen heftigen Streit mit Todes-Drohungen, der Bauer ruft die Carabinieri und die werden verletzt. Die Folge: Eine Verhaftung und elf Monate Haft für eine 31-Jährige aus Tschechien.
Von Thomas Vikoler
Es kann ja mal vorkommen, dass sich in Südtirol arbeitende Erntehelfer in die Haare geraten. In diesem Fall muss der Konflikt aber ziemlich heftig gewesen sein. Denn zwei Zeuginnen berichteten den herbeigerufenen Carabinieri von Morddrohungen, einem aufgeschlitzten Autoreifen und die wiederholte Beleidigung „curva“.
„Curva“ bedeutet im Tschechischen Prostituierte.
Das alles soll sich in der Nacht auf Montag in und vor einer Äpfelklauber-Unterkunft in Kaltern ereignet haben. Kurz nach Mitternacht hatte ein 44-jähriger Landwirt die Carabinieri verständigt. Mit der Meldung eines lautstarken Streits zwischen einigen Äpfelklauberinnen.
Die Carabinieri trafen um 0.15 Uhr bei der Unterkunft ein, da hatte sich der Streit bereits auf die Straße verlagert. Zwei Frauen aus der Slowakei, 20 und 26 Jahre alt, berichteten, ihre tschechische Mitbewohnerin habe in einem Tobsuchtsanfall den Autoreifen ihres grauen Skoda Oktavia aufgestochen.
Die Carabinieri stellten fest, dass dies stimmte. Und wurden offenbar selbst Opfer der rabiaten Äpfelklauberin aus Tschechin. Sie hatte sich laut Einsatzbericht zunächst geweigert, ihre Personalien zu nennen. Dann mimte sie vor den Augen der Ordnungshüter, als würde sie ihren Mitbewohnerinnen den Hals abschneiden. Letztere hatten zuvor erklärt, von der 31-jährigen wiederholt Todesdrohungen erhalten zu haben. Und als „Curva“ beschimpft worden zu sein.
Jedenfalls ließ sich die Erntehelferin auch nicht von den Carabinieri, angeführt von der Kalterer Stationsleiterin Tersa Vincenza Giugliano, beruhigen. Laut Dienstbericht wurde sie sogar hangreiflich: Marschallin Giugliano erlitt dabei leichte Verletzungen am Daumen der linken Hand, ein weiterer Carabiniere Abschürfungen am kleinen Finger der linken Hand.
Um 01.25 Uhr wurde V.D., so die Initialen der rabiaten Äpfelklauberin, schließlich verhaftet und ins Gefängnis von Trient gebracht. Wegen ihres aufgebrachten Zustandes wurde sie in eine Sicherheitszelle gesperrt.
Am Dienstag hatte sich V.D. offensichtlich wieder beruhigt. Die Staatsanwaltschaft hatte in der Zwischenzeit ein Schnellverfahren gegen die tschechische Staatsbürgerin beantragt, die Verhandlung fand am Landesgericht Bozen vor Richter Stefan Tappeiner statt.
V.D. stimmte einem gerichtlichen Vergleich zu, der ihr eine Haftstrafe von elf Monaten bedingt wegen Drohung (gegen die beiden Kolleginnen), Körperverletzung (gegen die beiden Carabinieri) und Widerstands gegen Amtspersonen einbringt.
Über die Gründe ihres Furors in der Nacht auf Montag wollte die Frau nichts sagen. Sie teilte hingegen mit, dass für sie die heurige Äpfelklauber-Saison beendet sei. Sie reise ab und kehre nach Tschechien zurück.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.