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„Mehr als nur angestochen“

Der ASV Völlan ist wegen Rassismus zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro verurteilt worden. Wie der Leiter des Sektion Fußball im ASV Völlan, Ludwig Unterholzner, die Vorfälle darstellt.

von Artur Oberhofer

Ludwig Unterholzner ist über die negative Werbung absolut nicht erfreut. „Das, was passiert ist“, so der Leiter der Sektion Fußball im ASV Völlan, „ist ganz schlecht für den Verein, obwohl wir nichts dafür können.“

Die Vorgeschichte ist bekannt: Der ASV Völlan ist vom Sportgericht zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro wegen Rassismus verurteilt worden. In einem Meisterschaftsspiel der 3. Amateurliga zwischen Völlan und Oberau Juve hatten „Fans“ einen dunkelhäutigen Oberau-Spieler mit „Uh, uh, uh“-Rufen ausgebuht.

Im Schiedsrichterbericht hieß es:

„Der Unparteiische musste feststellen, wie Anhänger des Fußballvereins Völlan einem Fußballspieler des Vereins Oberau Juventus Club unmissverständlich affenähnliche Laute – mit Bezug auf dessen Landesherkunft – zugeschrien haben.“

Die TAGESZEITUNG hat nun bei Ludwig Unterholzner, dem Sektionsleiter, nachgefragt, was denn am 9. September tatsächlich passiert sei.

TAGESZEITUNG Online: Herr Unterholzner, Ihre Version zu den Geschehnissen?

Ludwig Unterholzner: Ich war bei dem Spiel selbst anwesend. Ich habe mich nach dem Spiel beim Schiedsrichter entschuldigt, bei der gegnerischen Mannschaft und auch bei dem Spieler, dem die Rufe gegolten hatten. Man muss dazusagen, dass sich die Jugendlichen, die für diese Sache verantwortlich sind, nicht auf der Tribüne, sondern auf dem Parkplatz aufgehalten haben.

Wer sind die Jugendlichen?

Es sind junge Leute zwischen 19 und 25. Sie haben am Vortag einen Geburtstag gefeiert und die ganze Nacht durchgemacht. Die Burschen waren also mehr als nur angestochen. In der Zwischenzeit haben sie eingesehen, dass sie einen – verzeihen Sie den Ausdruck – großen Scheiß verzapft haben. Sie haben sich herwärts beim Verein entschuldigt. Ihnen tut es leid, dass der Verein wegen ihres Verhaltens, das nicht zu entschuldigen ist, in die Schlagzeilen geraten ist. Und sie sind auch bereit, die Strafe zu bezahlen, falls die Strafe aufrecht bleibt.

Sie haben Rekurs eingelegt?

Ja, wir haben gegen das Urteil des Sportgerichtes Rekurs eingelegt. Unser Verein ist in der Vergangenheit nie wegen rassistischer Vorfälle oder wegen Schlägereien aufgefallen, geschweige denn verurteilt worden. Es hat nie nix gegeben! Und wenn nun einmal zwei Burschen vorbeikommen …

Zufällig?

Ja, diese Burschen sieht man normalerweise bei ein oder zwei Spielen im Jahr. Sie sind in ihrem angestochenen Zustand vorbeigekommen, weil sie in der Sportbar noch ein Bier trinken wollten. Einer hat dann irgendwann mit den „Uh, uh, uh“-Rufen begonnen und hat geglaubt, brutal hetzig zu sein, die anderen Burschen haben gelacht …

Eine Gruppendynamik?

Ja. Ich habe auf der Spielerbank gesessen und anfangs gar nichts von den Buhrufen mitgekommen. Auch der Präsident der gegnerischen Mannschaft, mit dem ich später telefoniert habe, sagte mir, dass er anfangs gar nichts mitbekommen hat. Als der Schiedsrichter uns dann auf die Rufe aufmerksam gemacht hat, sind wir sofort eingeschritten. Wir haben sofort reagiert. Und die Buhrufe haben dann auch aufgehört.

Wie viele Burschen waren an dieser Aktion beteiligt?

Fünf! Nach dem Spiel, als ihnen bewusst wurde, dass sie einen Blödsinn gemacht hatten, sind alle fünf Burschen gekommen, um sich zu entschuldigen.

Und jetzt?

Jetzt warten wir ab, was beim Rekurs herauskommt. Wir haben beantragt, vom Sportrichter angehört zu werden. Auch der Jugendliche, der mit den unsäglichen Buhrufen begonnen hat, ist bereit, auszusagen.

Den Burschen tut die Geschichte im Nachhinein leid?

Ja. Und sie sind auch bereit, die Strafe zu bezahlen, wenn es dabei bleibt. Die Burschen sind auch keine Nazis oder Rechte. Sie waren einfach nur betrunken. Sie haben eingesehen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Und ich bin mir sicher, dass sie das nie wieder tun werden.

 

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