Das Cricket-Verbot
Die Gemeinde Bozen spricht ein Verbot des Cricket-Spiels im Mignone-Park aus, das bald auf weitere öffentliche Flächen ausgedehnt werden könnte. Der Anlass: Ein Kind wurde Anfang September auf einem Balkon von einem Cricket-Ball am Kopf getroffen und verletzt.
von Thomas Vikoler
Auch wenn es vordergründig um ein Spiel geht, hat der Fall Potential für einen heftigen kulturellen Konflikt in der Landeshauptstadt. Ein Konflikt zwischen der Stadtverwaltung und Einwanderern aus Indien und Pakistan, die sich in ihrer Freizeit sportlich betätigen wollen.
Denn Anfang September passierte in Bozen Folgendes: Ein zweijähriges Kind, das sich auf einem Balkon aufhielt, wurde von einem heranfliegenden Ball am Kopf getroffen. Es erlitt dabei eine Gehirnerschütterung und musste ärztlich versorgt werden. Ohne weitere größere gesundheitliche Folgen.
Bei dem Flugobjekt handelte es sich offensichtlich um einen harten Cricket-Ball, der vom benachbarten Mignone-Park aus auf den Balkon verirrt hatte. Und dort unglücklicherweise das zweijährige Kind verletzte. Der Ball legte angeblich zwischen Schlagmann und Balkon eine Distanz von rund hundert Metern zurück.
„Wir können nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passiert“, sagte Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi nach der gestrigen Sitzung des Stadtrates. Dort wurde – einstimmig – beschlossen, für den Mignone-Park ein Cricket-Verbot auszusprechen. Die entsprechende Verordnung soll demnächst erlassen, eigene Verbotsschilder angebracht werden.
Ein Verbot eines besonders bei Einwanderern aus Indien und Pakistan beliebten Spiels wegen eines einzigen Zwischenfalls? Müsste da nicht auch gleich, der Gleichbehandlung halber, ein Fußball- oder Fresbee-Verbot ausgesprochen werden?
Bürgermeister Caramaschi verteidigte gestern den angekündigten Bann. Die Eltern des von einem Cricket-Ball verletzten Kindes hatten sich vergangene Woche mit einer E-Mail an ihn gewandt und dort ein Verbot gefordert. Der Bürgermeister entsprach der Forderung umgehend. Auch mit dem Hinweis auf mögliche zivilrechtliche Folgen des Zwischenfalles am Balkon für die Gemeindeverwaltung.
Cricket ist in ehemaligen Commonwealth-Ländern wie Indien und Pakistan Nationalsport, der zunehmend auch von Einwanderern aus diesen Nationen in Bozner Parks praktiziert wird. Auch mangels eines eigenen Cricket-Platzes in der Landeshauptstadt.
Einen solchen bereitzustellen, ist eine der Optionen, die gestern im Stadtrat diskutiert wurden. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Bürgermeister demnächst ein Cricket-Verbot für alle Bozner Parks ausspricht, denn für ein reguläres Spielfeld wäre eine größere Fläche notwendig, welche die Stadt kaum bereitstellen kann.
Eine weitere Option: Cricket bleibt vorerst in öffentlichem Parks – außer dem Mignone-Park – erlaubt, darf dort aber allein in „weicher“ Form praktiziert werden: Wenige Spieler, leichtere Bälle als im Mignone-Park in Oberau-Haslach verwendet.
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