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Die Frage nach dem Warum

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Am 10. September wird weltweit der Tag der Suizidprävention begangen. Die Caritas nimmt dies zum Anlass, um auf die schwierige Situation der Hinterbliebenen aufmerksam zu machen. 

Günther Rederlechner

„Die Frage nach dem Warum ist für Angehörige von Suizidopfern besonders quälend. Gerade Verwandte und Freunde möchten verstehen, warum der geliebte Mensch sich das Leben genommen hat und warum sie es nicht verhindern konnten. Sie machen sich Vorwürfe, oft kommt auch Zorn dazu, weil dieser Mensch sie in dieser schrecklichen Situation allein zurückgelassen hat“, weiß Günther Rederlechner, Leiter der Hospizbewegung.

Über das Geschehene zu sprechen werde in diesem Fall besonders schwierig, auch weil das Umfeld oft unterschwellige Schuldzuweisungen mache. „Dabei wird oft vergessen, dass hinter einem Suizid meist eine lange Geschichte dahinter steckt, eine tief verwurzelte Depression, welche die Betroffenen oft jahrelang verstecken“, so Rederlechner. Umso wichtiger sei für die Angehörigen das Verständnis ihres Umfelds und die Möglichkeit, sich offen und ehrlich auszusprechen. „Leider passiert oft genau das Gegenteil: Die Angehörigen stoßen auf Unverständnis. Sie ziehen sich aus Angst, von anderen verurteilt zu werden, zurück und isolieren sich“, so Rederlechner.

Die Caritas-Hospizbewegung bietet Begleitung für Angehörige von Suizidopfern an. „Für die Betroffenen ist es hilfreich, zu wissen, dass sie in einem geschützten Rahmen mit einer Trauerbegleiterin über ihre Situation und Empfinden sprechen kann. Durch diese Begleitung bekommt die Trauer ihren Platz, den sie braucht, um bewältigt zu werden. Trauernde können somit Erleichterung und Sicherheit erfahren“, erklärt Rederlechner.

Silvia Moser

Dies bestätigt auch Silvia Moser aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Leiterin der Telefonseelsorge. Der Dienst hat sich anlässlich seines 15jährigen Bestehens bereits im Frühjahr des Themas in vertiefter Weise angenommen, „weil diese Problematik gerade auch in einem so erfolgsverwöhnten Land wie Südtirol etwas ist, das die Betroffenen sehr einsam und uns alle völlig hilflos macht“. Mit dem Niederländer Viktor Staudt hat die Telefonseelsorge einen Mann eingeladen, der seinen Suizidversuch überlebt hat und seitdem im Rollstuhl sitzt. Er, der sich mittlerweile als gefragter Vortragender und Buchautor europaweit einen Namen machte, hatte in beeindruckender Weise immer wieder die Wichtigkeit des Darüber-Reden-Könnens betont – und zwar für Menschen, die von Suizidgedanken gequält seien ebenso wie für Angehörige, die einen Menschen durch Suizid verloren hätten.

„Wir von der Telefonseelsorge sind rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres unter der Grünen Nummer 840 000 481 erreichbar. Und es ist einfach so: Reden kann wirklich helfen und entlasten“, fasst Silvia Moser die Erfahrungen aus den vielen Gesprächen zusammen, die das mittlerweile 80köpfige ausgebildete Freiwilligenteam mit den unterschiedlichsten Menschen aus ganz Südtirol geführt habe. Sich Belastendes auch ganz anonym von der Seele reden zu können und dabei auf Resonanz und Mitgefühl zu treffen, könne helfen, den Alltag wieder leichter zu bewältigen und auch ermutigen, professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen, die beim Thema „Suizid“ sehr hilfreich und wichtig sein könne. Denn niemand müsse sich seiner Gefühle oder Gedanken wegen schämen, im Gegenteil, findet Silvia Moser. „In unserer leistungsorientierten Gesellschaft vergessen wir oft, dass wir Menschen sind und dass wir Gefühle haben, Gefühle, die aber ein Zeichen der Sehnsucht nach dem wahren Leben und Sinn sind“, betont Moser.

Die Telefonseelsorge ist täglich rund um die Uhr unter der grünen Nummer 840 000 481 erreichbar.

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