Welsberger Nächte
Licht aus: In Welsberg Taisten ist die Straßenbeleuchtung in den Sommermonaten streckenweise sieben Mal in Folge eines Gewitters ausgefallen. Es blieb dann nächtelang einfach stockfinster.
von Silke Hinterwaldner
Nachts in Welsberg kann es richtig unheimlich sein. Die Straßenzüge stecken in tiefster Dunkelheit, nur einige wenige Menschen wagen sich mit einer Taschenlampe bewaffnet vor die Haustüre.
Diese Szenen spielen sich tatsächlich ab. Der Grund: In Welsberg und Taisten hat die Gemeinde die öffentliche Beleuchtung von Straßen und Wegen vor rund einem Jahr auf LED umgestellt – das spart Energie und dämmt die Lichtverschmutzung ein. Es hat aber auch, zumindest in Welsberg Taisten, den unangenehmen Nebeneffekt, dass bei jedem Blitzeinschlag die Beleuchtung in einem Straßenzug ausfällt. „Das Problem ist“, sagt eine verärgerte Bürgerin, „dass das Licht nicht wie früher nach kurzer Zeit wieder von alleine angeht. Jetzt warten wir mitunter einige Tage darauf, dass die Straßenbeleuchtung wieder funktioniert.“ In diesen dunklen Nächten verlässt sie nur ungern das Haus, es ist einfach zu gruselig draußen vor der Tür.
Die ältesten Bewohner schütteln nur den Kopf, denn solche Zustände hätten sie während oder kurz nach dem Krieg erlebt, wo durch Zwangsverdunkelung der Ort finster blieb. Allenfalls in den sechziger Jahren oder bei Naturkatastrophen wie Hochwasser und Schneedruck gab manchmal noch finsteren Straßen. Aber doch nicht im 21. Jahrhundert, wo die Technik fast alles kann.
Nachdem die neuen Lichter allein im Sommer mindestens sieben Mal nach einem Gewitter ausgegangen sind, klopfen im Bauamt bei Martin Feichter immer wieder Leute an, die melden, dass die Beleuchtung defekt ist, die sich erkundigen, wie lange es noch dauern wird und fragen, warum das Licht immer wieder ausgeht. Aber es kommen auch jene, die sich beschweren.
Der Tenor: „Jetzt hat die Gemeinde für teures Geld neue Leuchten aufgestellt, aber die Beleuchtung der Straßen fällt nächtelang aus. Wie kann das sein?“ Martin Feichter hat Verständnis für das Unverständnis der Bürger. „Das Problem“, sagt er, „besteht darin, dass nur die Lampenköpfe erneuert wurde. Die Leitungen und die Masten aber sind mittlerweile 35 Jahre alt.“
Das heißt: Wenn das Licht ausfällt, dann hat das nichts mit den LED-Lampen zu tun, sondern mit dem alten Unterbau. Die Erneuerung der Beleuchtungskörper hat die Situation aber insofern verschlechtert, dass viele neuere gesetzliche Bestimmungen sensible Kreisläufe schaffen. Ein Beispiel: Gibt es in der Nähe einen Blitzschlag, dann reagieren heute die Fehlerstromschalter sofort auf Überspannung. Die Folge: Das Licht geht aus.
Martin Feichter formuliert es so: „Die alte Anlage versteht sich mit den neuen Bestimmungen nicht.“ Freilich hätte die Gemeindeverwaltung vor dem Austausch der Lampen eine Generalsanierung der gesamten Beleuchtungsanlage in die Wege leiten können. Aber das hätte Kosten verursacht, die eine Gemeinde so schnell nicht stemmen kann. Der Grund: Die alten Leitungen verlaufen nicht in Lehrrohren, sie sind direkt in der Erde vergraben. Wo die Kabel ausgetauscht werden, muss der Bagger anrollen und alles aufreißen – im gesamten Gemeindegebiet von Welsberg Taisten kommt da einiges zusammen.
Im Rathaus ist mittlerweile klar, dass es so nicht bis in alle Ewigkeit weitergehen kann. Wo es dringend ist, sollen in den kommenden Jahren nach und nach die Leitungen erneuert werden, um so zu verhindern, dass in einem Sommer Nächtelang die Beleuchtung ausfällt. Aber das kann alles dauern – in der Zwischenzeit versucht man es mit verstärkten Sicherungen, aber das Problem ist damit wohl nicht gelöst.
„Immerhin“, sagt Martin Feichter, „funktioniert momentan – fast – alles. Und: Jetzt, wo die Sommergewitter vorbei sind, wird es auch nicht mehr so viele Ausfälle geben.“
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Kommentare (3)
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noando
„nur einige wenige menschen wagen sich mit einer taschenlampe bewaffnet vor die haustüre“
einige wenige – bewaffnet? fakenews ahoi! wie viel nächtliche überfälle/straftaten wurden in welsberg heuer registriert? gab es ein ausgangsverbot? gab es empfehlungen nicht alleine von der pizzeria nach hause zu gehen? durfte man nicht mehr alleine joggen?
aber passt natürlich in die aktuelle angstmache *kopfschüttel*
andreas
Sofort ein Stück der Klagemauer aus Jerusalem ankaufen, damit die Bevölkerung einen angemessenen Ort hat um dieses schreckliche Ereignis zu verarbeiten.