Die Pizza-Macher
Zwei junge Männer aus St. Georgen haben den Pizzaautomaten neu erfunden. Michael Kammerer und David Simonetti haben mittlerweile neun dieser Maschinen in Südtirol aufgestellt. Ein Ende ist nicht in Sicht.
von Silke Hinterwaldner
Michael Kammerer hatte ein Problem. In seinem Hochseilgarten in Issing bei Pfalzen wollte er den Besuchern die Möglichkeit bieten, kleine Snacks aus einem Automaten zu holen, damit sie sich stärken können. Aber das, was auf dem Markt geboten wurde, überzeugte ihn nicht.
Da kam David Simonetti ins Spiel. Der Koch führt das Restaurant am Issinger Weiher – gemeinsam entwickelten die beiden jungen Männer aus St. Georgen die Idee, gute Pizza aus der Maschine anzubieten. Das war vor rund einem Jahr.
Jetzt begann die Arbeit. Zuerst galt es ein Unternehmen zu finden, das Automaten anbietet, die so etwas möglich machten. Als die Maschine da war, musste noch das Produkt entwickelt werden. Das hoch gesteckte Ziel: Die Pizza sollte lecker schmecken.
Nach einer Testphase von einigen Monaten, hatte David Simonetti den Dreh raus. „Wir verwenden dieselben Zutaten wie in der Pizzeria“, sagt er, „schließlich soll die Pizza schmecken wie frisch gebacken.“
Das heißt: Zuerst wird Teig gemacht, dann werden die Pizzas mit dem passenden Belag versehen und vorgebacken. Die vorgebackenen Pizzas werden tiefgefroren und in die Automaten gefüllt. Sobald der Kunde kommt, aussucht und dann den großen roten Knopf drückt, wird die Pizza im Ofen – nicht in der Mikrowelle – fertiggebacken und im Karton ausgespuckt. Das alles dauert nur wenige Minuten.
„Im Jänner“, erklärt Simonetti, „sind wir mit der Testphase in Südtirol gestartet. Es hat sich schnell gezeigt, dass die Pizza aus unserem Automaten gut ankommt.“ Nach und nach haben die beiden Erfinder – Michael Kammerer ist für die technischen Details und die Logistik zuständig und David Simonetti kümmert sich um das Essen – immer mehr Automaten aufgestellt. Mittlerweile gibt es neun Pizzaautomaten in Südtirol: beim Hexenkessel in Steinhaus, bei der GKN in Bruneck, in zwei Kasernen, in der Brunecker Oberstadt, an Tankstellen in Stegen und Brixen sowie jene beim Restaurant und beim Hochseilgarten in Issing. Dazu kommen drei weitere Automaten im Ausland: Weil David Simonetti viele Jahren in Irland gearbeitet hat und dort auch noch zwei Restaurants führt, haben es drei Automaten bis dorthin geschafft.
Und es ist noch lange nicht Schluss. Nicht ohne Stolz erzählt David Simonetti, dass mittlerweile viele Interessenten von überallher bei den beiden Unternehmern von Buttonmeal in Issing anklopfen. Letzthin hatten sie aus Dubai, Japan oder Bahrain Besuch bekommen. „Die Verhandlungen laufen“, sagt David Simonetti, „aber, wer unsere Pizza kostet, ist meist begeistert vom Produkt.“
Freilich ist Buttonmeal nicht das erste Unternehmen, das auf die Idee gekommen ist, Pizza aus dem Automaten anzubieten. Meist werden herkömmliche Tiefkühl-Pizzas, wie man sie im Supermarkt kaufen kann, geliefert. Aber das ist nicht die Philosophie hinter Buttonmeal. Kammerer und Simonetti wollen ohne Emulgatoren und andere Zusätze arbeiten. Außerdem können sie Pizza auf Maß anbieten: Die Auswahl an Sorten ändern sie immer wieder, David Simonetti denkt gerade darüber nach, auch Pizza aus Dinkelmehl oder mit Chia-Samen anzubieten.
Das Rohprodukt für die Automaten stellt er selbst in seiner Produktionshalle in Ehrenburg her. Im Durchlauf-Pizzaofen backt er die Pizzas für die neun Automaten in Südtirol vor, dann werden sie tiefgefroren und ausgeliefert. Um die Automaten in Irland kümmern sich die Partner vor Ort.
Mit ihrer Idee vom Pizza-Automaten haben die beiden Erfinder aus St. Georgen einen Clou gelandet. Das Geschäft brummt. Aber freilich wird Essen aus dem Automaten kontrovers diskutiert, wie sich auf Facebook verfolgen lässt. Wer die Pizza aus dem Automaten selbst probiert hat, kommt in den allermeisten Fällen zum Schluss, dass sie eigentlich gut schmeckt. Gleichzeitig aber wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob es gut und richtig ist, wenn Essen aus dem Automaten kommt – gerade in einem Land wie Südtirol, das viel Wert auf Esskultur legt. Der Einwand ist zweifellos berechtigt. Aber genauso richtig ist, dass es ab und zu schnell gehen muss. Und da ist die Pizza aus dem Automaten um die Ecke sicherlich ein verlockendes Angebot.
„Noch einen großen Vorteil hat der Pizzaautomat“, sagt Michael Kammerer, „wenn nichts anderes mehr offen hat, bekommt man hier immer noch etwas zu Essen. In den Nachtstunden nutzen vor allem Schichtarbeiter, Taxifahrer oder Nachtschwärmer den Automaten.“
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Kommentare (4)
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huggy
Mir hat die Pizza geschmeckt. Eine gute Sache.