„Wir haben Angst“
Der Partschinser Obstbauer Thomas Ladurner beklagt wegen der Vandalenakte einen Schaden von rund 150.000 Euro.
von Artur Oberhofer
Der Fall hat in ganz Südtirol für großes Aufsehen gesorgt: In Partschins und Rabland wurden im Verlauf der vergangenen zweieinhalb Monate die Obstanlagen von vier Bauern mit einem hochkonzentrierten Herbizid zerstört. Betroffen ist eine Gesamtfläche von über zwei Hektar.
Die Schäden dürften mehrere hunderttausend Euro betragen!
In Partschins ist die Stimmung gereizt. Niemand kann sich einen Reim auf diese großflächigen Vandalenakte machen. Geht in Partschins ein Verrückter um? Ist Neid das Tatmotiv?
Einer der vier betroffenen Obstbauern ist Thomas Ladurner.
Bei ihm hat der Unbekannte eine direkt an der Vinschger Staatsstraße gelegene Wiese zerstört: eine 7.500 Quadratmeter große Junganlage der Clubsorte Ambrosia. „Es schaut fürchterlich aus“, sagte Ladurner am Donnerstag im Gespräch mit der TAGESZEITUNG.
Was machen die Partschinser Bauern jetzt? Kann man sich gegen solch gemeine Vandalenakte versichern? Und: Gibt es eine Chance, den oder die Täter zu fassen und zur Rechenschaft zu ziehen?
Fragen an Thomas Ladurner.
TAGESZEITUNG Online: Herr Ladurner, sind Sie gegen die Vandalenakte versichert?
Thomas Ladurner: Nein, gegen solche Vandalenakte in den Wiesen gibt es keine Versicherung. Aber jetzt schauen Land, Verbände und Genossenschaften, ob und wie man Opfern von Vandalenakten unkompliziert helfen kann.
Es wird an eine Art Solidaritätsfonds gedacht?
Richtig. Es ist ja zweitrangig, wen es trifft. Ob das nun ich bin oder ein Bauer in Tramin, dem sie die Pink Lady-Bäume abschneiden. Es sind Sachen, die ins Geld gehen. Wir Bauern sitzen alle in einem Boot. Niemand kann sich gegen solche kriminelle Taten schützen. Ein Solidaritätsfonds wäre auch ein starkes Signal nach außen. Die Botschaft ist: Wir Bauern lassen uns nicht auseinanderdividieren. Vielleicht schreckt man dadurch auch den Täter ab, denn wenn nicht der betroffene Bauer allein für den Schaden geradestehen muss, verfehlt der Täter ja sein Ziel.
Wie ist denn die Stimmung in Partschins?
Die Bauern sind sehr, sehr besorgt. Sie haben Angst. Keiner weiß, wann dieser Psychopath wieder zuschlagen wird. Es ist gut, dass die Sache jetzt publikgemacht wurde. Die Bevölkerung ist sensibilisiert worden. Wir haben in den Wiesen bereits Überwachungskameras installiert. Jetzt wird noch darüber diskutiert, ob man nächtliche Patrouillen macht.
Ist es nicht traurig, dass man jetzt auch schon in den Obstwiesen Überwachungskameras anbringen muss?
Das ist sehr traurig und sehr bedauerlich! Die Obstwirtschaft muss sich sonst schon mit großen Problemen herumschlagen, jetzt müssen wir uns auch noch um solche Sachen kümmern. Gleichwohl muss man sagen: Auch wenn wir Kameras aufstellen, können wir den Schaden nicht verhindern, es wird nur die Chance größer, dass der oder die Täter gefasst werden können.
Warum vergiftet ein Mensch Bäume? Wenn er Ihren Traktor stehlen würde, hätte er zumindest etwas davon …
Das ist bei Vandalenakten immer so. Das Ziel ist es, einen anderen Menschen Schaden zuzufügen.
Haben Sie Hoffnung, dass der oder die Täter gefasst werden können?
Es wird nicht leicht, aber ich bin dennoch zuversichtlich. Die Leute sind jetzt aufgerüttelt. Vielleicht stellt sich der Täter ja auch, wenn er mit dem, was er getan hat, nicht mehr leben kann. Ich hoffe nur, dass diese Vandalenakte jetzt aufhören. Ich wünsche niemandem so eine Erfahrung.
Sie gehen davon aus, dass der Täter mit einer Rückenspritze die Zeilen durchgegangen ist?
Ja, und das bedeutet, dass er dies nicht in fünf Minuten erledigen konnte. Er kann zwar schnell durch jede Reihe gehen, aber er braucht dafür mindestens eine Stunde! Also kann man davon ausgehen, dass der Täter kein älterer oder gebrechlicher Mensch ist.
LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:
- Für die Ergreifung des Täter wurde eine Belohnung von 30.000 Euro ausgesetzt
- Warum Thomas Ladurner hoffnungsvoll ist, dass der Täter gefasst werden kann.
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Kommentare (26)
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brutus
…bei vier verschiedenen Bauern ziemlich unwahrscheinlich. Auch sieht man in halber Baumhöhe die dürren Blätter wo das Mittel offensichtlich mit einer Rückenspritze appliziert wurde.
andreas
Die Selbstverständlichkeit, mit welcher Obstbauern sich als von der Öffentlichkeit zu schützende Gattung ansehen, ist irritierend.
Welches öffentliche Interesse sollte darin bestehen den Schaden bei privaten Streitereien mit Steuergelder zu beheben?