„Eine Win-win-Situation“
Die Landesabteilung Arbeit ruft die Südtiroler Bauern dazu auf, Asylbewerber als Hilfskräfte während der Erntezeit einzustellen. Direktor Helmuth Sinn über die Vorteile.
von Silvia Santandrea
Die Landesabteilung Arbeit weist angesichts der beginnenden Erntesaison darauf hin, dass auch Asylbewerber als Erntehelfer eingestellt werden können. „Viele Landwirte haben schon Erntehelfer, doch warum sollten diejenigen, die noch keine haben, nicht die Möglichkeit nutzen, Flüchtlinge einzusetzen“, meint Direktor Helmuth Sinn.
Es können Personen beschäftigt werden, deren Asylantragstellung eine bestimmte Zeit zurückliegt. Das sieht das Gesetz so vor: „Italien hat im letzten Jahr die Bestimmungen zur Beschäftigung von Flüchtlingen dahingehend geändert, dass Bewerber nach 60 Tagen nach dem gestellten Asylantrag arbeiten dürfen“, erklärt Sinn.
Dies sei eine sehr sinnvolle Entscheidung, „denn so können Flüchtlinge einer Beschäftigung nachgehen und sie werden arbeitsmarktfähig: Sie lernen die Sprache oder verbessern ihre Sprachkenntnisse, kommen mit dem Land und den Leuten in Berührung und vor allem haben sie das Gefühl, gebraucht zu werden“, so der Direktor der Landesabteilung Arbeit. Darüber hinaus haben die Asylbewerber ein Einkommen.
Doch die Bestimmung hat, wie Sinn sagt, auch einen Nachteil: „Nehmen wir an, der Asylantrag wird abgelehnt und die Angestellten haben kein Bleiberecht mehr, dann sind sie arbeitsmarktmäßig zwar integriert, müssen das Land aber verlassen.“ Für die Landwirtschaft sei dies aber kein Problem, denn dabei handle es sich um vorübergehende Tätigkeiten.
Asylbewerber, die in den Arbeitslosenlisten des Landes eingetragen sind, können entweder als Tagelöhner oder aber auch mit den neuen Wertgutscheinen beschäftigt werden, denn die Antragssteller erfüllen laut Sinn die Voraussetzungen der Arbeitslosigkeit. „Sie dürfen natürlich die Obergrenze von 2.500 Euro nicht überschreiten.“
Asylbewerber hingegen, die nicht in den Arbeitslosenlisten eingetragen sind, können als Tagelöhner angestellt, aber nicht mit Wertgutscheinen entlohnt werden. „Kann oder will man keine Wertgutscheine verwenden, dann ist die beste Beschäftigungsform die, den Flüchtling als Tagelöhner anzustellen und ihn so zu bezahlen“, sagt Helmuth Sinn. Auch der Aufwand sei etwa gleich wie die Bezahlung mit Wertgutscheinen.
Asylbewerber dürfen auch ein ganzjähriges Arbeitsverhältnis mit den Südtiroler Landwirten eingehen, es ist nach Sinn allerdings eine Frage der Qualifikation und vor allem eine Verständnisfrage. Denn wenn Asylbewerber eine Sprache nur unzureichend kennen, so sei es schwierig, über die Ernte hinaus zusammenzuarbeiten.
Doch Landwirte, die Interesse haben, einen Asylbewerber während der Erntezeit einzustellen, müssen sich laut Sinn keine Sorgen über mangelnde Sprachkenntnisse machen: „Flüchtlinge, die in den Arbeitslosenlisten eingetragen sind und somit als Erntehelfer infrage kommen, müssen sich in den Landessprachen verständigen können, ansonsten werden sie nicht in die Listen aufgenommen.“ Derzeit sind rund 350 Flüchtlinge in den Arbeitslosenlisten eingetragen.
Interessierte Landwirte können sich entweder an die Arbeitsvermittlungszentren des Landes in Bozen, Neumarkt, Meran, Schlanders, Brixen und Bruneck oder an das Amt für Senioren und Sozialsprengel der Landesabteilung Soziales wenden. Die Einrichtungen stellen dann den Kontakt zu den jeweiligen Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge her. So findet man nach Sinn diejenigen Bewerber, die in einer Unterkunft in unmittelbarer Nähe untergebracht sind.
Bei der Erledigung der Formalitäten für die Anstellung von Erntehelfern ist der Südtiroler Bauernbund behilflich, denn die gesamte Initiative wurde mit ihm abgesprochen.
Der Direktor der Landesabteilung Arbeit spricht von einer Win-win-Situation sowohl für die Südtiroler Bauern, als auch für die Asylbewerber: „Landwirte, die Asylbewerber als Erntehelfer anstellen, geben diesen Menschen eine Chance, sich einzubringen. Sie können Menschen und Schicksale aus anderen Ländern kennen lernen und den Asylbewerbern die Südtiroler Kultur näher bringen.“
„Der Einsatz von Asylwerbern als Erntehelfer trägt auch zur Integration bei“, ist Abteilungsdirektor Sinn überzeugt.
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Kommentare (19)
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criticus
Herr Sinn, hat das überhaupt einen Sinn? Die Politik lässt jeden Wirtschaftsflüchtling ohne Ausweis ins Land und gibt die Probleme dann anderen weiter. Was ist das für eine Politik, jeder Fischer braucht einen Ausweis um einen Fisch aus dem Wasser zu fischen und Europa lässt zu, dass jeder ohne Ausweis rein kann und dem Staat zu Lasten liegt. Wir können ja unsere Politiker mit diesen Leuten austauschen oder nehmen doch Sie einige in ihrer Abteilung auf. Die Flüchtlinge, die ich bei der Arbeit in den Gemeinden gesehen habe schlafen ja beim Gehen!
tiroler
Sinn scheint se(in)nil zu sein, andernfalls könnte er doch nie so einen Blöd-SINN verzapfen