Der amerikanische Traum
Nachdem ihn der größte Wrestling-Vermarkter der Welt unter Vertrag genommen hat, kämpft sich Fabian Aichner in den USA weiter nach oben. Das Interview mit dem 27-jährigen Pfalzner.
Tageszeitung: Herr Aichner, wie war es für Sie, als WWE Sie unter Vertrag nehmen wollte?
Fabian Aichner: Ich habe es anfangs kaum realisiert. Denn es war vom ersten Tag an mein Ziel, in die WWE zu kommen. Ich war ja letztes Jahr in den USA beim „WWE Cruiserweight Classic“, wo ich gesehen habe, wie es hier läuft. Das ist schon eine Wahnsinns-Sache. Ich habe die E-Mail von WWE über das Vertragsangebot 20 Mal durchgelesen, bis ich es geglaubt habe.
Wie lange ist das her?
Die Mail habe ich am 2. Dezember letzten Jahres erhalten. Dann hat es natürlich gedauert, bis alles geregelt war. Am 22. Mai bin ich schließlich nach Orlando gezogen.
Sie leben dort jetzt fix?
Genau, ich habe hier ein Apartment. Ich trainiere immer im „WWE Performance Center“ und am Wochenende finden Shows statt. Alle paar Wochen kommt irgendwo in den USA eine Tour hinzu. Und alle paar Monate findet ein sogenanntes „NXT TakeOver“ statt, wo bis zu 20.000 Leute kommen.
Sie machen also schon Kämpfe?
Ja, es ist sehr schnell gegangen, muss ich sagen. Ich habe mich wohl auch von Anfang an nicht blöd angestellt vom Training her. Schon nach zweieinhalb Wochen haben sie mich bei Shows eingesetzt. Das ist definitiv ein gutes Zeichen.
Ihr Ziel ist es vermutlich, ganz nach oben zu kommen?
So ist es. NXT ist – unter Anführungszeichen – eine Entwicklungs-Show, wo man sich alles genau anschaut und viele Sachen probieren kann. Wenn man da im Fernsehen zu sehen ist, geht die Reichweite schon ziemlich weit hinauf. Und wenn man sich gut anstellt, kann der Sprung in die Hauptgruppe gelingen. Mein Ziel sind momentan die großen Shows „RAW“ und „SmackDown“, die wöchentlich stattfinden. Mal schauen, was ich bei NXT draufhabe, dann wird schon was werden.
Sind Sie aktuell schon im TV zu sehen?
Bei den Shows in Florida nicht, aber ich warte nun ab, ob ich im Rahmen von NXT bei den TV-Kämpfen eingesetzt werde. Diese kann man bei WWE Network sehen. RAW und SmackDown hingegen werden auch in Europa im normalen Fernsehen ausgestrahlt.
Gegen welchen Star würden Sie am liebsten kämpfen?
Als ich im Jahr 2003 das erste Mal Wrestling gesehen habe, war unter anderem der „Undertaker“ ein großer Name. Es ist schon ein krasses Gefühl, wenn man den Top-Stars im Performance Center über den Weg läuft. Es gibt viele, gegen die ich gerne in den Ring steigen würde. Ich bin für alles offen.
Wie sieht für Sie ein normaler Tag aus?
Also von 10.00 bis 12.00 Uhr trainiere ich im Ring. Von 13.00 bis 14.15 Uhr gehen wir in einen Raum mit Gewichten. Am Montag von 16.00 bis 18.00 Uhr üben wir unter anderem, wie man vor der Kamera redet. Dienstags und mittwochs ist der Ablauf der gleiche. Am Donnerstag geht es nach dem Training in der Regel zu einer Show, die dann bis zum Samstag stattfindet. An solchen Tagen komme ich meistens erst um 23.00 oder 24.00 Uhr heim.
Es ist also ein Vollzeit-Job?
Ja, absolut.
Was sind Ihre Stärken beim Wrestling?
Ich habe von Anfang an gemerkt, dass ich mich bei vielen Sachen leicht tue. Von „power moves“ über „high flying moves“ – also bei den ganzen technischen Dingen. So kann ich mir von allen Aspekten ein bisschen etwas heraussuchen. Meine Stärke ist also, dass sich mein Gegner nicht erwarten kann, welche Aktionen ich bringe. Ich bin hart einzuschätzen.
Wie groß ist die Gefahr, sich zu verletzen?
Die Gefahr ist wirklich groß – es ist ein sehr riskanter Sport. Wenn man jemanden erschöpft sieht, schaut es oft einfach aus. Aber das ist es nicht. Es gibt bei uns ein Sprichwort, dass man es einfach krachen lässt, wenn man es draufhat. Ich war immer auf der verrückteren Seite, wenn es darum ging, etwas Neues auszuprobieren. Ich habe mir immer gedacht, dass es nur einen Weg gibt, um herauszufinden, ob etwas geht oder nicht. Natürlich bin ich oft auf den Kopf gefallen oder habe mir das Schienbein gebrochen. Aber dann habe ich meine Lektion gelernt. Das ist alles Erfahrung, wenn man danach genau weiß, wie weit man gehen kann. Jetzt habe ich ein gutes Gefühl, um eine gute Show zu liefern, aber trotzdem meinen Körper zu schonen. Denn der Körper ist beim Wrestling das wichtigste Kapital.
Sie sind jetzt schon seit ein paar Jahren in der Szene. Haben Sie schon einen Fankreis?
Als das mit dem WWE-Vertrag aufgekommen ist, sagten meine Familie und Kollegen, dass ich in allen möglichen Zeitungen drinnen war. Dass ich es in die WWE geschafft habe, schlägt schon ein bisschen Wellen. Ich bin auf dem richtigen Weg.
Kommen Ihre Freunde und Ihre Familie zu den Kämpfen?
Ich bin jetzt erst zweieinhalb Monate hier. Meine Familie kommt mich wohl zu Weihnachten besuchen. Wenn es gut geht, bin ich im November bei der Deutschland-Tour dabei. Das wird sich noch zeigen. Natürlich muss ich hier auf vieles verzichten, aber diese Chance, die sich mir geboten hat, muss ich nutzen.
Interview: Heinrich Schwarz
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