Gegen den Zusammenschluss
Alpine Vereine und Umweltschutzorganisationen sind gegen den Zusammenschluss Langtaufers-Kaunertal. Der Appell an die Südtiroler Landesregierung.
Am kommenden Freitag, 28. Juli, treffen sich Vertreter der Oberländer Gletscherbahnen AG mit Fachleuten des Landes zu einer Anhörung. Zur Diskussion steht die skitechnische Verbindung Langtaufers-Kaunertal. Es ist zu erwarten, dass die Oberländer Gletscherbahnen dabei die wirtschaftliche Relevanz einer skitechnischen Verbindung zu unterstreichen versuchen.
Denn eine Entscheidung der Landesregierung in Sachen Langtaufers wurde vertagt und steht seit Monaten aus – „und das obwohl der Umweltbeirat bereits ein einstimmiges negatives Gutachten abgegeben hat“, ärgert sich der Alpenverein Südtirol (AVS).
Der AVS, die alpinen Vereine und die Umweltschutzverbände sind gegen einen Zusammenschluss und appellieren an die Südtiroler Landesregierung, sich an das Gutachten des Umweltbeirates zu halten.
In einer Presseaussendung heißt es:
„Es gibt bereits ein einstimmig negatives Gutachten des Umweltbeirates zur skitechnischen Verbindung der Skizone Langtaufers mit dem Gletscherskigebiet Kaunertal. Dieses Gutachten hat eine beratende Funktion für die Landesregierung, die seit Mai die Entscheidung über eine Machbarkeitsstudie vertagt. Das Gutachten bestätigt die Haltung der alpinen Vereine und Umweltschutzorganisationen, die sich gegen den Bau eines neuen Skigebietes im weitgehend naturbelassenen Melagtal stellen. Die Umweltschützer rechnen mit erheblichen Umweltauswirkungen auf eine Vielzahl von Lebensräumen in einer Höhenlage von 1.920 bis 3.100 Metern und mit der Zerschneidung der Brutgebiete und Lebensräume von gefährdeten Arten wie dem Schnee- und Steinhuhn.“
Die Oberländer Gletscherbahnen AG, die die umstrittene Machbarkeitsstudie eingereicht hat, spricht laut AVS davon, jene Erschließungsvariante auf das Karlesjoch bereits zurückgezogen zu haben, die der Umweltbeirat als besonders kritisch beurteilt hat, und nun „nur noch die umweltverträglichere Skipistenvariante auf das Weißseejoch zu verfolgen“.
„Dies ändert nichts daran, dass hier ein komplett neues Skigebiet mit all seinen Folgewirkungen aus dem Boden gestampft werden soll“, meint AVS-Präsident Georg Simeoni. „Das Ganze wird unter dem Deckmantel eines ;ergänzenden Eingriffes‘ in der Skizone Langtaufers verkauft, obwohl der Großteil der Maßnahmen außerhalb dieser Skizone erfolgen soll und obwohl diese Skizone nur auf dem Papier existiert. Von einem Skibetrieb zeugen nur noch alte Liftstützen oberhalb von Melag und der reduzierte Liftbetrieb beim Berggasthof Maseben.“
Die geplante Piste aufs Weißseejoch wäre derzeit ohne Liftanbindung – “erst müsste auf der österreichischen Seite ein Lift genehmigt und gebaut werden“, so der AVS-Präsident. Abgesehen von der Streichung der Pistenvariante auf das Karlesjoch bleiben die Pläne, Infrastrukturen im hochalpinen Gebiet wie die Kabinenbahn, ein Speicherbecken, Beschneiungsanlagen, Lawinenschutzbauten und einen Parkplatz mit 400 Stellplätzen in Melag zu errichten, unverändert.
„Der Umweltbeirat hat den Gesamteingriff, nicht nur die Erschließungsvariante aufs Karlesjoch, abgelehnt, weil er massive Eingriffe in eine landschaftlich und naturkundlich hochsensible Geländekammer zur Folge hat und den Charakter der unerschlossenen hochalpinen Bereiche erheblich und dauerhaft verändern würde“, erinnert Simeoni.
Außerdem fehle eine Erhebung der Umweltauswirkungen auf das österreichische Staatsgebiet. Mögliche Folgewirkungen im Umfeld der betroffenen Gebiete in beiden Ländern („starker Konkurrenzdruck zwischen bestehenden Skigebieten“) würden unzureichend untersucht und geprüft. Dabei sehe das Protokoll „Raumplanung und nachhaltige Entwicklung“ der Alpenkonvention bei einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit die verpflichtende Abstimmung der Raumplanung, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Umwelterfordernisse zwischen den Ländern vor.
Der AVS und die benachbarten Alpenvereine – sie vertreten rund 1,8 Millionen Mitglieder – sowie der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, die Umweltschutzgruppe Vinschgau und der Heimatpflegeverband Südtirol appellieren an die Südtiroler Landesregierung, die noch intakten Bereiche des Südtiroler Hochgebirges im Sinne der Alpenkonvention (Tourismusprotokoll) als Ruhezonen zu bewahren und auf intensivtouristische Erschließungen zu verzichten.
„In Anbetracht des steigenden Wasser- und Energiebedarfs für die Ermöglichung des Skibetriebs in Zeiten der Klimaerwärmung und der rückläufigen Skifahrerzahlen ist die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Skitourismus eine Perspektive mit hohem Risiko“, so der AVS. „Es gilt gut zu überlegen, ob man die Unterschrift unter ein derartiges Projekt setzen will.“
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Kommentare (2)
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erich
Das ist wieder typisch, erst fährt keiner hinein oder sie müssen auf der Landkarte suchen wo das Tal ist, kaum wollen sich die paar sesshaft gebliebenen bewegen dann kriechen diese Schreibtischtäter hervor. In Südtirol wo nur 6% der Landesfläche besiedelt ist gibt es unberührte Gebiete in mass, aber dort fallen diese Typen nicht auf.