Tschüss, grüne Züge
Es wurden neue Flirt- und Jazz-Züge angekauft. Am Mittwoch erfolgte eine große Vorstellung. Bald werden die alten Trenitalia-Züge in Südtirol gänzlich der Vergangenheit angehören.
Am Mittwochvormittag haben die Landeshauptleute Arno Kompatscher und Ugo Rossi in einer Pressekonferenz zum Abschluss der Lieferung der 20 neuen Flirt- und Jazz-Züge über die Bedeutung gesprochen, die sie der neu eingesetzten Staffel zumessen. „Die im ersten Halbjahr neu hinzugekauften sieben Flirt-Züge werden – wie auch ihre Vorgänger – von der Bevölkerung sprichwörtlich als ‚unsere Züge‘ angesehen“, sagte Kompatscher.
Für das Lokalkolorit der Südtiroler Flirt-Züge ist einerseits die Südtirol-Marke auf den Zügen verantwortlich, andererseits stammen die Bezüge für die Sitze von einer Südtiroler Tuchfabrik. Damit haben die beiden Länder gemeinsam mit Trenitalia die lokale Wirtschaft beim Auftrag berücksichtigt.
Die Vorzüge der Flirts – ein Zugmodell der Marke Stadler – sind ihr flexibler, länderübergreifender Einsatz bei unterschiedlicher Stromspannung, die Panorama-Fenster, über die seine Gäste die Südtiroler Landschaft genießen können, Abstellplätze für Fahrräder und der bequeme Aufstieg ohne Treppen. Die Ansagen des Passagier-Informationssystems sind zweisprachig.
„Besonders wichtig erscheint darüber hinaus, dass die Zugmodelle Flirt und Jazz, die im Trentino im Einsatz sind, besonders geräuscharm verkehren“, hieß es auf der Pressekonferenz.
Landeshauptmann Rossi unterstrich, dass beide Länder neben Komfort und Design, auch in Pünktlichkeit und Häufigkeit der Verbindungen investiert haben. „Die Bahn ist sicherlich das Transportmittel, das sich am besten mit den Anforderungen unserer Länder und ihrer Natur deckt. Es verbessert die Lebensqualität aller“, sagte Rossi.
80 Prozent des Rollmaterials mittlerweile neu
Der Direktor für den Personennahverkehr der Region Trentino-Südtirol, Roger Hopfinger, betonte, dass mit dem Abschluss dieser Zuglieferung nun etwa 80 Prozent der Regionaldienste in Südtirol und dem Trentino mit neuem Rollmaterial abgedeckt seien.
Trenitalia habe im Rahmen der beiden Dienstleistungsverträge mit den Ländern Südtirol und Trentino ungefähr 140 Millionen Euro investiert, 134 Millionen in Flirt- und Jazz-Züge und sechs Millionen in Infrastrukturmaßnahmen für deren Instandhaltung.
„Die höhere Qualität der Leistungen in der Region ist dank der Zuschüsse der beiden Länder möglich. Der Zielstrebigkeit aller Beteiligten ist es außerdem zu verdanken, dass trotz zusätzlicher Komplexität der Abläufe alle Wünsche der Länder berücksichtigt wurden“, sagte Hopfinger.
Orazio Iacono, der den Personennahverkehr italienweit verantwortet, hob die hohe Qualität des Service in Südtirol hervor: „Nur in der Region Trentino-Südtirol liegen in 95 Prozent der Fälle eventuelle Verspätungen der Regionalzüge bei unter fünf Minuten.“
Trenitalia, betonte Iacono, sei nicht mehr das Unternehmen von früher, sondern sei völlig reorganisiert worden. „In Trenitalia arbeiten nur noch Personen, die sich am Gast orientieren“, sagte Iacono.
Zu Komfort und Design der Züge tragen schließlich auch die Lodenstoffbezüge des Brunecker Unternehmens Moessmer für die Sitze in den Zügen bei. Die Wolle als Naturprodukt sorgt für ein gutes Raumklima, ist atmungsaktiv und schmutzabweisend und erfüllt alle Auflagen in puncto Sicherheit und Brandschutz, heißt es vonseiten des Unternehmens.
„Es ist dies der erste Brandschutzloden Europas, den wir für diesen Zweck entwickelt haben“, betonte CEO von Moessmer, Walter Niedermair. Für deren Entwicklung arbeitete Moessmer eng mit weltweit tätigen Spezialisten für Fahrgastsitzsysteme für den Bahnverkehr zusammen.
Nicht zu unterschätzen sei auch der Verstärkereffekt der Südtirol-Marke. Die bunten Züge fallen auf und der Südtirol-Gast erkennt die Marke wieder – damit festigt sie sich in seiner Erinnerung. Dasselbe gelte im Übrigen für Südtirols Bevölkerung, heißt es bei IDM Südtirol, die Eigentümerin der Marke ist.
„Qualität überzeugt“
Neue, komfortable Züge, die trotz Spannungsunterschieden grenzüberschreitend fahren können, sorgen für eine höhere Attraktivität des Nahverkehrs auf Schiene, und damit für ein stärkeres Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel, meinte Arno Kompatscher.
„Im Vordergrund steht letztlich die Modellregion für nachhaltige Mobilität, die Südtirol sein will. Das gelingt am besten, wenn wir durch Qualität überzeugen. Die Beteiligung des Landes Südtirol von 47,8 Millionen Euro an den Investitionen von insgesamt 63,4 Millionen werden sich daher mittelfristig rechnen“, unterstrich der Landeshauptmann.
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