Landhäuser aufs Land
Die Bauern-Vertreter Albert Wurzer und Sepp Noggler wollen eine Reihe von Landesämtern in die Peripherie verlagern – und damit der drohenden Abwanderung entgegenwirken.
von Matthias Kofler
Bei den Landtagswahlen 2013 waren Albert Wurzer und Sepp Noggler die „Speerspitze“ des Bauerbundes. Eines der zentralen Wahlversprechen der beiden SVP-Vertreter war es, die Attraktivität des ländlichen Raumes durch attraktive Arbeitsplätze zu steigern.
Um dieses Versprechen in die Tat umzusetzen, haben Noggler und Wurzer im Landtag einen Beschlussantrag eingereicht, der in dieser Woche behandelt werden soll. Der Antrag sieht vor, verschiedene Landesämter in die Peripherie zu verlegen. Als Vorbild dient das Bundesland Bayern: 50 Behörden und staatliche Einrichtungen mit 3.155 Personen werden aus Ballungszentren in ländliche Regionen Bayerns verlagert.
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass das steigende Bildungsniveau und der damit einhergehende Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitsplätzen die Tendenz zur Abwanderung aus peripheren Gebieten verstärken kann. Die staatliche Ebene arbeitet tendenziell aber eher daran, sich aus der Peripherie zurückzuziehen. Bekannteste Beispiele sind Gerichtsstandorte, Gesundheitswesen und Polizeibehörden.
Laut verschiedenen Studien ist die Abwanderung für eine Vielzahl von Gemeinden in Südtirol bereits heute ein ernstzunehmendes Problem, und dieses Problem dürfte sich auf ein Drittel der Gemeinden ausweiten, falls keine Gegenmaßnahmen getroffen werden. Betroffen sind vor allem jene Gebiete, die nur mit einem begrenzten Angebot an wohnortnahen Arbeitsplätzen aufwarten können.
Der Beschlussantrag zielt darauf ab, bestimmte Landesämter in die abwanderungsgefährdete Peripherie zu verlegen. „So könnten dort qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden. In Land- oder Forstwirtschaft funktioniert das ja schon, wieso sollte es nicht auch für den Straßendienst oder für die Wildbachverbauung möglich sein?“, so Wurzer und Noggler. Von der Ämterverlagerung profitieren könnten das Denkmalamt, die Raumordnung, der Landschaftsschutz und die Gewässernutzung. Darüber hinaus sollen künftig alle neuen Ämter und Einrichtungen des Landes in der Peripherie errichtet werden, falls nicht erwiesenermaßen nur eine Ansiedlung in der Landeshauptstadt zweckmäßig erscheint.
Die beiden SVP-Politiker sind überzeugt: Südtirols Landesverwaltung habe im Bereich der dezentralen Verwaltungsstrukturen noch „unausgeschöpften Gestaltungsspielraum“, auch deshalb, weil mit der fortschreitenden Digitalisierung der Verwaltung der Faktor Erreichbarkeit immer mehr an Bedeutung verlieren werde.
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