Mögliches Plagejahr
Seit 2010 ist die Tigermücke auch in Südtirol auf dem Vormarsch. Wie die Nachforschungen der Landesagentur für Umwelt zeigen, steigt die Population rasant an. Das kleine Insekt kann zu einer großen Gefahr werden.
von Markus Rufin
Seit sieben Jahren ist eine neue Mückenart in Südtirol unterwegs: die Tigermücke. Hohe Temperaturen und Wärmegewitter sind perfekte Bedingungen für das Insekt, das aus tropischen Regionen zu uns kam. Deshalb geht die Landesagentur für Umwelt davon aus, dass der heurige Sommer zum Plagejahr werden könnte.
„Ab wann man von einer Plage spricht, ist nicht festgelegt. Fest steht, dass wir heuer mehr Eier als in den vergangenen Jahren gezählt haben“, bestätigt Alberta Stenico, Amtsdirektorin im biologischen Labor der Umweltagentur.
Seit 2013 beschäftigen sich Fachleute mit der Erhebung der Tigermücke in Südtirol. Mithilfe von Eiablage-Fallen kann man indirekt feststellen, wie hoch das Vorkommen der Tigermücke ist. „2017 haben wir nochmal mehr Eier gefangen, als im Vorjahr und die Prognosen deuten darauf hin, dass die Population weiter steigt“, erklärt Amtsdirektorin Stenico.
In den vergangenen Wochen stieg die mittlere Anzahl der Eier pro Falle um mehr als 40 Eier im Vergleich zum Vorjahr. Üblicherweise trat der aktuelle Wert erst ab Mitte Juli auf. Besonders viele Eier fand das biologische Labor der Umweltagentur im Raum Bozen, im Etschtal und im Unterland. Stellenweise konnte man in der ersten Juni-Hälfte über 300 Eier finden. Das Eisacktal blieb von den Eiern weitestgehend verschont.
Das steigende Vorkommen der Eier ist auf den milden Winter, die Wärmegewittern und die hohen Temperaturen zurückzuführen. „Wenn es kalt ist, benötigt die Mücke von der Larve bis zum adulten Tier etwa einen Monat. Bei solchen Temperaturen kann es auch nur zehn Tage dauern“, weiß Alberta Stenico.
Warum führt man wegen einer einfachen Mücke eine so umfangreiche Erhebung durch? Die Tigermücke ist weitaus gefährlicher als gewöhnliche Stechinsekten. Die Biologin warnt: „Wir wissen, dass die Tigermücke Krankheiten übertragen kann. Unter Umständen kann sie auch bei uns zur Gefahr werden.“
Unter anderem sind das Zika-Virus oder das Denguefieber Krankheiten, die das Insekt übertragen kann.
„Wenn eine Person mit der Krankheit infiziert ist, nach Südtirol kommt und die Tigermücke die erkrankte Person sticht, trägt die Mücke den Virus in sich und kann ihn so verbreiten“, erklärt die Amtsdirektorin. Zugleich gibt sie aber auch Entwarnung: „Bisher gab es glücklicherweise keine autochthone Übertragung. Aber mit einer erhöhten Population der Tigermücke steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Krankheiten ausbreiten.“
Eigentlich kommt die Tigermücke in tropischen Regionen vor. Durch Temperaturunterschiede, Personen- und Warenverkehr breitete sie sich aber nach Norden aus und passte sich auch in Südtirol an.
Besonders gern siedelt sich die Mücke in urbanen Gebieten an. Kleine, künstliche Wasseransammlungen sind für ihre Entwicklung optimal. Wasseransammlungen gibt es in jedem Haushalt zu Hauf: Blumenuntersetzer, Gießkannen, Eimer, Flaschen, Vogeltränke und viele andere kleine Behälter können zum Paradies für die lästigen Sauger werden. Aber auch in Friedhöfen oder Regenrinnen legen Tigermücken ihre Eier ab.
Wasseransammlungen sind absolut zu vermeiden, wenn man von der Tigermücke in Ruhe gelassen werden will, betont die Umweltagentur. Ein flächendeckendes Gift gegen die Mücke gibt es allerdings nicht, wie Amtsdirektorin Stenico erklärt: „Es gibt zwar Larvizide, die die Entwicklung des Tieres stoppen, aber Gift sollte nur eingesetzt werden, wenn es zu einer Krankheitsübertragung kommt, da es auch für die Menschen schädlich ist.“ Hinzu komme, dass das Gift professionell koordiniert werden muss. „Es wurde auch in Südtirol schon einige Male angewandt, aber es hatte keine Wirkung, da es nicht korrekt eingesetzt wurde.“
Aber auch mit einfachen Mitteln kann man sich vor den Tigermücken schützen. Lange, helle Kleidung, Insektenspray und geschlossene Fenster helfen als Maßnahmen. Deodorant oder Parfüm hingegen ziehen die Tiere an.
Trotzdem setzt man bei im biologischen Labor der Umweltagentur auf Prävention: „Wenn es zu einen Krankheitsfall kommt, müssen die Ärzte wissen, ob das Problem akut ist und inwiefern sie handeln müssen. Regelmäßiges Monitoring ist hier sehr hilfreich“, sagt Alberta Stenico.
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