„Jede Minute zählt“
Das Weiße Kreuz veröffentlichte ein zweiminütiges Aufklärungsvideo zum Thema Schlaganfall. Präsidentin Barbara Siri über dieses delikate Thema und auf was die Bürger als Betroffene und mögliche Retter achten sollten.
TAGESZEITUNG Online: Frau Siri, gibt es in den Sommermonaten ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle?
Barbara Siri: Bedingt durch die Hitze ist die Gefahr bei Personen mit Herzrhythmus-Störungen im Sommer größer. Aber da es sich um eine Volkskrankheit handelt, bildet ein Schlaganfall ganzjährig ein Risiko und lässt sich nicht nur auf die Jahreszeit reduzieren.
Welches Ziel verfolgt das Weiße Kreuz mit dem kürzlich auf Facebook veröffentlichten Video zu diesem Thema?
Wir wollen die Südtiroler Bevölkerung sensibilisieren, damit sie in der Lage ist, einen möglichen Schlaganfall schnell zu erkennen, sofort Hilfe zu rufen und geeignete lebensrettende Maßnahmen einzuleiten.
Was genau passiert bei einem Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist kurz erklärt: eine plötzliche Durchblutungsstörung des Gehirns, ausgelöst durch einen Sauerstoffmangel in den Nervenzellen. Grund dafür ist oft eine verstopfte Arterie.
Welche Symptome treten bei einem Schlaganfall auf?
Ein häufiges Anzeichen für einen Schlaganfall ist ein akut auftretendes Schwäche-, Lähmungs- oder Taubheitsgefühl in einer Körperhälfte. Außerdem können Seh-, Sprach- oder Sprachverständnis-Störungen bis hin zu Schwindelgefühlen, sehr starken Kopfschmerzen oder in Extremfällen sogar Bewusstlosigkeit bei einem Betroffenen auftreten.
Wie sollte man reagieren, wenn man Symptome, die für einen Schlaganfall sprechen, bei einem anderen Menschen erkennt?
Schon bei dem leisesten Verdacht auf einen Schlaganfall sollte sofort der Notarzt über den Notruf 118 alarmiert werden. Jede Minute zählt in so einem Fall. Jene Personen, die innerhalb von drei Stunden in einem Krankenhaus eintreffen und dort in speziellen Schlaganfall-Einrichtungen, sogenannten „Stroke-Units“, behandelt werden, haben erheblich bessere Überlebens- und Rehabilitationschancen.
Und bis zum Eintreffen des Notarztes?
Bis zum Eintreffen eines Notarztes ist es wichtig, den Betroffenen zu beruhigen. Um das Atmen zu erleichtern, gilt es, den Oberkörper hochzulegen und enge Kleidung wie etwa Kragen oder Krawatte zu öffnen. Im Falle von Bewusstlosigkeit soll man den Patient in die stabile Seitenlage versetzen. Falls keine Atmung zu erkennen ist, also kein spürbarer Puls vorhanden ist, muss sofort mit einer Herzdruckmassage und Mund/Nase-zu-Mund-Beatmung begonnen werden.
Welche Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall?
Es gibt mehrere Faktoren, wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Rauchen, Herzrhythmus-Störungen oder erhöhte Blutfettwerte, die Schlaganfälle fördern. Personen, auf die mehrere dieser Faktoren zutreffen, leiden unter einem erhöhten Risiko. Grundsätzlich kann es aber jeden treffen.
Wie kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
Man kann dagegen vorbeugen, indem man diese Risikofaktoren zu vermeiden versucht. Etwa gegen Bluthochdruck, Übergewicht und erhöhte Blutfettwerte sollten Maßnahmen getroffen werden. Dazu ist meist eine Umstellung der Lebensgewohnheiten zu gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung notwendig. In solchen Fällen empfiehlt es sich, den Rat eines Arztes einzuholen. Dieser sollte dann die notwendigen Schritte verordnen und – falls notwendig – geeignete Medikamente verschreiben.
Wie häufig kommen Schlaganfälle vor?
In Italien kommt es zu ungefähr 200.000 Schlaganfall-Fällen pro Jahr. Das sind etwa 550 Fälle am Tag. Damit ist es die dritthäufigste Todesursache nach Krebs- und Herzerkrankungen.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit auf eine vollständige Genesung nach einem Schlaganfall?
Das ist schwer zu beziffern. Denn der Krankheitsverlauf und die Chancen auf eine Heilung hängen in erster Linie von Ort und Größe der dauerhaften Hirnschädigung ab. Hier spielt die Zeit eine sehr wichtige Rolle. Es kommt darauf an, den Schlaganfall frühzeitig zu erkennen und sofort den Notruf zu verständigen. Patienten mit Schlaganfall müssen so schnell wie möglich in die „Stroke Unit“ nach Bozen gebracht werden, um den Schaden zu minimieren.
Interview: Florian Niedermair
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