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Gelöschte Feier

Eine Familienfeier in Niederolang endete am Sonntag mit einem Feuerwehreinsatz: 15 Mann waren angerückt, um ein kleines Herz-Jesu-Feuer zu löschen. Emanuel Urthaler fühlt sich schikaniert. 

von Silke Hinterwaldner 

Es hätte alles so schön sein können: Am Sonntagabend hatte Emanuel Urthaler in Niederolang mit den Vorbereitungen für das Familienfest begonnen. Es sollte ein nettes Grillfest mit Kindern und Erwachsenen werden, im Mittelpunkt stand ein Herz-Jesu-Feuer.

Das hat in Südtirol Tradition. Im ganzen Land sind am Sonntagabend zahllose Feuer entfacht worden, sicherlich viele davon in Verbindung mit kleinen, privaten  Feiern.  Aber in Niederolang passierte etwas, das Emanuel Urthaler und alle aus seiner Familie immer noch fassungslos macht. Zuerst wurde ein Beamter der Forstbehörde vorstellig und verwarnte alle, die rund um dieses Herz-Jesu-Feuer saßen: Man befinde sich nahe eines Waldes und sollte gut aufpassen. Aber damit nicht genug. Wenig später tauchte die Feuerwehr Niederolang mit 15 Mann und neuer Wärmebildkamera auf. Sie hatte wohl einen Auftrag bekommen und sollten das Herz-Jesu-Feuer so schnell wie möglich löschen.

Zu diesem Zeitpunkt war das Feuer bereits zu einem guten Teil niedergebrannt. Weil die Stelle mit den Löschfahrzeugen nicht unmittelbar zu erreichen war, mussten die Feuerwehrleute das Löschwasser in Kübeln heranschleppen. Mit der Wärmebildkamera zeichnete man sämtliche Glutnester auf. Eine Aktion, die wohl allen auf dem Familienfest unnötig übertrieben schien: die Kinder weinten, die Erwachsenen beobachteten das Geschehen  Kopf schüttelnd. Am Tag danach ist der Unmut über das, was passiert ist, längst nicht verhallt. Im Dorf ist das gelöschte Herz-Jesu-Feuer Stammtischgespräch Nummer eins. Aber bei Emanuel Urthaler löste die ganze Geschichte vor allem eins aus: Unverständnis.

Er selbst ist Biobauer, die Natur liegt ihm ganz besonders am Herzen. In den Wochen vor Herz Jesu hatte er auf seinem insgesamt rund zwei Hektar großen Grundstück, das aus Wald und Weide besteht, aufgeräumt. Er hatte im Wald Äste geschnitten und Reisig zusammengetragen. Das Ganze hatte er zu einem Haufen geschichtet, zugedeckt und auf den Tiroler Festtag gewartet. Schließlich sollte es zu Herz Jesu ein schönes Feuer abgeben. „Dabei“, sagt Urthaler selbst, „habe ich selbstverständlich darauf geachtet, dass es zu keinem Zeitpunkt gefährlich werden könnte.“ Am Vormittag hatte es rund um Olang heftig geregnet, Wiese und Wald waren ordentlich feucht, unter anderen Umständen, beteuert Urthaler, hätte er es sicherlich nicht gewagt, das Feuer zu entzünden. Das Feuer war dann in einigem Abstand zu den Bäumen angezündet worden, unter ständiger Beobachtung aller Anwesenden.

Aber als dann die Feuerwehr anrückte und das Feuer ausmerzte, fühlte sich Emanuel Urthaler wie gelähmt: Warum wird in diesem Fall bloß zu hart durchgegriffen? „Im Nachhinein“, sagt Emanuel Urthaler, „könnte man eigentlich lächeln über diesen Vorfall, aber man fühlt sich vor allem schikaniert.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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