Fuchsbandwurm im Vormarsch
Der für den Menschen gefährliche Fuchsbandwurm breitet sich in Südtirol aus. 70 Jagdaufseher wurden untersucht – bei einem kann eine Infizierung nicht ausgeschlossen werden.
von Heinrich Schwarz
Die Fälle von Fuchsbandwürmern bei Südtirols Füchsen häufen sich. Laut dem Südtiroler Jagdverband hat es im Wipptal gleich mehrere Fälle gegeben, daneben auch in Graun sowie je einen in Mühlbach, Prags und Toblach.
„Es ist anzunehmen, dass der Fuchsbandwurm über den Alpenhauptkamm zu uns gekommen ist. Denn wir wissen, dass der Hauptkamm keine Barriere für die Füchse ist. Das zeigte sich auch bei der Tollwut“, erklärt Geschäftsführer Heinrich Aukenthaler.
In Südbayern und Tirol ist der Fuchsbandwurm längst zum Problem geworden. Eine aktuelle Studie in Tirol hat ergeben, dass rund 33 Prozent der 476 untersuchten Füchse mit dem Fuchsbandwurm infiziert waren. In Bayern, weiß Aukenthaler, gibt es Gegenden mit 80 Prozent an befallenen Füchsen. Als Zwischenwirte des Fuchsbandwurmes dienen Mäuse.
Weil Südtirols Jägerschaft äußerst besorgt ist, da der Parasit auch für den Menschen gefährlich ist, hat der Jagdverband verschiedene Schritte eingeleitet. So wurden bei 70 Jagdaufsehern Kontrollen durchgeführt.
Aukenthaler erklärt: „Beim ersten Bluttest ging es um die Frage, ob eine Person mit einem Bandwurm Kontakt hatte. Dieser Test ist aber hochsensibel und nicht sehr spezifisch. Bei vier Personen gab es schließlich ein positives Ergebnis. Daraufhin wurde ein zweiter Test durchgeführt, bei dem bestimmt wird, ob es sich tatsächlich um den Fuchsbandwurm handelt. Bei zwei Jagdaufsehern gab es Zweifel und bei der Wiederholung wurde in einem Fall Entwarnung gegeben. Bei der zweiten Person ist davon auszugehen, dass sie mit dem Fuchsbandwurm Kontakt hatte. Das heißt aber nicht, dass sie erkrankt ist.“
Sollte eine Infektion vorliegen – was weitere Tests zeigen sollen –, gebe es zahlreiche Bekämpfungsmittel. „Nachdem die Inkubationszeit zwischen fünf und 15 Jahren beträgt, ist auch genügend Zeit“, betont Heinrich Aukenthaler.
Wird eine Erkrankung nicht behandelt, könne das aber dramatische Folgen haben. In der Regel bilden sich in der Leber Zysten, was zum Tod führen kann. Nicht nur im deutschsprachigen Ausland hat es Todesfälle gegeben, sondern vor einigen Jahren ist auch in Südtirol ein Mann infolge einer Erkrankung gestorben.
„Wir gehen nicht davon aus, dass es sich beim Jagdaufseher um eine Infektion im fortgeschrittenen Stadion handelt – auch weil wir denken, dass sich der Fuchsbandwurm bei uns erst seit kurzem stark ausbreitet“, so Aukenthaler.
Von einer dramatischen Situation könne in Südtirol derzeit keine Rede sein. Schlimmer sei es in Tirol mit fünf bis zehn Infizierungen pro Jahr und in Südbayern mit noch mehr Fällen. „Wir nehmen die Sache aber sehr ernst“, sagt der Verbands-Geschäftsführer. „Wir müssen alles tun, um die Jagdaufseher sicher zu wissen.“
Der Verband hat nach Rücksprache mit dem Dienst für Hygiene bereits zu Maßnahmen geraten: Mundschutz, Handschuhe und gründliches Händewaschen, wenn man mit Füchsen in Berührung gekommen ist.
Die Jagdaufseher seien die größte Risikogruppe. Aber auch Jäger und alle anderen Personen, die sich in Gebieten aufhalten, in denen Füchse zirkulieren, sind einem Risiko ausgesetzt. Die Übertragung kann über mit Fuchskot kontaminierte Erde oder Pflanzen erfolgen. Das kann auch bei Beeren der Fall sein.
Experten raten dabei aber von zu viel Hysterie ab, falls frische, ungewaschene Beeren gegessen werden. Für Vorsichtige wird das Abkochen von Beeren angeraten.
„Eine erhöhte Ansteckungsgefahr gibt es für Hundehalter, deren Hunde viel im Wald unterwegs sind oder Mäuse fressen“, heißt es vom Jagdverband.
Um die richtigen Vorkehrungsmaßnahmen für Risikogruppen zu treffen, will der Jagdverband herausfinden, in welchen Landesgebieten der Fuchsbandwurm in welcher Häufigkeit auftritt. Heinrich Aukenthaler: „Wir müssen darauf drängen, dass Füchse nicht nur gelegentlich auf einen Wurmbefall untersucht werden, sondern dass aus allen Gemeinde eine gewisse Anzahl untersucht wird. Das sollte im Zuge einer kontrollierten Entnahme erfolgen.“
Je nach Situation könne dann die Gesundheitsbehörde Vorkehrungsmaßnahmen anraten.
Abhilfe kann auch eine stärkere Bejagung der Füchse schaffen: „Fachleute im Ausland sagen, dass eines der großen Risiken die erhöhte Anzahl von Füchsen auf dem Territorium ist. Es gibt heute viel mehr Füchse als früher, weil das Nahrungsangebot steigt und der Bejagungsdruck – wie bei uns – aus gesetzlichen Gründen sinkt, indem die Jagdzeit verkürzt wurde“, erklärt Aukenthaler.
Er betont: „Füchse haben eine wichtige Funktion in der Natur, aber sie sollen nicht Überhand nehmen und zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden.“
Es ist davon auszugehen, dass das Land wie schon in den vergangenen Jahren im Sommer ein Sonderjagddekret erlassen wird. Ein Rechtsstreit mit Tierschutzverbänden wäre dabei wieder vorprogrammiert.
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