Schlechte Sicht
Kein Augenarzt mehr für die Krankenhäuser von Brixen und Sterzing, weil im Sanitätsbetrieb Bruneck akuter Personalnotstand herrscht. Termine für Visiten gibt es frühestens nächstes Jahr.
von Silke Hinterwaldner
Kein Augenfacharzt in den Krankenhäusern Brixen und Sterzing, also auch keine Visiten und keine Behandlung von akuten Fällen. Gestern ist der Ernstfall eingetreten: Weil für einige Fachärzte die Werkverträge nicht verlängert werden konnten und weil zwei weitere in Mutterschaft sind, fehlt schlichtweg das Personal. Die Folge: Die Außenstellen der Augenambulanz des Krankenhauses Bruneck werden geschlossen, voraussichtlich für zwei bis drei Monate. Die Termine für die Visiten werden ersatzlos gestrichen. Wer möchte, kann sich privat betreuen lassen und bekommt dafür vom Sanitätsbetrieb 50 Euro rückerstattet. Wer nicht, der muss sich sehr gedulden. Erste Termine für Visiten gibt es erst wieder im nächsten Jahr.
„Das ist nicht gut“, sagt Walter Amhof, Bezirksdirektor in Bruneck, „aber die Situation kann nicht als dramatisch eingestuft werden.“ Schließlich könne jeder Patient behandelt werden, manche müssen warten und akute Fälle werden nach Bruneck und Bozen überstellt.
Aber wie konnte es überhaupt soweit kommen?
Am Beispiel Augenheilkunde in Brixen zeigt sich, wie dünn die Personaldecke tatsächlich ist. Und es zeigt sich auch erstmals in aller Deutlichkeit, wie sich die fehlenden Werkverträge auswirken werden. Denn: Nach einem Gerichtsurteil sollen all jene Mediziner, die bisher nur über freiberufliche Tätigkeit in den Krankenhäusern arbeiten, eine feste Anstellung bekommen. Aber viele wollen das nicht, weil sie dann weniger verdienen würden und deshalb nach Arbeit im benachbarten Ausland Ausschau halten. Um alle Dienste der Augenambulanz in den vier Krankhäusern anbieten zu können, bräuchte es idealerweise acht Ärzte. Tatsächlich sind derzeit aber nur zwei Fachärzte in Bruneck im Dienst. Der Grund: Zwei Ärztinnen befinden sich bis Herbst in Elternzeit und jene, die bisher über Werkverträge angestellt waren, haben das Weite gesucht. Die Stellen sind zwar ausgeschrieben, aber die Ärzte fehlen.
„Wir suchen nach Auswegen und haben bereits versucht, Maßnahmen zu ergreifen, um den Notstand zu beheben“, erklärt Amhof, „aber diese greifen nicht so schnell.“ Er ist außerdem überzeugt davon, dass sich die Situation in der Augen-Ambulanz bis Herbst wieder entspannen wird. Trotzdem bleibt ein grundsätzliches Problem: Wenn es der Sanitätsbetrieb nicht schafft, die Ärzte mit attraktiven Angeboten zu halten, dann wird der Medizinernotstand bald schon in sämtlichen Abteilungen weite Kreise ziehen.
Walter Amhof hat etwa auch versucht, über die Sommermonate Augenärzte von den Krankenhäusern Bozen oder Meran zumindest zeitweise auszuleihen, um die Dienste halbwegs abdecken zu können. Keine Chance: Auch die anderen Krankenhäuser haben die nächsten Monate dicht geplant. „Manchmal ergibt sich leider eine Durststrecke“, sagt Amhof. Also, Augen auf und durch.
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Kommentare (10)
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meintag
Da Italien auf einem Schuldenberg sitzt ist anzunehmen dass Südtirol ebenfalls in den Miesen steht. Aber da die gesamte Parteienlobby keinen Sinn für Wahrheiten sieht wird halt weiter auf Global gemacht bis die Wahrheit das Ende bringt.