Die geschubste Ministerin
Bildungsministerin Paola Fedeli wurde im Senat von einem Lega-Politiker vom Stuhl gestoßen. Wie Hans Berger die turbulenten Szenen miterlebt hat.
Tageszeitung: Herr Senator, haben Sie die turbulenten Szenen im Senat miterlebt?
Hans Berger: Ja und wie!
Was ist vorgefallen?
Im Senat wurde die Behandlung des Gesetzesdekretes zu den Impfungen vorgezogen. Daraufhin gab es große Proteste vonseiten der Lega, weil sie über das Gesetz zum „ius soli“ (Einbürgerung) diskutieren wollte. Die Lega-Senatoren hielten als Zeichen des Protests Zettel in die Luft und starteten ihren Marsch auf die Regierungsbänke, die sie besetzen wollten. Auf der Regierungsbank saß auch die Ministerin Fedeli. Die Amtsdiener versuchten zwar noch, die Lega-Senatoren aufzuhalten, doch diese haben sich einfach auf die Sitze draufgeworfen. Es gab ein großes Geschubse – die Ministerin wurde dann mit ihrem Stuhl umgestoßen.
Hat sie sich verletzt?
Die Ministerin ist gleich wieder aufgestanden und von den Sanitätern assistiert worden. Um sie herum hat sich eine große Menschentraube gebildet. Ich glaube aber nicht, dass sie sich grobe Verletzungen zugezogen hat. Diese Szenen sind eines Parlamentes absolut unwürdig. Mit Gian Marco Centinaio war derselbe Lega-Senator in den Vorfall verwickelt, der schon vor einigen Jahren auf Piero Grasso und mich ein Buch geworfen hatte.
?Wie ging es dann weiter?
Centinaio wurde von Präsident Piero Grasso sogleich des Saales verwiesen. Daraufhin hat sich die Situation wieder beruhigt. Am Nachmittag wurde die Behandlung des Impfdekrets fortgesetzt. Als SVP werden wir alles unternehmen, um die Strafen beim Nichtimpfen zu verringern, die Meldung an die Staatsanwaltschaft sowie den eventuellen Entzug des Sorgerechts zu streichen und das Inkrafttreten des Dekrets auf 2019 zu verschieben. Wir erhalten viele Mails von aufgebrachten Impfgegnern. Wenn wir diesen dann zurückschreiben, erhalten wir als Antwort oft weitere beleidigende Mails. Mit Fundamentalismus ist niemandem geholfen. Wir wollen die Probleme auf sachlichem Wege beseitigen.
Interview: Matthias Kofler
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