Junge Lebensretter
12.000 Liter Blut werden in Südtirol jährlich gespendet. Damit sind wir Selbstversorger. Aber wie sieht es eigentlich mit den Blutspendern aus? Gibt es genügend Nachwuchs?
von Lisi Lang
Rund 19.000 Personen, 13.109 Männer und 5.817 Frauen haben 2016 insgesamt 24.137 Blutspenden abgegeben. Das sind rund 12.000 Liter Blut und damit ist Südtirol Selbstversorger. Insgesamt wurden von 1982 bis 2016 in Südtirol 350.000 Blutspenden gezählt. Die Zahlen sind letzthin leicht rückläufig. „Unfallopfer, Krebspatienten, Transplantierte und viele weitere Patienten verdanken ihr Leben dem selbstlosen Einsatz der Blutspender. Blut spenden heißt somit vor allem Leben retten“, sagt Gesundheitslandesrätin Martha Stocker anlässlich des heutigen Weltblutspendetages.
Diesen Tag nimmt die nationale AVIS-Vereinigung aber auch zum Anlass, um Alarm zu schlagen: Die Anzahl an jungen Spendern schwindet und es kommen zu wenige nach.
Auch in Südtirol hat man dieses Minus im vergangenen Jahr gespürt: 2016 wurde ein Minus von 426 Freiwilligen verzeichnet. „Jedes Jahr scheiden Blutspender aus verschiedenen Gründen, mitunter auch wegen des Erreichens des Alterslimits, aus dem Verzeichnis aus“, erklärt Stocker. Dennoch sei die Situation in Südtirol nicht alarmierend. „Es stimmt, dass jährlich 1.000 bis 2.000 Blutspender aus dem aktiven Register ausscheiden, aber es kommen meist genügend neue Mitglieder nach“, so AVIS-Präsident Diego Massardi. Die meisten Spender scheiden aus Altersgründen aus. Nur bis zum 65. Lebensjahr darf Blut gespendet werden, aber bereits in früheren Jahren müssen einige Spender aus gesundheitlichen Gründen von weiteren Spenden absehen. Daher gilt es jedes Jahr neue, junge Spender zu finden.
Die Aufteilung der Blutspender in Südtirol zeigt, dass die meisten Spender zwischen 39 und 45 Jahre alt sind. Nur knapp 950 Spender finden sich 2016 in der Altersklasse zwischen 18 und 25 Jahren. Aber der Präsident erklärt auch hier, dass diese Anzahl keinesfalls mit einem „nur“ zu bewerten sei. „950 Spender in dieser Altersgruppe zu führen ist gut. Diese jungen Spender bleiben meist über Jahre Mitglied und bringen auch wiederum neue Mitglieder zum AVIS“, erklärt Diego Massardi. Ein Problem sieht der Päsident in der Altersstruktur seiner Mitglieder nicht: Es häufig vor, dass sich Erwachsene erst mit Mitte 20 bzw. Mitte 30 für eine Blutspende entscheiden.
Seit mittlerweile 90 Jahren gibt es das AVIS in Italien. Und kann, so Massardi, auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken. „Wir haben immer Spender gefunden und können zudem sagen, dass dank der strikten Kontrollen bei uns sehr wenig Blut später aussortiert werden muss, weil es doch nicht lupenrein ist“, erklärt der AVIS-Präsident, der betont, dass nur einwandfreie Spenden später genutzt werden können. Durch diese strikten Kontrollen und aufgrund der Tatsache, dass in Italien kein Geld fürs Blutspenden bezahlt wird, könne man vermeiden, dass aus den falschen Gründen gespendet wird bzw. dass die Spenderantworten zu ihrem Gesundheitszustand oft nicht ganz der Wahrheit entsprechen.
Südtirol war in Italien zudem Vorreiter in Sachen Blutplan. Seit 20 Jahren bedient man sich dieses Instruments, um mit den Blutspenden sorgsam umzugehen. Der Bedarf kann zwar nicht immer genau kalkuliert werden, dennoch sei es stets gelungen, einen Überschuss oder Mangel an Blut im Lande zu vermeiden.
Landesrätin Martha Stocker betont noch einmal, wie wichtig Blutspenden für die Gesellschaft sind: Eine Vollblutspende dauert nur fünf bis acht Minuten, etwa 450 Kubikzentimeter Blut werden dabei entnommen. „Gemessen am Aufwand ist der Gegenwert einer Blutspende enorm, denn ohne Blut gibt es kein Leben“, sagt die Landesrätin.
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