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„Rechnung geht nicht auf“

Der Abgeordnete Paul Köllensperger hält den Alperia-Industrieplan für ein „Wunschkonzert“. Der Moloch Alperia sei unfähig, Gewinne zu generieren.

TAGESZEITUNG Online: Herr Köllensperger, Sie haben im Landtag Fragen zum Alperia-Schuldenberg gestellt. Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Antworten von LR Richard Theiner?

Paul Köllensperger: Die Nettoschulden sind zwar um fast 50 Millionen Euro zurückgegangen – von 571 auf 525 Millionen. Das sind circa zehn Prozent des Landeshaushalts. Das ist eine gewaltige Summe! Die Bürgschaften des Landes sind weniger geworden. Aber der Industrieplan von Alperia ist meines Erachtens ein „libro dei sogni“, ein Wunschkonzert …

Warum?

Weil die Alperia-Verantwortlichen davon ausgehen, dass die Strompreise anziehen werden. Das wird meines Erachtens nicht der Fall sein. Wenn sie anziehen, dann nur ganz leicht. Alperia hat außerdem unter dem Effizienzaspekt riesige Probleme. Infolge der Fusion mit den Etschwerken gibt es wahnsinnig viele Doppelbesetzungen, die hohe Kosten verursachen.

Sie malen ein schlimmes Szenario an die Wand?

Die Situation ist effektiv besorgniserregend. Alperia geht davon aus, ein Dienstleister zu werden. Man will 360-Grad-Anbieter werden, der zum Beispiel auch das Energiemanagement für Hotels macht. Aber das ist ein rein privates Business. Da hat die öffentliche Hand nichts zu suchen. Und man darf nicht vergessen, dass durch die Straftaten und Tricksereien ein riesiger Schaden entstanden ist. Allein durch die entgangenen Grünzertifikate fehlen über 400 Millionen Euro. Wenn man berücksichtigt, dass die Grünzertifikate steigen, sobald der Strom-Börsenpreis (PUN) fällt – wie ja geschehen, von über 80 auf ca. 40 Euro –, dann ist der aktuelle Wert der entgangenen Grünzertifikate weit über eine Milliarde Euro. Das müssen die Landesregierungen der vergangenen Jahre verantworten. Landesrat Theiner kann nicht einfach „Schwamm drüber“ sagen.

Ihr Fazit?

Es wäre besser gewesen, die Energieproduktion den Privaten zu überlassen und sich darauf zu konzentrieren, den Sektor der Verteilung zu übernehmen, seriöse Ausschreibungen zu machen etc. Man hätte auf Steuergelder und auf die Umweltkompensationsgelder verdienen können. Ein Moloch wie Alperia hat keine Fähigkeit, Gewinne zu generieren.

Warum nicht?

Weil Alperia Dividenden ausschütten, Schulden abbauen und gleichzeitig 400 Millionen Euro in das Netz und in die Fernwärme investieren muss. Diese Rechnung geht nicht auf. Die Dividenden-Versprechen an die Gemeinden waren nie haltbar. Niemand kann künftige Dividenden versprechen.

Interview: Artur Oberhofer

 

 

 

 

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

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  • morgenstern

    Solche, von der Politik ersonnenen Einrichtungen sind in erster Linie dazu da Versorgungsposten zu generieren, während man beim, zur Unterwürfigkeit erzogenen Stimmvieh, mit Sprüchen wie, „Heimholung der Energie“ auf die Tränendrüse drückt.
    Anstatt den Privaten das Risiko zu überlassen und über die Konzessionsgebühren Millionen zu kassieren versucht man sich selbst als Multifunktions- Unternehmer mit der Tendenz das nächste Millionengrab zu schaffen.

  • jennylein

    Köllensperger wird noch erleben, dass er sich in diesem Interview gewaltig täuscht.

    Südtirol ist eines der ganz wenigen Länder die stromautark sind und das mit sauberem Strom. Das ist ein Schatz von unschätzbarem Wert und dieser Schatz konnte vor der Privatisierung gerettet werden. Zum Teil illegal, zum Teil für zu viel Geld… darüber brauchen wir nicht mehr diskutieren. Strom und insbesonder Ökostrom wird irgendwann wieder teurer werden. Aber es geht nicht nur ums Geld, sondern darum, dass der Südtiroler Strom dem Südtiroler Volk gehört und nicht con irgenwelchen Privaten kontrolliert werden darf.

    • noxxer

      Stromautark??? Wieviel strom produziert alperia im winter? Da wird in südtirol schön atomstrom von auserhalb importiert um u.a. die Berge zu beschneien ;-)!

    • jennylein

      Wir produzieren unterm Strich in einem Jahr mehr Strom als wir verbrauchen. Und wenn die Grünen nicht gegen alles wäre (außer dem Strom selbst), dann häöten wir auch noch zwei Windparks und ein zwei Pumpspeicherkraftwerke und wir wären dann das ganze Jahr über autark.

  • morgenstern

    Papier ist geduldig!!! und die Bewertung der Sachanlagen ein Witz. Denn diese Infrastrukturen, großteils aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, sind nur deshalb immer noch in Betrieb weil der Eigentümer auch gleichzeitig der Kontrolleur ist.

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