Weltseilbahnkongress eröffnet
Über 340 Seilbahnexperten aus aller Welt bestreiten den 11. Internationalen Seilbahnkongress in Bozen, den Arno Kompatscher und Florian Mussner am Mittwoch eröffnet haben.
Die erste für den öffentlichen Personentransport zugelassene Seilbahn der Welt schwebte 1908 von Bozen auf den Kohlerer Berg. Fast 110 Jahre später rückt Bozen nach Weltstädten wie Paris, Rom, San Francisco oder Barcelona mit dem Weltseilbahnkongress der OITAF bis zum 9. Juni an der Europäischen Akademie EURAC wieder in das Zentrum des Interesses von Seilbahnexperten aus aller Welt.
Die OITAF ist die Internationale Organisation für das Seilbahnwesen und vereint die drei das Seilbahnwesen betreffende Kategorien, die Betreiber von Seilbahnen beziehungsweise die Seilbahnunternehmer, die Hersteller der Seilbahnanlagen sowie die Aufsichtsbehörden, in einer einzigen Organisation.
30 hochkarätige Fachleute, darunter Peter Schröcksnadel (Präsident des Österreichischen Skiverbandes), Pierre Lestas (Präsident des Verbandes der französischen Seilbahn- und Skigebietsbetreiber), Sandro Lazzari (Präsident von Dolomiti Superski) und César Dockweiler (CEO Des von „Mi Teleferico“ aus La Paz) beleuchten in Referaten die Trends und Herausforderungen im Seilbahnbetrieb mit Fokus auf Seilbahnen in Städten und im alpinen Bereich.
Zu Themen wie Förderkapazität, Komfort, Architektur und Technik wird der Austausch der Länder untereinander angelegt.
„Südtirol ist ein Seilbahn-Land mit vielen Pionieren und einem ganzen Industriezweig rund um Seilbahnen und alpiner Technologie, mit 369 Aufstiegsanlagen und 127 Millionen beförderten Personen pro Jahr sowie einem Jahresumsatz von 296 Millionen Euro in der Branche“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher.
„Deshalb, und weil Südtirol genau im weltweiten Trend liegt, Seilbahnen immer mehr als Mobilitätsmittel für schwierige Verkehrslösungen im alpinen, aber auch im urbanen Bereich zu nutzen, ist Bozen auch der richtige Ort für den Weltseilbahnkongress“, betonte Kompatscher und lobte die Seilbahnen als einfache, komfortable, umweltfreundliche und kostengünstige Verkehrsmittel.
In den vergangenen 15 Jahren habe sich in Südtirol in der Mobilität viel getan und die Integration von sechs Seilbahnanlagen in den öffentlichen Personennahverkehr sei gelungen, wobei die Seilbahnen bei den Nutzern durch Qualität und Preis überzeugten, berichtete Mobilitätslandesrat Florian Mussner. Südtirol kann laut Mussner eine besondere „Seilbahn-Kultur“ vorweisen.
„Seilbahnen sind Mobilitätsmittel der Zukunft immer mehr auch für kleinere Orte“, betonte der Mobilitätslandesrat.
Auch Martin Leiter, der in den vergangenen sechs Jahren OITAF-Präsident war, bezeichnete die Seilbahnen als „wahre Problemlöser in Sachen Mobilitätslösungen und brachte Beispiel für den gelungen Einsatz im urbanen Bereich in Medellin (Kolumbien), La Paz (Bolivien) oder Rio de Janeiro (Brasilien). Im Tourismussektor seien die Seilbahnen beispielsweise in Asien immer beliebter.
Was den Wintersport anbelangt, gibt es laut Leitner eine Zunahme von Skigebieten in Osteuropa und Russland zu beobachten sowie einen allgemeinen Trend zu hohen Förderleitungen und mehr Komfort und Design.
„Seilbahnen bewegen“ (Ropeways – motion and emotion), das Leitmotiv des Kongresses, beschreibt gleich zwei wichtige Eigenschaften der seilgezogenen Transportsysteme: Sie befördern Menschen von einem Ort zum anderen und sie können die Passagiere durch die Fahrt über Berglandschaften oder Städte auch emotional bewegen.
In den Studienausschüssen der OITAF tauschen sich 140 Fachleute, darunter Betreiber, Hersteller und Behördenvertreter, mehrmals im Jahr aus, suchen den Konsens zu verschiedenen Fragen wie Sicherheit und geben Leitfäden für die Planung und Umsetzung heraus. Seit 1985 ist das Sekretariat der OITAF im Landesamt für Seilbahnen in Bozen angesiedelt. OITAF-Präsident Leiter dankte der Landesregierung für die Unterstützung.
Die Seilbahn-Geschichte Südtirols wird am Ende des Weltseilbahnkongresses am 9. Juni, ab 20.00 Uhr, an der EURAC in Bozen bei einer für alle Interessierten kostenlos zugänglichen Veranstaltung zum Thema „Seilbahn-Historisches“ behandelt.
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