Die Jugend und das Geld
Jeder zweite 15-Jährige in Südtirol hat ein eigenes Bankkonto. Das zeigt die Pisa-Studie zu den Finanzkompetenzen der Schüler. Im OECD-Schnitt können zwei von drei Jugendlichen ihr Konto aber nicht managen.
Die Pisa-Studie der OECD beleuchtet immer ausführlicher das Leben und den Alltag, aber auch die Probleme der Schüler. Die schulischen Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sind nur noch ein Teil der umfangreichen Pisa-Studien. 2015 wurden neben den schulischen Kompetenzen auch das Wohlbefinden und nun auch die Finanzkompetenzen der 15-jährigen Untersuchungsgruppe beleuchtet.
Die Studie der OECD, die in 15 Ländern durchgeführt wurde, zeigt, dass nur jeder zehnte der befragten Schüler im Alter von 15 Jahren in der Lage ist, selbst komplexe Finanzprodukte zu analysieren und außergewöhnliche Finanzprobleme zu lösen. Nur knapp zwölf Prozent der Schüler erreichen das Spitzenniveau bei den Finanzkompetenzen und zeigen damit ein breites Verständnis. Zwei von drei befragten 15-Jährigen, die ein Bankkonto haben, fehlen sogar die Fähigkeiten, um dieses zu managen und können einen Kontoauszug nicht richtig interpretieren.
Wie in vielen anderen Untersuchungsbereichen der Pisa-Studien finden sich die Schüler aus China im Spitzenfeld. Italien reiht sich etwas unter dem OECD-Schnitt ein. Besorgniserregend ist den Forschern zufolge aber die Tatsache, dass sich 22 Prozent der Studierenden im tiefsten Level finden. „Diese Schüler können bestenfalls einfache Entscheidungen über die alltäglichen Ausgaben treffen und den Zweck alltäglicher Finanzdokumente wie eine Rechnung erkennen“, so die Schlussfolgerung in den Pisa-Unterlagen.
Die Studie legt in Finanzdingen große Wissensunterschiede zwischen den teilnehmenden Ländern frei und betont mehrmals die Wichtigkeit dieser Kompetenzen, die Schüler spätestens nach der Schule beherrschen müssen. Die Studie zeigt: Viele Schüler verstehen nur wenig von Finanzen und Geld. Aber wie sieht es eigentlich mit den Südtiroler Schülern aus?
Die Finanzkompetenzen der Südtiroler wurden in der Studie ebenso untersucht, wie jene der 15-Jährigen aus dem Trentino, aus der Lombardei und aus Kampanien. Insgesamt landen die italienischen Schüler in der dritten von fünf Kompetenzstufen. Die Stufe drei wird von den Forschern wie folgt erklärt: „Die Schüler können ihr Verständnis für häufig verwendete Finanzkonzepte, Begriffe und Produkte auf Situationen anwenden, die für sie relevant sind. Sie beginnen, die Konsequenzen von finanziellen Entscheidungen zu berücksichtigen, und sie können einfache finanzielle Pläne in vertrauten Kontexten machen. Sie können eine einfache Interpretation einer Reihe von Finanzdokumenten vornehmen und eine Reihe von grundlegenden numerischen Operationen anwenden.“
Die nach Regionen aufgeschlüsselten Ergebnisse zeigen allerdings ein sehr differenziertes Bild. Während die Schüler der Provinz Bozen weiter Richtung Spitzenfeld aufschließen und sich am oberen Ende der dritten Kategorie festsetzen, rutschen die Schüler aus Kampanien weit ab, sogar um eine ganze Kompetenzklasse. Im Vergleich zu 2012, als ebenfalls die Finanzkompetenz der Schüler untersucht wurde, zeigt sich, dass sich Südtirol in allen Bereichen leicht verbessert hat – also sei es insgesamt als auch nach Sprachgruppen aufgeteilt.
Die Pisa-Studie zeigt, dass 2015 knapp 40 Prozent der Südtiroler Schüler mehr als 550 Punkte und damit das vierte bzw. fünfte Kompetenzniveau erreichen. 11,2 Prozent erreichen sogar das Top-Level. In Kampanien schaffen es beispielsweise nur 3,5 Prozent der Schüler auf dieses Level, in Trient sind es 7,8 Prozent. Umgekehrt zeigt sich, dass mehr als 30 Prozent der Schüler aus Kampanien das schlechteste Level eins erreichen, aber nur 8,4 Prozent der Südtiroler Minimalkenntnisse zeigen.
Die Pisa-Studie hat auch das Sparverhalten und die Geld-Situation der Schüler beleuchtet: Im OECD-Durchschnitt berichteten 19 Prozent der Schüler, dass sie pro Woche oder Monat den gleichen Betrag sparen. 29 Prozent berichteten, dass sie jede Woche oder jeden Monat etwas Geld sparen, aber die Menge variiert. Und 22 Prozent der Schüler sparen nur dann, wenn sie sich etwas kaufen wollen.
Bezüglich Geldverwahrung zeigt sich, dass 54,6 Prozent der Südtiroler Schüler ihr eigenes Bankkonto haben, 33,9 Prozent besitzen gar eine eigene aufladbare Kreditkarte. Bezüglich Kontobesitz liegen die Südtiroler damit im OECD-Schnitt, bei den Kreditkartenbesitzern zeigt sich aber, dass im OECD-Schnitt rund 60 Prozent ihre eigene Karte haben.
Und woher kommt das Geld? Im OECD-Schnitt bekommen 60 Prozent der 15-Jährigen Taschengeld, 64 Prozent verdienen sich mit kleinen Jobs etwas dazu. In Italien bekommen nur 35 Prozent der Jugendlichen Taschengeld, aber auch nur 53 Prozent arbeiten sich ein Taschengeld dazu.
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