Düstere Aussichten
Das Oberlandesgericht hat den Einspruch von Massimo Pugliese gegen den Konkurs von Solland Silicon abgewiesen. Und die Masseverwalter stellen fest, dass in den Kassen des bankrotten Siliziumwerks mehrere Millionen Euro fehlen.
von Thomas Vikoler
Am morgigen Donnerstag findet am Landesgericht ein weiterer Versuch statt, das im November für bankrott erklärte Siliziumwerk Solland Silicon an dem Meistbietenden zu versteigern. Nach zwei leer ausgegangenen Versteigerungen liegt der Ausrufungspreis nun bei 22,2 Millionen Euro.
Die Aussichten, dass sich am Donnerstag ein Käufer findet, sind als sehr gering einzustufen. Wer die Absicht haben sollte, das Werk in Sinich zu übernehmen, müsste neben dem Kaufpreis auch Dutzende Millionen Euro für einen Neustart der Silizium-Produktion investieren. Und bekanntlich müsste er auch den Kredit übernehmen, den Vor-Eigentümer Massimo Pugliese von SunEdison erhalten hat.
Pugliese, ein Unternehmer aus Kampanien, hatte das Werk dafür zum Nulltarif übernommen.
Und auch sonst wird das vermeintliche Geschäft für Pugliese zum Flop. Das Oberlandesgericht Bozen hat – nach der Verhandlung am 24. Februar – nun den Einspruch von Pugliese-Anwalt Flavio Moccia gegen die Konkurseröffnung abgewiesen. Das entsprechende Urteil wurde vergangene Woche veröffentlicht.
Kläger-Anwalt Moccia hatte bemängelt, dass Konkursrichterin Francesca Bortolotti Solland Silicon das beantragte Ausgleichsverfahren verweigerte. Das Unternehmen führte angeblich Verhandlungen mit einem potentiellen südkoreanischen Investor. Doch für das Oberlandesgericht ist das kein stichhaltiges Argument.
Der definitive Bankrott des Siliziumwerks ist nun kaum mehr aufzuhalten, es bleibt der Gang vor die Kassation. Mit wenig Erfolgsaussichten. Pugliese und sein Anwalt beraten nun darüber, ob es sich überhaupt lohnt, das Urteil des Oberlandesgericht anzufechten.
Wahrscheinlicher ist dagegen, dass die Staatsanwaltschaft Bozen gegen Ex-Eigentümer Pugliese früher oder später ein Strafverfahren wegen betrügerischen Bankrotts einleitet. Aus der Einlassung der beiden Masseverwalter Luca Mandorlini und Bruno Mellarini in das Berufungsverfahren geht nämlich hervor, dass aus dem Vermögen von Solland Silicon Werte im Ausmaß von mehreren Millionen Euro fehlen. Mutmaßlich abgezweigt.
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