Die Sprachlosen
Keinesfalls zufrieden ist LR Achammer mit den KOLIPSI2-Ergebnissen: „Wir müssen Maßnahmen zur Verbesserung des Zweitsprachenunterrichts konsequent fortsetzen“
Die am Dienstag vorgestellte Untersuchung „KOLIPSI 2“, die Andrea Abel und Chiara Vettori vom Institut für Angewandte Sprachforschung an der EURAC durchgeführt haben, hat die Zweitsprachkompetenz der Südtiroler Schülerinnen und Schüler unter die Lupe genommen.
An der linguistischen und sozialpsychologischen Studie haben im Schuljahr 2014/15 insgesamt 1.692 Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen aller maturaführenden Oberschulen mit deutscher und italienischer Unterrichtssprache teilgenommen.
Die Sprachtests bestanden aus den vier Modulen Schreiben, Hören, Wortschatz und Sprechen. Zudem beteiligten sich Eltern sowie Zweitsprachenlehrkräfte an einer Fragebogenerhebung.
Bildungslandesrat Philipp Achammer betonte, dass die Bemühungen für einen „guten“ Sprachunterricht fortgesetzt werden müssen. „Die Einstellung zur Sprache, gerade zur Zweitsprache, spielt eine zentrale Rolle für den Lernerfolg“, stellte Landesrat Achammer fest.
So gelte es vor allem, die sogenannte intrinsische Motivation zu steigern.
„Dabei geht es auch um die Offenheit, das Bewusstsein und um die Wahrnehmung in der Gesellschaft“, meinte Achammer und forderte dazu auf, eine sachliche Diskussion zum Sprachunterricht zu führen, denn Angst sei immer ein schlechter Ratgeber.
„Es gibt viele Faktoren, die das Erlernen von Sprache beeinflussen – auch negativ“, sagte Achammer, daher sei es wichtig, Sprache als Reichtum wahrzunehmen. Er wies auch darauf hin, dass natürliche Gelegenheiten der Sprachanwendung besonders wichtig sind und dazu beitragen, die Hemmungen zu senken.
„Sprachenlernen ist eine wesentliche schulische Aufgabe, aber nicht nur!“, räumte Achammer ein und wies auf das Maßnahmenpaket für Mehrsprachigkeit 2016-2020 hin, welches wichtige Ansätze enthalte. Er gab aber zu bedenken, dass derartige bildungspolitische Maßnahmen zur Förderung der Sprachkompetenz erst zeitverzögert ihre Wirksamkeit zeigten. KOLIPSI 2 habe in besonderer Weise gezeigt, wie wichtig die Anwendung der Zweitsprache außerhalb der Schule sei.
„Hier gilt es noch viel mehr zu tun“, so Achammer, etwa durch die gezielte Förderung von Austauschprojekten. Auch dies sei Teil des von der Landesregierung im vergangenen Jahr beschlossenen Maßnahmenpaketes.
Der italienische Bildungslandesrat Christian Tommasini wies auf die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für die Südtiroler Gesellschaft hin.
„Besonders der italienische Kindergarten hat große Anstrengungen zur Förderung der Mehrsprachigkeit unternommen“, räumte Tommasini ein.
So wurde etwa im laufenden Schuljahr erstmals flächendeckend eine Stunde didaktischer Tätigkeit in englischer Sprache an allen Kindergärten des Landes eingeführt, denn wissenschaftliche Studien belegen, dass das Erlernen einer Sprache besser gelingt, je früher damit begonnen wird. Die spielerische Annäherung an die Zweit- oder Fremdsprache hilft dabei, Hürden zu überwinden sowie Leidenschaft und Neugier für die andere Sprache zu entwickeln, stellte Tommasini fest. „Die Schule kann viel erreichen, aber ebenso wichtig ist die Begegnung im alltäglichen Leben. Man lernt eine Sprache einfacher, wenn Beziehungen aufgebaut werden, wenn man sich trifft und Zeit miteinander verbringt“, gab Tommasini zu bedenken.
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