Hommage an Ilse Aichinger
Mit renommierten Autorinnen und Autoren und einer Lesung mit Maria Hofstätter erinnert Literatur Lana am 24. und 25. Mai mit dem Filmclub Bozen an Ilse Aichinger und ihre Haltung der konternden Diskretion, eine „Poetik des Verschwindens“.
Im vergangenen Herbst ist Ilse Aichinger verstorben, die zu den singulären Erscheinungen der Nachkriegsliteratur zählt. Einer „größeren Hoffnung“ ebenso wie einem anarchistischen Zorn über die Welt verpflichtet, fand sie zu einem essentiellen Erzählen, das den Wörtern die selbe Klarheit abverlangte wie dem Bewusstsein über die Grenzen der Existenz. Damit einher ging ein Misstrauen gegen die abgegriffene Sprache und gegen den redundanten Einsatz von Rede und Selbstrede. Vielmehr schöpfte Aichinger ihr Sprechen aus der Reduktion auf eine Poetik, die ein persönliches Ich zurücknimmt und der Präzision der Beobachtung folgt.
In der Zeit des Krieges hatte sich Ilse Aichinger mit ihrer jüdischen Mutter jahrelang versteckt gehalten, während die Großmutter sowie die Geschwister der Mutter in den Konzentrationslagern starben. Daran knüpfte die Autorin all ihre Lebenserfahrung, mit der sie wachsam und nie ohne unerschrockene Chuzpe die Zeitgeschichte betrachtete.
Aus ihrem Werk liest in Bozen die Schauspielerin Maria Hofstätter. Marlene Streeruwitz, Josef Winkler und Josef Oberhollenzer nähern sich in einer literarisch hoch geeichten Lesart Aichingers lapidarer Kunst voller Sprengkraft an und Helmut Böttiger und Sascha Michels reflektieren essayistisch deren literaturgeschichtliche Bedeutung. Der Cineastin, die sich jahrelang am liebsten im Wiener Filmmuseum aufhielt, ist der Abend mit einem ihrer Lieblingsfilme gewidmet, dem legendären Streifen „Der Dritte Mann“.
PROGRAMM im Filmclub Bozen
24. Mai, 20.00 Helmut Böttiger: Ilse Aichingers frühe Jahre Sascha Michels: „Immer neu beim Text bleiben.“ Ilse Aichingers Ethik des Lesens
Josef Oberhollenzer: Auf der Suche nach dem Tannenzapfen
Anschließend: Ilse Aichinger: Ausgewählte Texte Es liest: Maria Hofstätter
25. Mai, 20.00 Marlene Streeruwitz: Beim Lesen von „Findelkind“ Josef Winkler: Da flog das Wort auf
anschließend: „Der Dritte Mann“ (Carol Reed. Thriller/Drama, 1949)
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