10.000 Euro pro Quadratmeter
In Corvara boomt der Immobilienmarkt. Dort wird gebaut und verkauft, was das Zeug hält. Mittlerweile haben die Wohnungspreise astronomische Höhen erreicht.
von Silke Hinterwaldner
Wer sich in Corvara aufhält weiß, dass er an einem außergewöhnlichen Ort gelandet ist. Diese recht kleine Gemeinde etwas abgeschieden im Gadertal auf über 1.500 Metern über dem Meeresspiegel ist heute das, was wahrscheinlich Cortina d’Ampezzo früher einmal war: begehrt und unglaublich teuer.
Das zeigt eindrücklich ein Blick auf die aktuellen Wohnungspreise. Ein Beispiel: Vor kurzem wurde dort eine 36 Jahre alte Wohnung verkauft, Energieklasse E, eine alte Bude sozusagen. Diese Immobilie hat eine beheizte Wohnfläche von nicht mehr als 65 Quadratmetern, dazu ein Autoabstellplatz. Der Preis lässt Otto-Normalverdiener staunen: Der Käufer hat für diese Wohnung 760.000 Euro bezahlt. Da heißt: In Corvara ist man sogar bereit rund 10.000 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung aus dem fernen Jahr 1981 zu zahlen. „Langsam“, sagt einer, der sich seit langem mit der Entwicklung am Immobilienmarkt beschäftigt, „nimmt das astronomische Dimensionen an.“
Wer geglaubt hat, dass die Wirtschaftskrise 2008 dem Zweitwohnungsmarkt einen empfindlichen Dämpfer versetzt haben könnte, muss eines Besseren belehrt werden. Nach einer kurzen Phase der Stagnation haben die Immobilienpreise in den begehrten Tourismusdestinationen nie geahnte Höhen erreicht. Gerade in Corvara boomt das Business.
Was machen aber diejenigen, die in Corvara leben und arbeiten? Wie gehen junge, einheimische Familien, die sich ein Zuhause schaffen wollen, mit diesen Entwicklungen um? „Auch für sie wird gesorgt“, sagt der Insider. Es gebe genügend gefördertes Bauland, wo die Einheimischen zu Preisen bauen können, die im gesamten Land üblich sind. Freilich: Wem das immer noch zu teuer ist, der wandert lieber gleich in eine der günstigeren Nachbargemeinden aus, schließlich sind nicht nur die Preise der Wohnungen, sondern auch die Lebenserhaltungskosten in Corvara höher als anderswo.
In Corvara gibt es von insgesamt rund 900 Haushalten, fast 480 Wohnungen, die als Zweitwohnung genutzt werden. Die Gemeinde könnte regulierend eingreifen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Aber Bürgermeister Robert Rottonara erklärte bereits im Jänner gegenüber der TAGESZEITUNG:
„Über eine hundertprozentige Konventionierung haben wir noch nie nachgedacht.“ In Corvara wende man aber einen hohen Steuersatz für Zweitwohnungen an, um zumindest ein klein wenig für die Einheimischen zu tun. Für all jene, die ihre Wohnungen an das Personal in der Gastwirtschaft vermieten, gibt es Ermäßigungen.
Corvara lebt vom hochpreisigen Tourismus, mit all seinen positiven und negativen Folgen. Für fast alle, die in diesem Sektor arbeiten, bedeutet dies, dass gute Gehälter bezahlt werden und viel Trinkgeld herausschaut.
In Corvara kann man besser verdienen als anderswo in Südtirol. Aber das „Chalet a tre piani“, das ein Engländer vor kurzem gekauft hat, lässt sich damit wohl nicht bezahlen. Für das Gebäude direkt an der Skipiste in Kolfuschg war ein Manager bereit, 4,2 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Rechnet man Spesen für Makler, Notar und Steuern dazu, kommt man auf einen Preis von über fünf Millionen Euro.
Um eine Ahnung davon zu bekommen, was das bedeutet: Allein der Makler hat vom Käufer 250.000 Euro bekommen. Na denn: schöne Ferien!
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