Dran glauben heilt
Egal was es ist – wer dran glaubt, kann Selbstheilungskräfte freisetzen. „Die Gabe zu heilen“ erzählt davon.
von Renate Mumelter
Das Entscheidende an Andreas Geigers Film ist, dass er alles so stehen lässt, wie es ist. Kommentare sind den Zuschauern überlassen. Das Erstaunliche am Film ist, dass Geiger genügend Menschen gefunden hat, die bereit waren, vor der Kamera zu zeigen, wie nahe ihnen Heilungssitzungen gehen. Das Interessante an dem Film ist, dass alle fünf vorgestellten Heilenden auf ähnliche Techniken zurückgreifen, obwohl sie mit ganz unterschiedlichen Mitteln arbeiten. Stephan Dalley ist ein langhaariger Bademeister, er hört zu und legt die Hand auf. Birthe Krabbes ist eine Pastorenfrau aus Hamburg, sie hört zu und legt die Hand auf. Jakob „Köbi“ Meile war Eremit, er hört zu und empfiehlt, in sich zu gehen. Ojuna Altangerel ist als Nomadenkind in der Mongolei aufgewachsen, heute ist sie Ärztin und Schamanin, sie hört zu und begleitet. Robert Baldauf ist Bauer, er hört zu, pendelt und treibt den Teufel aus.
„Ich hab auch schon den Teufel persönlich gesehen, das ist ein ganz ekelhafter Mensch“, erzählt Baldauf einer Ratsuchenden und verspricht, den Dämon auszutreiben – telefonisch. Das ist der unterhaltsamste Teil dieses Dokumentarfilms. Ansonsten zeigt „Die Gabe zu heilen“, dass Menschen, die Hilfe suchen, vor allem eines brauchen: Zuwendung. Dann wird Vieles, was weh tut, von alleine gut. Niemand von diesen fünf Heilenden hält seine Kundschaft davon ab, Beschwerden schulmedizinisch abzuklären, das wäre unverantwortlich.
Geigers Film ist ein interessanter Ausflug in die Psyche der Heilenden und Heilsuchenden, und er wird nie fad.
Die Gabe zu heilen (D 2016), 102 Min., Regie: Andreas Geiger. Bewertung: Interessante Recherche
Was es sonst noch gibt: Esodo e confini (Filmreihe am 17. und 18. Mai im Filmclub)
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