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Der Kalender-Betrug

gericht-hammer-gerichtssaalEin Mann aus Villnöß bekam einen Kalender der Finanzwache zugestellt, den er nie bestellt hatte. Ein Prozess am Landesgericht zeigt, welch raffinierte Verkaufs-Methode dahintersteckt.

Von Thomas Vikoler

Laut Gesetz sind telefonisch abgeschlossene Verträge erlaubt, allerdings muss es dafür eine Sprachaufzeichnung geben. Ansonsten ist er ungültig. Von dem Telefongespräch, das ein Mann aus Villnöß vor einiger Zeit mit einem Mitarbeiter der Firma Abbonati Italia aus der Provinz Bari führte, gibt es keine Aufzeichnung. Jedenfalls nicht im Prozess wegen versuchten Betrugs, der derzeit gegen Firmeninhaber Angelo Sacco geführt wird.

Was war passiert?

Dem Mann aus Villnöß waren telefonisch der aktuelle Kalender der Finanzwache, ein Terminplaner und ein Abonnement für eine Polizei-Zeitung angeboten worden. Obwohl der Angerufene das Angebot ablehnte, erhielt er bald darauf ein Paket, das exakt das erhielt, was er nicht haben wollte. Preis: 150 Euro, per Nachnahme zu entrichten.

Statt die Rechnung zu begleichen, wandte sich der Mann an die Finanzwache, die daraufhin eine Ermittlung gegen den Inhaber der Firma Abbonati Italia einleitete.

Der Mann aus Villnöß hatte den Finanzern berichtet, der Telefonist der Firma habe sich ausdrücklich als Angehöriger der Finanzwache ausgegeben. Das ist wohl der Trick in dieser Geschichte: Der Angerufene sieht sich durch diese Angabe quasi verpflichtet, den Kalender und andere Devotionalien zu kaufen, um sich gut mit der Finanzwache oder der Polizei zu stellen.

Bekanntlich hängen in vielen Firmensitzen und Hotelhallen, auch in Südtirol, die stets opulent gestalteten Jahreskalender von Carabinieri, Polizei und Finanzwache. In erster Linie deshalb, um bei einer etwaigen Kontrolle einen guten Ersteindruck zu hinterlassen.

Doch der Mann aus Villnöß wollte sich mit niemanden gutstellen. Er ist nun der Belastungszeuge im Strafprozess gegen den Inhaber der Firma, die ihm das ungebetene Paket zugeschickt hatte.

Die Ermittlungen der Finanzwache zeigen, welche raffinierte Verkaufsmethode dahintersteckt. Der Anruf nach Südtirol ging vom privaten Handy eines der zehn Mitarbeiter der Firma aus Bari aus. Auch dies scheint Teil eines Systems zu sein: Die Anwälte von Firmenchef Sacco argumentieren im Bozner Prozess, ihr Mandant habe mit dem Anruf nichts zu tun. Außerdem hätten alle Mitarbeiter eine Verpflichtung unterschrieben, sich bei Anrufen nicht als Ordnungskräfte auszugeben und nichts zu verschicken, was nicht bestellt wurde.

Das erschwert die Entscheidungsfindung im Hauptverfahren. Richter Carlo Busato hat die Anklage nun an die Staatsanwaltschaft zurückgeschickt. Mit dem Hinweis, dass mehrere Personen an dem versuchten Betrug beteiligt sein könnten.

Auch hier gibt es Anzeichen für eine systematische Vorgangweise: Der Mann aus Villnöß hat von Saccos Anwälten ein Angebot erhalten: Wenn er die Anzeige zurücknimmt, bekommt er 250 Euro. Er hat dankend abgelehnt.

 

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