Baugewerbe im Höhenflug
Das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe bessert sich weiter. 92 Prozent der Unternehmen gehen heuer von einer befriedigenden Ertragslage aus.
Die Stimmung im Baugewerbe bessert sich das vierte Jahr in Folge und die Bewertungen zur Ertragslage sind wieder im Schnitt der Südtiroler Gesamtwirtschaft. Dies zeigt die aktuelle Konjunkturerhebung des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.
Im Jahr 2016 konnten 86 Prozent der Unternehmen ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis erreichen und für heuer haben sogar 92 Prozent positive Erwartungen. Es soll aber berücksichtigt werden, so das WIFO, dass die Unternehmer die Lage meistens als „befriedigend“ bewerten und nur in etwa ein Fünftel der Fälle als „gut“.
Am meisten Optimismus gibt es im Bereich der Bauinstallation und Fertigstellung von Gebäuden, die Hochbausparte zeigt hingegen die beste Steigerung des Geschäftsklimas im Vergleich zu den Vorjahren.
Das WIFO schreibt:
„Hauptgrund für die verbesserte Stimmung ist die günstige Umsatzentwicklung im letzten Jahr. Das Geschäftsvolumen ist in allen Branchen des Baugewerbes angestiegen, während die Betriebskosten nur moderat zugenommen haben. Dies hat zu einer erheblichen Besserung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit geführt. Die Zahlungsmoral der Kunden und der Kreditzugang werden von den Unternehmen deutlich besser bewertet als in den Vorjahren. Für das Jahr 2017 erwartet man ein weiteres Wachstum des Geschäftsvolumens im Hochbau, während es im Tiefbau zu einer leichten Umsatzabnahme kommen könnte, vor allem aufgrund weniger Aufträge aus den anderen italienischen Provinzen.“
Das steigende Geschäftsvolumen bewirkte auch positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt. Die Anzahl der unselbständig Beschäftigten im Baugewerbe belief sich 2016 durchschnittlich auf etwa 15.450 mit einer Zunahme von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut der befragten Unternehmen wird die Beschäftigungsentwicklung auch heuer stabil bis leicht positiv ausfallen.
Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über den wiedergefundenen Optimismus und betont die Wichtigkeit eines breiten Sanierungsprogrammes von älteren Gebäuden: „In Südtirol sind 58 Prozent der öffentlichen Gebäude in der schlechtesten Energieklasse G eingestuft. Mit angemessenen Sanierungsmaßnahmen würden nicht nur die Bauunternehmen und -handwerker unterstützt, sondern könnten auch wesentliche Ersparnisse bei den Energiekosten und eine bessere Umweltverträglichkeit erreicht werden.“
Das sagen die Wirtschaftsverbände:
Emilio Corea, Präsident von CNA-SHV – Bauwesen:
„Der Aufschwung ist bei den Bauunternehmen und in der Bauinstallation deutlich spürbar. Die Erwartungen der KMUs sind positiv. Der Sektor bekam eine Liquiditätsspritze dank neuer Investitionen, vor allem im Bereich der energetischen Sanierungen. Man kann somit zuversichtlich in die Zukunft schauen.“
Markus Bernard, Obmann der Berufsgruppe Bau im lvh:
„Grundsätzlich können wir die positive Stimmung im Bausektor bestätigen und wünschen uns, dass sich diese Entwicklungen auch auf das Preisdumping der letzten Jahren auswirkt, bei dem sich KMUs gegenseitig unterboten und an die Grenze der Existenz brachten. Wir bemerken allerdings einen Anstieg der Betriebskosten aufgrund der Änderungen des Kollektivvertrags im Handwerk im April 2017, die sich wesentlich auf die Betriebe auswirken.“
Markus Kofler, Präsident Kollegium der Bauunternehmer:
„Die Ertragslage hat sich zwar im Vergleich zu den letzten Krisenjahren verbessert, reicht aber noch nicht aus, um die Betriebe langfristig zu sichern. Besonders im Tiefbau muss rasch investiert werden: Südtirol braucht moderne und effiziente Infrastrukturen! Was den Wohnungsmarkt betrifft, so muss es das Ziel sein, leistbares Wohnen zu ermöglichen und vor allem den Mietmarkt wiederzubeleben.“
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