„Er hat furchtbare Angst“
Wie reagieren die Abgeordneten auf die Wiederkandidatur des Landeshauptmanns? Die TAGESZEITUNG hat sich im Südtiroler Landtag umgehört.
Ulli Mair (Freiheitliche): Grundsätzlich verstehe ich, dass ein Regierungschef seine Zeit braucht, um neue Impulse zu setzen und um seine Arbeit und Projekte voranzutreiben – und daher wären fünf Jahre schon etwas wenig. Kompatscher selbst hat immer wieder erklärt, maximal zwei Legislaturen im Amt bleiben zu wollen. Daher überrascht seine Wiederkandidatur nicht. Die Neuausrichtung, die ihm selbst immer wichtig war, ist bis jetzt nicht erkennbar. Wenn er bei seiner linkslinken Haltung, nicht nur in Sachen unkontrollierter Zuwanderung, und seiner Treue zum Staat bleibt, sind weitere fünf Jahre für Südtirol wohl recht bedenklich. Den Begriff „Alternativlosigkeit“ hat die Merkel erfunden. In einer Demokratie gibt es jedoch immer Alternativen. Da wir Freiheitlichen für die Direktwahl des Landeshauptmannes sind, würde das Volk entscheiden.
Brigitte Foppa (Grüne): Die Entscheidung Kompatschers war zu erwarten. Die erste Legislatur ist zum Einlernen da. Der LH hat immer gesagt, dass er zehn Jahre im Amt bleiben will. Deshalb wühlt uns das jetzt nicht auf. Wenn man Kompatscher an seinen eigenen Worten misst, dann hat er in seinen bisherigen vier Jahren einiges vermissen lassen, besonders was die Arbeitsweise und den neuen Stil anbelangt. Der große Bruch, den er im Wahlkampf herbeigerufen hat, ist nicht eingetreten. Mit seiner Arbeitsweise sind wir total unzufrieden. Als Opposition wird uns zur Bearbeitung der Gesetze wenig Zeit gelassen, wir werden oft überrumpelt. Da muss keine böse Absicht dahinter stecken. Es handelt sich vielmehr um organisatorisches Ungeschick. Inhaltlich hat Kompatscher sicher einiges umsetzen können. Sein Regierungsstil ist sehr unaufregend. Er will den Ball immer flach halten und lässt jegliche Emotionalität aus dem politischen Diskurs draußen. Es ist bei ihm eine Bürokratisierung und Technisierung des politischen Diskurses festzustellen. Damit schiebt der LH die Debatte an die Ränder. Er hält sich raus und läuft damit Gefahr, die extremen Kräfte am rechten Rand zu stärken. Kompatscher hat furchtbare Angst davor, sich angreifbar zu machen. Er sollte sich mehr zeigen und ehrlicher, kantiger und offener auftreten. Eine Alternative zu nennen, steht uns als Opposition nicht zu. Mit Kompatscher gab es einen Generationenwechsel. Einen richtigen Wechsel in Südtirol gibt es aber nur, wenn die SVP endlich eine ordentliche Koalition eingehen muss. Wir Grünen hoffen natürlich, 2018 eine inhaltiche Koalition bilden zu können, damit in Südtirol ein wirklicher Neuanfang beginnen kann.
Umfrage: Matthias Kofler
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