Oasen der Stille
Lärm ist in unserem Alltag ständig präsent. Die Landesagentur für Umwelt macht mit einem Schulprojekt auf die gesundheitlichen Folgen aufmerksam.
Lärm ist nicht nur lästig, er kann auch krank machen, wie Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigen. Je nach Lautstärke und Dauer sind die gesundheitlichen Folgen jedoch unterschiedlich. Ständiger Lärm kann bereits ab 40 Dezibel gesundheitliche Auswirkungen haben.
Bei Menschen, die durch Straßen- oder Zuglärm unter Schlafstörungen leiden, steigt das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Migräne. Der „Internationale Tag gegen den Lärm“, der jährlich am 26. April stattfindet, macht auf den Zusammenhang von Lärm und Gesundheit aufmerksam.
Sind die Ohren über einen längeren Zeitraum Lautstärken von mehr als 80 Dezibel ausgesetzt, sterben die Haarzellen im Innenohr ab. Sie können weder operativ noch mit Medikamenten gerettet werden. Eine bleibende Schwerhörigkeit ist die Folge. Hörgeräte sind wertvolle Hilfsmittel, sie können aber die Hörqualität eines gesunden Ohrs nicht ersetzen. Für Menschen, die beruflich starkem Lärm ausgesetzt sind, ist deshalb das Tragen von Gehörschutz gesetzlich vorgeschrieben und wird von den Betroffenen zunehmend als sinnvolle Maßnahme anerkannt und befolgt.
Anders sieht es in der Freizeit aus. Dort werden die 80 Dezibel häufig überschritten, weil Musik von den Betroffenen nicht als Lärm wahrgenommen wird. „In Diskotheken werden 110 Dezibel und mehr gemessen“, sagt der Direktor des Amtes für Luft und Lärm, Georg Pichler. „Speziell die Dauerbeschallung mittels Kopfhörer birgt ein gesundheitliches Risiko, dessen sich vor allem Jugendliche nicht bewusst sind. Kein Wunder also, dass Tinnitus und Schwerhörigkeit sich zu Volkskrankheiten entwickelt haben.“
Die langfristigen Folgen sind nicht zu unterschätzen. Wer schlecht hört, kann schlecht mit anderen kommunizieren. Die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzunehmen und zu pflegen, wird eingeschränkt, es drohen Vereinsamung und Isolation. „Beunruhigend ist, dass bereits 15 Prozent der Jugendlichen so schlecht hören wie 50-Jährige“, sagt Georg Pichler. „Es ist wichtig, das Hörverhalten zu überdenken und ab und zu Oasen der Stille aufzusuchen oder selber zu schaffen.“
Lärm und seine Folgen sind auch das Thema des Projektes „HörProben“ der Landesagentur für Umwelt. Der Workshop wird an Südtiroler Mittel- und Oberschulen durchgeführt. „Bis jetzt haben 317 Klassen mit fast 7.000 Schülerinnen und Schülern daran teilgenommen“, sagt die Leiterin des Projektes, Johanna Berger, die daran erinnert, dass ungefähr jeder vierte Jugendliche Probleme mit dem Gehör hat. Bei den Workshops lernen die Schüler, ihr eigenes Verhalten im Umgang mit Lärm kritisch zu hinterfragen. „Sie lernen, wie sie Lautstärken einschätzen können, wie sie gefährliche Situationen erkennen und wie sie bewusster mit ihrem Hörsinn umgehen und diesen auch schützen können.“
„Nicht jeder empfindet Lärm gleich, entscheidend ist, wie laut und wie lange das Gehör belastet wird“, sagte Umweltlandesrat Richard Theiner, der kürzlich die Mittelschule in Lana besuchte, um sich ein eigenes Bild von dem Projekt machen zu können. „Es gibt Situationen, in denen man die Dauer und die Lautstärke des Lärms kaum beeinflussen kann. Aber dort, wo wir es können, sollten wir es tun, und zum Beispiel einen Lärmschutz tragen oder die Musik leiser drehen.“
Das Projekt HörProben ist Teil des Umweltbildungspaketes Umwelt.Schule der Landesagentur für Umwelt und wird vom Bereich Innovation und Beratung, Bereich Gesundheitsförderung des deutschen Schulamtes mitgetragen. Auch der Elternverband hörgeschädigter Kinder bietet interessierten Klassen die Möglichkeit, das Thema in Form eines Klassenbesuches oder über den Verleih einer Lärmkiste und von Lärmampeln aufzugreifen.
Informationen zu den Schulprojekten sind unter umwelt.provinz.bz.it/umweltbildung abrufbar.
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